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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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sie den Rest der Sachen zusammen, «misch dich gefälligst nicht in meine Angelegenheit ein».
    Jetzt platzte Anne der Kragen: «Ich wollte dir nur helfen!», brüllte sie zurück.
    «Hilf dir lieber selber!», pöbelte Anuschka. «Du beschissene Übelkrähe.»
    «Also ...»
    «Na na na!», meinte Ebba.
    «Was geht Sie das an?», fluchte Anuschka, nahm ihre Tasche, raste aus dem Wohnzimmer in die Halle, knallte die Türen hinter sich und verschwand aus dem Haus.
    Ratlos guckte Anne ihre Freundin an.
    «Bis eben fand ich es noch extra-gemütlich bei euch.»
    Sie stellten alle Sachen auf das Silbertablett und gingen gemeinsam in die Küche. Frau Merk war nicht mehr da. Anne war stinksauer. Sie knallte das Tablett auf die Anrichte.
    «Was sagst du dazu, Ebba?» Sie drehte den Hahn auf und ließ sich das kalte Wasser über die Innenseite des linken Handgelenks laufen. «Was war das eben?»
    «Hysterie?», fragte Ebba zurück und stellte Kuchen und Flasche ab.
    «Sie wird immer seltsamer, ich begreife das nicht. Mal ist sie die Stumme von Portici, dann die Irre von Chaillot, sie ist unberechenbar, und all ihre Gefühlsregungen richten sich gegen mich.» Nun hielt sie das andere Handgelenk unter das Wasser. «Ich komme einfach nicht mit ihr klar. Es ist wirklich nicht mehr witzig.» Sie drehte den Hahn zu und trocknete sich mit einem Geschirrhandtuch aus weißem Waffelpikee die Hände ab.
    «Das kann auch nicht nur an mir liegen, ja?, das glaube ich einfach nicht. Sie entzieht sich hier dem ganzen Betrieb, sie nimmt an kaum einer Mahlzeit mehr teil, sie isst nicht! Wird von Tag zu Tag dünner ...»
    «Na ja, die Mädchen heute, die kriegen das ja auch so vorgelebt: Du bist nur schön, wenn du dürr bist.»
    «Paul müsste mal ...»
    Ebba unterbrach sie: «Na, ich sagte es ja schon: Wo sind die Löwen? Bei der jungen Dame gibt es nur zwei Möglichkeiten, meiner Meinung nach, entweder du redest mit ihr ganz grundsätzlich und tiefenpsychologisch, will ich mal sagen, so von Frau zu Frau, das ist doch deine Spezialität oder ...»
    «Oder?»
    «Du wehrst dich. Du setzt sie mal so richtig auf den Pott. Ja, genau. Das wäre es, was ich machen würde. Und wahrscheinlich ist es auch die einzige Sprache, die so ein Girlie versteht: Sie zusammenscheißen, dass es kracht. Schluss mit puppenlustig. Wer ist die denn ...?» Ebba redete sich in Rage und begann auch Anne aufzustacheln. «... eine Frechheit, wie die mit dir umgeht. Und du spielst das liebe Mondkalb und lässt dir das auch noch gefallen. Verwöhntes Monster. Genau wie ich sage: zu viel Verwöhnung. Die kennt offenbar ihre Grenzen gar nicht mehr.» Mit verstellter Stimme gab Ebba den Dialog wieder. «Ich habe extra für dich Gemüse-Lasagne gemacht. Pphh Ist sie Vegetarierin? Gib ihr Fleisch. Bis es aus den Ohren wieder rauskommt. Na, die sollte mir mal unter die Finger kommen ...»
    «Ebba!» Anne musste lachen.
    «Die würde ich auf der Gemüsereibe raspeln und durch den Fleischwolf drehen. Und ...»
    «Ebbaaa ...»
    «So klein mit Hut soll die sein, und lass dir bloß nicht von deinem Paul den Schneid abkaufen.»
    Unbemerkt war Frau Merk, die im Garten gearbeitet hatte, in der Küchentür aufgetaucht. Sie blieb stehen und hörte zu.
    «Das kriegt die nämlich auch noch hin, dass die euch auseinander bringen will, verstehste, und du Schaf rennst auch noch hin zu dieser Schlachterin und hilfst ihr, anstatt sie zusammenzufalten oder rauszuschmeißen!»
    Frau Merk wurde weiß. Sie glaubte, es ginge um sie. Sie wollte auf dem Absatz kehrtmachen, da wurde sie von den Freundinnen bemerkt.
    «Frau Merk eh ...», begann Anne. «Wir möchten um halb acht essen, die Lasagne ist vorbereitet und im Kühlschrank, ich gehe mit Frau Mommsen spazieren und ...»
    «Ich habe heute meinen freien Abend!»
    Dieser Satz passte Ebba gut in den Kram: «Und Sie, gute Frau! Sie werden sich auch mal ein bisschen am Riemen reißen. Es geht mich zwar absolut nichts an, aber ...», sie kam Frau Merk gefährlich nah, die einen Schritt zurückwich, «... mir gefällt es nicht, wie sie sich hier aufführen, vor allem gegenüber meiner besten Freundin.»
    «Ebba, nun lass es mal gut sein.» Anne packte sie am Ärmel ihres roten Kleids, doch Ebba machte sich los.
    «Sie sind hier nämlich nichts weiter als eine Angestellte. Und es interessiert auch niemanden, was für eine Lebensgeschichte sie haben. Wir haben alle unsere Lebensgeschichte, und uns fragt auch keiner. Gucken Sie mich an, ich muss mich von

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