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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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dich mit Küssen bedeckte und dazu brachte, dein Bestes zu geben. Vieles bereitetest du bewusst für sie vor, damit es im richtigen Moment seinen Zweck erfüllte wie die aufgeschlagene Bettdecke, wenn sie schlafen gehen wollte, oder der strategisch platzierte Stuhl, damit sie bequem darauf legen konnte, was nicht mehr auf den Nachttisch passte.
    Und obwohl der Sex etwas unbeholfen war, gelang es euch mit viel Feingefühl und Vorsicht, euch zu lieben. Vor allem das schweißte euch zusammen – erst recht als ihr trotz aller Schwierigkeiten zum ersten Mal wieder zusammen im Bett gewesen wart. Als du ihr in diesem Moment der Nähe in die Augen sahst, glaubtest du vieles zu verstehen, was dir vorher verborgen geblieben war, ja auf dem langen Weg zur wahren Liebe einen großen Schritt weitergekommen zu sein.
    Liebe ist mehr, als ein Mädchen auf einer Brücke zu küssen oder vor allen anderen Händchen zu halten: Wahre Liebe entsteht erst, wenn Schwierigkeiten auftreten, seien sie nun klein oder groß, die gemeinsam überwunden werden müssen. Und dafür muss jedes Mal diese besondere Alchemie hergestellt werden. Liebe ist nicht nur etwas für gute Zeiten.
    Nachdem du gelernt hattest, ihre Einschränkungen aufrichtig zu respektieren, fandet ihr zu einer neuen, bewussten Harmonie, die euch beide zufriedenstellte: sie, weil sie sich endlich verstanden fühlte, und dich, weil du merktest, dass du auch in heiklen Situationen für sie da sein konntest. Ja, du glaubtest begriffen zu haben, dass es einzig und allein von dir und deiner Geliebten abhing, ein Gegengift gegen jedes Problem zu finden, um damit leben, es angehen und überwinden zu können. Um daran zu wachsen und gestärkt daraus hervorzugehen, obwohl sie launisch war und es, wenn euch die Lust überkam, durchaus eine Viertelstunde dauern konnte, bis du ihr die Hose ausgezogen hattest, ohne ihr wehzutun.
    Vielleicht sollte ich sie bitten, öfter einen Rock anzuziehen, dachtest du.

57
    Es war Nachmittag, und du saßt mit Selvaggia auf dem Wohnzimmersofa. Jeder war in seine eigenen Angelegenheiten vertieft – du last Zeitung, und sie blätterte neben dir in einer alten Ausgabe von Vanity Fair  –, als ihre Stimme wie ein Liebespfeil an dein Ohr drang: »Johnny? Tesoro? «
    Du grunztest nur und küsstest sie auf den Scheitel.
    Â»Nächste Woche findet dein Schwimmwettkampf statt«, fuhr sie fort.
    Du nicktest, ohne weiter auf ihre Worte zu achten, da sie keinerlei Konsequenzen zu haben schienen.
    Â»Und du wirst ihn gewinnen«, sagte sie.
    Daraufhin lachtest du, in einem solchen Fall würde nach jahrelangem Training ein Traum für dich wahr. »Das hoffe ich natürlich, aber warum sagst du das?«, fragtest du und sahst auf.
    Â»Du darfst nicht daran teilnehmen.«
    Das riss dich tatsächlich aus deiner Gazzetta-dello-Sport -Lektüre. Wieder sahst du auf und ihr in die Augen, in denen nichts als Entschlossenheit stand. »Entschuldige, aber was hast du da gerade gesagt?«
    Â»Verzichte auf den Wettkampf. Ich will nicht, dass du hingehst.«
    Â»Aber warum bloß , verdammt noch mal?«
    Â»Ich will das nicht, Johnny Johnny. Ich will es einfach nicht. Betrachte es als Liebesbeweis.«
    Während du erst noch gedacht hattest, es ginge um eine Lappalie, legtest du die Zeitung jetzt endgültig beiseite. Du wusstest nicht, was du darauf erwidern solltest, denn was du empfandst, war weniger Wut, Enttäuschung oder Verachtung wie sonst, wenn ihr Streit hattet. Sondern einfach nur Fassungslosigkeit.
    Was für eine noch nie da gewesene, absurde Forderung sie da stellte!
    Warum musstest du ausgerechnet ein Mädchen lieben, das so anders war als die normalen Mädchen – die dich bestimmt gebeten hätten, den ersten Platz zu machen und ihnen vielleicht noch, den Sieg zu widmen? Aber auf den Wettkampf zu verzichten – was für ein verquerer Liebesbeweis war das denn? Am liebsten hättest du die Sache einfach totgeschwiegen.
    Dass du Selvaggia mehr liebtest als das Schwimmen, ja mehr als alles andere, war ohnehin klar. Aber auch, dass du um nichts in der Welt auf dieses Ereignis verzichten würdest, von dem du schon so lange träumtest. Doch sie hatte dich bereits vor eine Entscheidung gestellt, mit der du nie im Leben gerechnet hättest. Vor die kompromisslose Wahl: entweder sie oder das Schwimmen. Entweder sie, die mehr oder weniger dein

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