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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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Selvaggia ungläubig. Sie entfernte die Schleife und nahm sofort den Deckel von der mit Löchern versehenen Schachtel, woraufhin das Kätzchen den Kopf hervorstreckte und sie ansah – verängstigt und herzerweichend, wie es schlimmer nicht mehr ging. Selvaggia war völlig aus dem Häuschen und vergaß dich fast vor lauter Entzückensbekundungen wie »Ach du süßes, kleines Ding!« und »Hierher, mein Liebling, hierher!«
    Das bemitleidenswerte Geschöpf war ein einziges graues, zitterndes Fellknäuel mit riesigen Augen, die genauso grün waren wie die Selvaggias. »Ich habe mich entschieden. Du sollst William heißen«, sagte sie und nahm es fast schon andächtig auf den Arm. Und dann: »Wie konntest du dieses arme Ding bloß darin einsperren. Damit traumatisierst du es ja!«
    Während sie mit dem Kätzchen spielte, bedankte sie sich knapp, aber nur weil es die Höflichkeit gebot. Das kleine Knäuel war hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, zu spielen und zu schlafen. Es streckte die Vorderpfoten nach ihr aus, für mehr war es einfach zu müde. Seinen wahren Charakter würdet ihr erst am nächsten Tag kennenlernen.
    Â»Und was ist da hier?«, fragte Selvaggia, als sie das winzige rote Stoffsäckchen bemerkte, das am Halsband des Kätzchens befestigt war.
    Â»Mach es auf!«, sagtest du. »An deiner Stelle würde ich den kleinen Angsthasen von seinem Halsband befreien und einen Blick hineinwerfen.«
    Sie nahm es ab, und das Kätzchen begann durch das Zimmer zu sausen. Aufmerksam untersuchte Selvaggia das winzige Säckchen, löste die Kordel und öffnete es. Der Ring aus Weißgold mit den darin eingelassenen drei Diamanten funkelte in ihrer Hand – immerhin hatte er achthundert Euro gekostet, hinzu kamen noch hundert für das Kätzchen: Geld, das allerdings gut angelegt war! Selvaggia zuckte zusammen und schlug die Hand vor den Mund, so überrascht war sie. Behutsam nahmst du ihre Rechte und streiftest ihr den Ring über den Finger. Leicht verdattert, ja wie entrückt bewunderte sie gerührt das Schmuckstück, das ihr hervorragend stand. Dabei ließt du sie keine Sekunde aus den Augen und dachtest: Hier bin ich, hier bin ich! Küss mich, ich flehe dich an!
    Sie schien sprachlos zu sein, lächelte verlegen, und auch du lächeltest, damit sie sich entspannte. Anschließend saht ihr euch einfach nur verzückt an.
    Â» Amore «, sagte sie, während ihr die ersten Tränen kamen. » Amore. K omm her, amore mio !«
    Â»Versprichst du mir, mich zu lieben?«, sagtest du mit belegter Stimme. »Zu achten und zu ehren, bis dass …?« Du nutztest einen heiligen Eid für einen profanen Schwur, ja für ein Sakrileg . Aber selbst das schlechteste Gewissen konnte dich nicht daran hindern, die aufrichtigsten, frommsten Worte zu sagen, die du jemals in deinem beziehungsweise in eurem gemeinsamen Leben in den Mund genommen hattest.
    Â»Du hast etwas vergessen«, sagte sie und schaffte es doch glatt, trotz der Tränen der Rührung, die ihr unablässig übers Gesicht strömten, zu grinsen.
    Â»Ich weiß nicht genau«, sagtest du. »Wie geht der Spruch gleich wieder? ›Versprich mir, mich zu lieben, zu achten und …‹«
    Â»â€¦ und so weiter und so fort«, unterbrach sie dich und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. »Psst!«, sagte sie. »Bitte nicht weiterreden!« Sie nahm deinen Kopf in die Hände, und eure Gesichter kamen sich ganz nahe. Aus Angst vor Zurückweisung wurde dir das Herz schwer, ja, dir wurde sogar schwindelig.
    Â»Nicht einmal der Tod kann mich von dir trennen«, sagte ihr Mund eine Handbreit von deinem entfernt. »Und du? Wirst du unter denselben Bedingungen für immer bei mir bleiben?«
    Mit geschlossenen Augen sagtest du: »Die habe ich schon akzeptiert, als du in mein Leben getreten bist. Das wäre also versprochen: Ich werde dich immer lieben.«
    Ob nun Gott oder seine Feinde auf euch warteten, hatte inzwischen keine Bedeutung mehr. Ob euer gemeinsames Leben hier auf Erden enden würde oder nicht – der Vollständigkeit war hiermit Genüge getan, und zwar unabhängig von den Geboten oder Gesetzen desjenigen, der über euer Jenseits herrschen würde – sei es nun schlimmste Folter oder höchstes Glück
    Und was sollte dieser

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