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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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Katzen verschmäht hatten, und schlenderte mit betontem Gleichmut durch das Speicherviertel zu den Gässchen der Altstadt, in denen sich auch die Apotheke von Friedrich Steinhäuser befand.
    Ihr Temperament war mit ihr durchgegangen, als Mechthild am Morgen eröffnet hatte, dass der Geheime Medizinalrat Meschkat um Helenes Hand angehalten und Vaters Zustimmung erhalten hatte. Sie war wütender geworden, als es sich für eine wohlerzogene junge Dame ziemte. Und erst jetzt erkannte sie, welchen Schaden ihr Trotz angerichtet haben könnte.
    Ich sollte mich besser ruhig verhalten, dachte sie, mich Vaters Zuneigung versichern, um ihn im geeigneten Moment zu überzeugen, dass der Weg, den Mechthild und er für mich gewählt haben, nicht der richtige ist.
    Sie würde noch einmal mit ihm reden müssen, noch eindringlicher. Gewiss wusste er nichts von ihren Gefühlen, ahnte sie vielleicht, |41| tat sie jedoch bisher einfach als Launen einer widerspenstigen Tochter ab, die noch nie leicht zu führen war. Es war Mechthilds Einfluss zu verdanken, dass er sich ihr verschloss, dessen war Helene sich sicher.
    Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, schluckte die aufsteigenden Tränen herunter. Ich werde vor Gram und Kummer vergehen, dachte sie. An dieser neuartigen Nervenschwäche leiden, die mittlerweile grassierte und vor allem Damen der besseren Gesellschaft befiel. Das konnte Vater nicht wollen, sicher hatte er die Folgen seiner Hochzeitspläne für sie nicht ausreichend bedacht.
    Inzwischen hatte sie die Apotheke erreicht, die sich im unteren Teil des Wohnhauses befand. Hoch über der Eingangstür prangte das neue Ladenschild aus glänzendem Messing, das Vater letzte Woche voll Stolz aufgehängt hatte. Durch einen schmalen Torbogen seitlich des Hauses gelangte sie in den Hinterhof, betrat den Laden über den Hofeingang und fand den Vater im Labor, wo er, geschützt vor den Blicken der Kundschaft, Salben mischen, Tinkturen bereiten und seinen alchemistischen Experimenten nachgehen konnte.
    Er war allein. Sie zögerte, fürchtete sich vor seiner Antwort, vor der Endgültigkeit seiner Entscheidung. Doch der vertraute Geruch von Kräutern und Spiritus, der schwer im Raum hing, gab ihr Mut, und sie trat näher.
    Friedrich Steinhäuser, in braunem Rock und heller Schürze, hielt sich über eine Metallschüssel gebeugt, die im Licht der Öllampe glänzte. Mit gleichmäßigen Bewegungen tauchte er die Hände hinein, um nass tropfende, goldschimmernde Mandeln herauszuholen und in den Reibstein aus Granit zu legen.
    Leise, als wäre sie niemals fort gewesen, stellte sie sich neben ihn, nahm eine der kostbaren Mandeln aus der mit Wasser gefüllten Schüssel und löste die Schale mit einer reibenden Bewegung der Finger.
    »Wasch dir die Hände«, wies Friedrich Steinhäuser sie an und fuhr in seiner Arbeit fort, ohne aufzusehen.
    Helene eilte zur Emailleschüssel, um sich ihre Finger gründlich zu säubern.
    |42| »Darf ich Ihnen bei der Arbeit helfen?«, fragte sie sanft, als sie sich wieder zu ihm gestellt hatte. Sie begann, die Mandeln mit dem Holzstößel zu zerdrücken. Sofort entfaltete sich ein zarter, süßlicher Duft.
    Ihr Vater antwortete nicht, nahm ihr stattdessen den Stößel aus der Hand und fuhr nun seinerseits fort, die Mandeln mit kräftiger Hand zu Brei zu zermalmen.
    »Du hast deine Klavierstunde verpasst und versäumt, die Gardinen einzufassen. Mechthild ist außer sich. Sie ist der Ansicht, du würdest die Hausarbeit mit Vorsatz vernachlässigen.« Er hielt in seinem Tun inne, sah sie nachdenklich an. »Du begegnest ihr doch mit Respekt, Helene?«
    »Ja, Vater, Sie wären stolz, wenn Sie sehen könnten, wie artig ich bin.« Helene erwiderte seinen Blick, eine Träne löste sich und rann über ihre Wange. »Aber Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr sie mich quält. Über Stunden lässt sie mich Strümpfe stopfen und Wäsche ausbessern, wozu haben wir denn Luise? Dabei wäre ich viel lieber in der Apotheke und würde Ihnen zur Hand gehen.« Sie senkte den Kopf.
    Friedrich Steinhäuser seufzte und lächelte milde. »Du solltest ihr dankbar sein dafür, dass sie dich diese Dinge lehrt. Im Übrigen frage ich mich, wo du den ganzen Tag gesteckt hast.«
    »Ich habe nachgedacht.«
    »Ich nehme an, du bist zu dem Ergebnis gekommen, dass du dich ungebührlich betragen hast, und möchtest dich für dein Benehmen entschuldigen.«
    »Entschuldigen?« Wieder stieg dieser hilflose Zorn der Verzweiflung in ihr auf. »Sie

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