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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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Nonne, noch nicht alt, aber doch ehrfurchtgebietend, mit buckligem Rücken, schob sich in die Zelle, in der Hand eine helle Laterne. Ida.
    »Ich hoffe, du hast gut geschlafen«, sagte sie spöttisch, und ihre trüben Augen blitzten. »Das Morgenlob ist bereits vorbei – hast du denn die Glocke nicht schlagen gehört?«
    Elysa schüttelte gähnend den Kopf. »Nein.«
    Ida stellte die Laterne auf dem Boden ab. »Dann hat dich der Schlaf betäubt. Wenn Schwester Gudrun den Schlagring führt, gibt es niemanden, der auch nur ein Auge zubehalten kann. Also auf, nun, wenn du noch ein wenig vom Getreidebrei haben möchtest, es ist nicht mehr viel da.« Damit verließ die blinde Nonne den winzigen Raum.
    Elysa sah sich um. Die steinerne Zelle war eng und klamm. Neben dem strohbedeckten Bett aus harten Brettern stand ein kleiner Tisch, daneben ein Schemel. Sie dachte an den Getreidebreiund verspürte einen lauten, unbändigen Hunger. Seit der letzten Rast am vergangenen Mittag hatte sie nichts mehr zu sich genommen. Als Gast hätte sie Anspruch auf ein wärmendes Fell und ein reichhaltiges Mahl gehabt, aber nun war sie kein Gast mehr. Fast schon bereute sie es.
    Eilig stand Elysa auf. Sie schlüpfte in die ledernen Schuhe, zog das knöchellange Obergewand über das Unterkleid aus Leinen und schnürte den Umhang über der Brust. Rasch flocht sie die langen Haare zu straffen Zöpfen und verließ die Zelle.
    Als sie vor die Tür auf den schmal gemauerten Gang trat, war niemand zu sehen.
    Elysa machte sich auf den Weg zum Refektorium, das sie in dem Trakt südlich der Abteikirche vermutete. Über den Kreuzgang trat sie ins Freie. Der Himmel war noch immer dunkel, kleine Laternen erhellten in regelmäßigen Abständen den Weg. Der Innenhof war symmetrisch angelegt, mit Beeten und kleinen Büschen. Im Sommer mochte es hier prächtig blühen, nun bedeckten kurzgeschnittenes Gehölz und buntes Laub den Boden.
    Überall erblickte Elysa wundervolle architektonische Details, Zeugen der vergangenen Pracht, die der Zerstörung durch die kaiserlichen Truppen widerstanden hatten. Damals war das Land im Streit des achtzehnjährigen Schismas versunken, und Friedrich Barbarossas Heer hatte den Rheingau heimgesucht, in dem Bischöfe sich entgegen der kaiserlichen Anordnung zum kirchlichen Papst bekannt hatten.
    Bewundernd strich Elysa über die ebenmäßigen Säulen aus grauem Kalkstein, auf denen kunstvoll verzierte Kapitelle saßen, mit emporwachsenden Akanthusblättern, sich biegenden Ranken und hervorragenden Sporen, die im flackernden Licht fast wie Löwenköpfe aussahen.
    Ihr Blick glitt weiter und erstarrte. Ja, gewiss, Clemens von Hagen hatte ihr von einem Brand erzählt, aber nun erst sah sie, dassdieser Brand leicht das ganze Kloster hätte vernichten können. Die Bruchsteinmauer des am Kreuzgang angrenzenden südlichen Seitenschiffs der Kirche war schwarz gefärbt, der Dachstuhl stand zum Teil offen und ungeschützt. Auch das Obergeschoss des westlichen Traktes war geschwärzt, aus einer der Fensteröffnungen zog sich die rußige Spur des Feuers. In diesem Kloster waren nahezu alle Gebäude miteinander verbunden. Dass nicht alles von den Flammen erfasst worden war, grenzte an ein Wunder. Was hatte das Feuer aufgehalten?
    Sie hatte vier Tage, das herauszufinden. Am fünften Tag erwartete die Priorin die Aufnahme zur Novizin. An jenem Tag aber würde Elysa das Kloster verlassen.
    Plötzlich erhob sich ein ohrenbetäubender Klang. Das Läuten der Glocke war scharf und erbarmungslos. Elysa sah angestrengt zum Glockenturm hinauf, dann erstarb der Ton.
    Eine Tür wurde aufgestoßen, einige Mädchen in der Kleidung der Novizinnen kamen herausgeeilt, laut schwatzend und lachend. Sie waren jung, manche von ihnen noch Kinder.
    »Schwestern, mäßigt euch.« Eine ältere Nonne eilte hinterher, aber die Mädchen reagierten nicht auf ihre barschen Rufe. Die Nonne erblickte Elysa und kam auf sie zu.
    »Du musst die Anwärterin sein.«
    Elysa nickte.
    »Dann solltest du wissen, dass der Weg zum Westportal über die Außenanlage führt, nicht über den Kreuzgang, der ganz der Kontemplation vorbehalten ist.«
    Elysa blickte in Richtung der Mädchen, die den Weg über das Seitenschiff genommen hatten.
    »Ich gebe zu, es fällt schwer, das ungebührliche Betragen mancher Schwestern zu bändigen«, sagte die Nonne milde. »Dennoch ist es bei uns üblich, derartige Regelverstöße zu bestrafen. Und nun komm, bevor die Prim beginnt.«
    »Ich habe noch

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