Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
Vom Netzwerk:
kamen Pavel und Anuschka herunter. Sie blieben auf den Stufen stehen.
    «Wir wollen ins Kino!», sagte Anuschka. «Es kann spät werden.»
    «Habt ihr Geld?», fragte Paul.
    «Nie genug!», antwortete Pavel und grinste.
    Paul zog aus seiner Kordhosentasche einen Hundertmarkschein und gab ihn Pavel.
    «Danke!» Anuschka und Pavel sahen sich verlegen an.
    Als sie den Rest der Treppe hinuntergingen und das Wohnzimmer verließen, sahen Anne und Paul, wie Anuschka Pavels Hand nahm.
    «Das wäre dann also auch erledigt!», meinte Paul lapidar. Er kam zurück zu Anne. «Soll ich dir in der Zwischenzeit den Kamin anmachen?»
    «Endlich!», sagte Anne. «Ruhe! Danke, lieber Gott.» Sie wandte sich an Paul. «Nein, lass nur, vielleicht später. Ich mache mich dann mal an die Adventskränze.»
    Als Letzter kam Luis heruntergepoltert. Er hatte sich in der vergangenen Woche beim Friseur Ohrlöcher stechen lassen und sich von seinem Taschengeld zwei dicke Goldohrringe gekauft, die er nun voller Stolz trug. Gestern erst hatte er sich dann passend dazu im Badezimmer (das hinterher wie Sau aussah und weswegen es einen Riesenkrach zwischen ihm und Anne gegeben hatte) die Haare mentholgrün gefärbt. Es sah entsetzlich aus. Auch er hatte sein Handy dabei, sein Sweatshirt war kreischend rot, seine Hose olivfarben, die Nikes blau-weiß gestreift und mindestens drei Nummern zu groß.
    «Ich bin bei Frau Lissmann!», erklärte er. «Ihr braucht mit dem Abendbrot nicht zu warten, ich kriege da was.»
    «Na, das ist ja schön!», meinte Anne.
    «Sie hat gesagt, ich kann bei ihr auch pennen. Mal sehen.»
    «Ja, mal sehen.» Sie wollte ihm sein Sweatshirt zurechtzupfen, aber er schob ihre Hand weg. «Ruf aber bitte an, Luis, okay?»
    Er grinste und hielt sein schreiend gelbes Handy hoch:
    «Arrivederci!», rief er und verschwand wie die anderen.
    Anne ging in die Küche. Frau Merk hatte kalte Hühnerkeulen aufgetischt und eine große Schüssel mit Salat. Das Dressing stand in einer kleinen Glaskaraffe daneben. Anne hatte noch keinen Hunger. Sie holte aus dem Zwischenflur die Adventskränze und brachte sie ins Esszimmer. Aus dem Wohnzimmer nahm sie eine alte Zeitung und breitete das Papier sorgfältig auf dem Esstisch aus. Dann schleppte sie zwei der Kartons mit Weihnachtsschmuck heran und begann damit, die Kränze zu dekorieren. Sie steckte Kerzenhalter hinein, drückte knubbelige rote Kerzen auf die Metallstifte, befestigte mit Draht getrocknete Beeren und Walnüsse im Tannengrün, band kleine weiße Schleifen, die sie dazusetzte. Es vergingen zwei Stunden. Anne machte eine Flasche Rotwein auf und brachte Paul ein Glas davon ins Bad. Er lag im warmen Wasser und las in einem Buch.
    «Alles okay?», fragte sie.
    «Danke, ja!»
    Sie ging wieder herunter und verteilte die fertigen Adventskränze im Haus. Einer kam auf den Sofatisch, einen hängte sie über den Kamin, einen weiteren stellte sie in die Diele auf das Tischchen, die anderen brachte sie in die Zimmer der Kinder und in ihr Schlafzimmer. Aus dem Keller holte sie die Stiege mit den Weihnachtssternen und Werkzeug. Sie machte die Haustür auf und schlug einen Nagel in das Holz. Den letzten Adventskranz hängte sie daran auf, zupfte die Schleifen zurecht und besah zufrieden ihr Werk. Zum Schluss stellte sie die Weihnachtssterne in dicken, chinesischen Übertöpfen auf die Fensterbänke im Esszimmer und im Wohnzimmer. So mochte sie es. Jetzt konnte das Weihnachtsfest kommen. Anne knüllte die Zeitungen zusammen, räumte den Müll weg, stellte die leeren Kartons in die Küche und aß im Stehen eine Hühnerkeule. Sie sah auf die Uhr, es war kurz vor elf.
    Anne stellte sich unten an die Treppe. «Bist du ertrunken?», rief sie hinauf.
    «Komme sofort!»
    Anne schlüpfte in ihre Mokassins, schaltete überall das Licht aus und knipste nur die beiden Tischlampen an, die neben dem S0fa standen. Mit ihrem Glas Rotwein machte sie es sich auf einem der Sessel gemütlich.
    Endlich kam auch Paul. Er hatte sich einen Jogginganzug angezogen und hielt sein leeres Glas in der Hand.
    «Lasse dich den ganzen Abend allein, tut mir Leid. Aber es war so herrlich in der Wanne, du hättest dazukommen sollen.» Er sah sich um. «Sieht gemütlich aus!»
    «Setz dich zu mir!», bat sie. «Ich möchte etwas mit dir besprechen!»
    Er kam zu ihr, stellte das Glas ab, schmiss sich aufs Sofa.
    «Ich habe mir etwas überlegt Paul. Weißt du: Die Kinder ... gehen langsam ihre eigenen Wege. Das Haus versorgt Frau Merk. Für

Weitere Kostenlose Bücher