Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)
Auffindung der Heilkräfte in Arzneisubstanzen, nebst |441| einigen Blicken auf die bisherigen« in Hufelands
Journal der praktischen Arzneikunde
, in dem er die Prinzipien der Homöopathie erstmals vorstellt. Der Grundgedanke findet sich jedoch schon weit früher: Bereits während seiner Zeit in Stötteritz bei Leipzig machte Hahnemann erste Versuche mit Arzneimittelprüfungen und erprobte die Heilmittel wenig später in Georgenthal am Geheimen Kanzleisekretär Klockenbring. Dieser Patient ist ebenso historisch belegt wie die Tatsache, dass der Bericht über seine Behandlung erst drei Jahre später veröffentlicht wurde. Allerdings in der
Deutschen Monatsschrift
und nicht, wie man hätte erwarten müssen, im
Gothaer Allgemeinen Reichsanzeiger
seines Freundes, des Rates Becker.
Von einem Aufenthalt Hahnemanns in Jena gibt es kein schriftliches Zeugnis. Und auch wenn er und Hufeland in engem freundschaftlichen Kontakt zueinander standen, sind sie sich wahrscheinlich niemals persönlich begegnet.
Ein Teil der erwähnten Schriften Hahnemanns wurde in ihrer zeitlichen Abfolge dem Romanverlauf leicht angepasst. So entstand seine Übersetzung zu Demachys
Laborant im Großen
wahrscheinlich erst ein Jahr später, während seiner Zeit in Gommern.
Während der Brief des Rates Becker aus Gotha an Hahnemann bezüglich des Patienten Klockenbring fiktiv ist, entstammt der im dritten Teil des Buchs zitierte Briefausschnitt der Briefsammlung von Richard Haehl (siehe Quellenverzeichnis).
Ergänzend sei hier erwähnt, dass in diesem Roman nur die Anfänge der Homöopathie beschrieben werden. Diese Heilmethode, ebenso wie deren Verfahren zur Arzneimittelherstellung, wurde in den darauffolgenden Jahren stark weiterentwickelt und vervollkommnet.
Friedrich von Johnssen
Die in diesem Buch beschriebenen Geschehnisse um den Mann, der als geheimer Ordensvisitator auftrat, basieren auf historischen Fakten. Seine wahre Identität ist bis heute ungeklärt, es existieren aber Hinweise auf eine kriminelle Vorgeschichte.
|442| Seine Lehren entsprangen hermetischem Denken und verbanden Mystizismus, Alchemie und okkulte Lehren mit der Tradition mittelalterlichen Tempelherrentums. Das geheimnisumwitterte Wissen der Tempelherren wurde ihm aller Wahrscheinlichkeit nach von seinem Verbündeten, dem Freiherrn Karl Gotthelf von Hund zu Unwürde in der Lausitz, übermittelt, der Anfang der vierziger Jahre des 18. Jahrhunderts in Paris gelebt hatte.
Die Statuten des von Johnssen neu erschaffenen Ordens waren unerbittlich. Neben der Verpflichtung zur Geheimhaltung mussten die Mitglieder unterschreiben, »mit Leib und Leben, Gut und Blut« zu haften. Abtrünnige sollten ohne Verzug aus dem Weg geschafft werden.
Auf dem Konvent von Altenberga im Mai 1764, auf dem Vertreter aller Kapitel in einem groß inszenierten Spektakel unterwiesen werden sollten, wurde ihm jedoch seine Gier zum Verhängnis. Er wollte bei dieser Gelegenheit ein neues Finanzsystem einführen, in dessen Rahmen sich jedes Mitglied dazu verpflichten sollte, privates Vermögen nach dem Tod dem Orden zu hinterlassen. Einige Konventteilnehmer reagierten erbost und forderten im Gegenzug eine Offenlegung seines alchemistischen Geheimwissens.
Johnssen reiste ab, vorgeblich um die erforderlichen Rezepturen, Apparaturen und Ingredienzien aus Jena herbeizuschaffen. Im Roman stellt er mit Hilfe der geholten Mittel das Lebenselixier her und lässt die Rezeptur im Labor des Logenhauses einmauern, bevor er flieht. Tatsächlich aber setzte er sich augenblicklich ab und wurde erst nach langer Hetzjagd quer durch Deutschland festgesetzt und im Jahre 1765 in der Wartburg eingekerkert, allerdings ohne dass es ein Gerichtsverfahren gegeben hätte. Zehn Jahre später starb Johnssen unter ungeklärten Umständen.
Warum hatte man ihn so lange ohne jede Rechtsgrundlage in der Einzelhaft verwahrt?
Noch heute kursieren Gerüchte über dieses letzte Kapitel des angeblichen Ordensvisitators. Während es als gesichert gilt, dass er ein Betrüger war, den man daran hindern wollte, mit Enthüllungen über seine gesellschaftlich hochangesehenen Anhänger größeren |443| Schaden anzurichten, gibt es auch Stimmen, die ihn für das Opfer einer politisch motivierten Intrige halten. Vielleicht aber, so wird gemunkelt, lag der wahre Grund hierfür im Interesse an seinem außergewöhnlichen alchemistischen Wissen.
Professoren, Studenten und Jenaer Bürger
Alle erwähnten Professoren der Universität, ihre
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