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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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heruntergekommene fliegende Händler, wie zwei Ausreißer.
    Â»Und jetzt?«, fragte Selvaggia vor dem Haus des Spitzennotars, während sie zusah, wie du in deinen Hosentaschen wühltest.
    Â»Du wirst es nicht glauben …«, sagtest du halblaut und zeigtest auf das von Dunkelheit eingehüllte Haus. »Die Schlüssel liegen da hinter dem Zaun vor der Tür – unter der Fußmatte.«
    Jetzt hattet ihr tatsächlich ein Problem.
    Â»Wie, nimmst du sie denn nicht mit, wenn du das Haus verlässt? Wenn man wieder reinkommen will, kann das ganz nützlich sein …«
    Â»Ich konnte ja nicht ahnen, dass wir sie brauchen würden«, wandtest du gekränkt ein, bevor du die beiden Schlafsäcke über den Zaun warfst. Gleich danach kam das Zelt an die Reihe.
    Â»Ist was Zerbrechliches drin?«, fragtest du Selvaggia und nahmst ihr die Tasche ab. Sie schüttelte den Kopf und sah zu, wie du sie hinüberwarfst. Sobald sie mitbekam, wie es sich anhörte, als sie auf der anderen Seite landete – nämlich ziemlich katastrophal –, machte sie ein Gesicht wie ein Kind, dem langsam dämmerte, dass es einen Fehler gemacht hatte.
    Dann kam deine Tasche an der Reihe. Anschließend wäre es einfacher gewesen, du hättest dich ebenfalls hinüberkatapultieren können, statt klettern zu müssen.
    Â»Warte hier auf mich!«, befahlst du Selvaggia, bevor du am Tor hochklettertest und sportlich-unerschrocken hinuntersprangst.
    Bums!
    Â»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Â»Ja, ja. Verdammt!«, gabst du zurück und ließt sie mit dem sinnigerweise unter der Fußmatte liegenden Schlüssel hinein.
    Â»Und was ist damit?«, sagte sie grinsend und versuchte, dir ein paar Grashalme vom T-Shirt zu zupfen.

19
    Ihr betratet das Haus und überlegtet, wie es nun weitergehen sollte.
    Sie verschwand, um sich für die Nacht fertig zu machen, während du erneut in den Garten gingst und in der kühlen Nachtluft das Zelt aufbautest – eine der umständlichsten Vorrichtungen, die sich der Mensch im Laufe seiner turbulenten Geschichte ausgedacht hat.
    Als die Operation beendet war, hast du dich auf die Wiese gesetzt, um dich auszuruhen, das Viertel betrachtet, in dem du seit jeher wohntest, und die vertrauten Straßen, die um Mitternacht bereits leer gefegt waren.
    Das Haus deines Vaters lag etwas zurückgesetzt an einer wenig befahrenen, aber doch recht zentralen Allee. Es war der einzige zweistöckige Bau inmitten von eher klobigen Mehrfamilienhäusern. Ein schönes Haus, das ganz mit Terrakottaklinkern verkleidet und von einem ausreichend großen Garten umgeben war. Ihn durchquerten zwei Steinplattenwege, die zur Eingangstür und zur Garage führten. Wenn es notwendig wurde, mähtest du den Rasen. Im hinteren Teil des Gartens gab es sogar einen kleinen Pool – echter Luxus zu reinen Repräsentationszwecken, eine Art piscine de plaisance , wo man mit Freunden einen Aperitif nahm und Cocktailpartys veranstaltete, was dein Vater jedoch nie getan hatte.
    Dann wanderte dein Blick zum Nachthimmel empor, der von großen Sternen erhellt wurde. In diesem Moment hörtest du Schritte und sahst zum Haus hinüber: Die Hintertür stand offen, und der eingeschalteten Flurbeleuchtung entnahmst du, dass Selvaggia auf dem Weg zu dir war. Sie setzte sich neben dich, und gemeinsam schautet ihr euch die Sterne an, bis du dich auch für die Nacht fertig machtest.
    Als du zurückkamst, ertapptest du Selvaggia dabei, wie sie nur mit Unterwäsche bekleidet in den Pool sprang. Als sie wieder auftauchte und deinen erstaunten Blick auffing, lachte sie vollkommen unschuldig. Sie stützte sich mit den Armen am Beckenrand auf und bedeutete dir wortlos, ins Wasser zu kommen.
    Du hast zweimal energisch den Kopf geschüttelt, nur um keine halbe Minute später wie ein Vollidiot ins Wasser zu springen.
    Â»Wow!«, bemerkte Selvaggia. »Jetzt kann ich schwimmen gehen, wann immer ich Lust dazu habe. Vor allem nachts ist das so romantisch! Es wäre eine Schande, das nicht öfter zu tun.«
    Â»Achtung, Durchsage!«, hast du daraufhin verkündet. »Die ses Schwimmbad ist rund um die Uhr geöffnet, und zwar nur für die schöne Selvaggia.« Wieder einmal gelang es dir, sie zum Lachen zu bringen.
    Dann trat eine kurze, bedeutsame Stille ein, in der sie das Zelt musterte, das du ungefähr zwanzig Schritt

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