Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)
Fakten als an die Theorie halten und vor allem keine Sekten stiften mit Intoleranz und Verfolgungssucht, sondern uns als Diener eines Tempels und als solche betrachten, welche gemeinschaftlich nach einem Ziele streben, wenn gleich auf verschiedenen Wegen.
(C. W. Hufeland,
Die Homöopathie
, erschienen im Journal der praktischen Arzneykunst und Wundarzneykunst, Berlin 1826. Gekürzter Auszug)
|437| ANHANG
Die Geschichte dieses Romans ist eine Fiktion, eingebettet in die historischen Vorkommnisse jener Zeit. Und auch wenn die Handlung meiner Phantasie entsprungen ist, so hätte sie sich dennoch so zutragen können, denn es war mir wichtig, sie auf überlieferte Quellen zu gründen.
|439| REALITÄT VS. FIKTION:
Christoph Wilhelm Hufeland
Die Charakterstudie Hufelands basiert auf seiner Biographie und den Beschreibungen von Zeitzeugen, ebenso seine beruflichen Stationen und Leistungen, die im Roman Erwähnung finden. Fiktiv hingegen ist die Liebesgeschichte zwischen ihm und Helene Steinhäuser. Diese greift Ereignisse in Hufelands Leben auf, über deren Hintergründe noch heute spekuliert wird:
Als Hufeland Königin Luise im Jahre 1806 auf der Flucht vor Napoleons Truppen als Leibarzt begleitete, schickte er seine Frau Juliane mit den Kindern zunächst nach Stargard, damit sie später, wenn die Franzosen Berlin verlassen hätten, wieder rasch zurückkehren könne. Irgendetwas war vorgefallen. Ein Streit, ein Zerwürfnis? Es scheint, als habe Juliane eine Aussprache gesucht, denn sie reiste ihm bis Königsberg nach. Hufeland schickte sie jedoch wieder fort und ließ sich nur wenige Monate danach scheiden. In seiner Biographie beschrieb er diesen Schritt als eine »durch Gottes Gesetz selbst gebotene und zur unumstößlichen Pflicht gemachte Trennung von meiner Gattin«. Was war geschehen?
Im Jahre 1799, sechs Jahre nach der Zeit in Jena, die im Roman beschrieben wird, kam ein junger Student ins Haus der Professorenfamilie: Christian Heinrich Ernst Bischoff. Er assistierte Hufeland, als dieser auf dem rechten Auge erblindete, und entwickelte ein vertrauliches Verhältnis zur zehn Jahre älteren Juliane, das deren Ehemann nicht verborgen blieb. Es scheint, als sei die Ehe bereits seit Jahren alles andere als glücklich gewesen. So schreibt Hufeland über seine Jenaer Professorenzeit von stillem Kummer des Herzens, der ihn dazu gebracht habe, »auf alles irdische Glück zu verzichten« und sich »ganz dem höheren geistigen Leben zu |440| widmen«. Dennoch nahm er Bischoff als Assistenten mit nach Berlin, wo dessen Verhältnis zu Juliane offenbar noch enger wurde. War diese von ihm schwanger, als sie ihrem Mann nach Königsberg nachreiste? Das gilt als sehr wahrscheinlich. Bei der Überlieferung der Umstände von Theodor Ludwig Wilhelm Bischoffs Geburt gibt es Unregelmäßigkeiten. Es existiert kein Taufeintrag. Angeblich wurde er im Oktober 1807 geboren. Damit läge der offizielle Zeitpunkt der Zeugung nach Hufelands Trennung von seiner Frau. Doch der wahre Geburtstermin liegt im Dunkeln.
Was muss in Hufeland vor sich gegangen sein? Er war ein moralischer, treusorgender Ehemann, und die Frage, ob es wohl im Gegenzug jemals möglich gewesen wäre, dass eine andere Frau mit ähnlich edler Gesinnung sein Herz erobert haben könnte, beflügelte meine Fantasie. So entstand die Idee der Verbindung zwischen Hufeland und Helene, einer fiktiven Romanfigur. Ihren Vornamen wählte ich, um dem historischen Hufeland gerecht zu werden. Dieser heiratete nämlich Jahre später tatsächlich eine »Helene«, die seinen Kindern eine gute Mutter war und die er in seiner Biographie als treue, liebende Lebensgefährtin beschrieb, die ihm viele glückliche Jahre schenkte.
Samuel Hahnemann
Auch Hahnemanns Charakterbeschreibung basiert auf historischen Quellen. Es war mir wichtig, ihn als den akribisch arbeitenden, hochintelligenten Mann darzustellen, der er war, denn das rückt auch die Entstehung der Homöopathie in ein klareres Licht.
Hahnemanns Beziehung zur Alchemie beleuchte ich in einem gesonderten Text weiter hinten im Anhang. Hier sei nur kurz erwähnt, dass der von mir im dritten Teil des Buches beschriebene Zusammenhang nur auf Vermutungen basiert, das gilt vor allem für die Umsetzung der alchemistischen Multiplikation zur Wirkungsverstärkung der Arzneikräfte durch Potenzierung.
Das Jahr 1796 gilt als Geburtsjahr der Homöopathie. Damals veröffentlichte Hahnemann den Artikel »Versuch über ein neues Prinzip zur
Weitere Kostenlose Bücher