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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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entfernt aufgebaut hattest, während du sie bewundertest, den schönsten Anblick der Welt: Selvaggia und ihre benetzte Haut, die dich blendete, weil sie die funkelnden Lichtreflexe vervielfachte.
    Â»Was für eine herrliche Ruhe!« Sie schloss die Augen und lauschte auf das leise Zirpen der Grillen. Du nicktest, als ihr Kopf plötzlich deine Schulter streifte. Doch gleich darauf richtete sie sich wieder auf.
    Â»Entschuldige.«
    Â»Das ist schon in Ordnung«, sagtest du. »Komm!« Du be fahlst ihr, wieder näher heranzurücken, und sie gehorchte. Viel leicht wollte sie sichergehen, dass sich seit euren Küssen in Malcesine nichts geändert und sie nach wie vor die Erlaubnis hatte, sich an dich zu lehnen. Wie rührend, dachtest du insgeheim, wobei dir der Nachhall des Wortes »rührend« ein spontanes Lächeln entlockte.
    Â»Warum lächelst du?«, fragte sie. Du warst so überrumpelt, dass du irgendeinen Blödsinn stammeltest, von wegen du seist es nicht gewohnt, im Zelt zu schlafen, und ihr beide wärt ja wirklich ziemlich verrückt.
    Â»Ach ja?«, sagte sie. »In Genua habe ich oft gezeltet. Wir hat ten eine Terrasse mit Meerblick, also haben meine Freundinnen und ich Pyjamapartys im Zelt organisiert. Dabei wurde es jedes Mal sehr spät, aber so wie wir gequatscht haben, haben wir es nicht mal gemerkt.«
    Â»Das klingt lustig. Hattest du viele Freundinnen?«
    Â»Mir haben sie gereicht«, erwiderte sie. »Aber sie fehlen mir.« Ihre Verbitterung machte sich in einem Seufzer Luft.
    Und so habt ihr euch über alles Mögliche unterhalten, euch einander anvertraut, Erinnerungen heraufbeschworen. Wer weiß, ob es nicht auch die romantische Atmosphäre dieser Nacht war, die euch in den kleinen Strudel der Geständnisse riss. Auf jeden Fall sagtest du ihr irgendwann, du könntest dir vorstellen, wie sehr ihr diese Menschen, diese Klassenkameraden und alten Freunde, fehlen mussten.
    Â»Es ist bestimmt hart, noch einmal ganz von vorne anzufangen«, fuhrst du fort.
    Â»Das ist es gar nicht mal«, widersprach Selvaggia. »Irgendwann werde ich bestimmt neue Leute kennenlernen. Ich wollte eigentlich bloß sagen, dass das, was ich zurückgelassen habe, wunderschön war, nur dass mir das damals gar nicht bewusst war.«
    Inzwischen war sie aus dem Pool geklettert und saß am Beckenrand, die Beine nach wie vor im Wasser. Du hast von unten zu ihr aufgeschaut und warst entzückt über ihre eng am Körper klebende Unterwäsche.
    Â»Stimmt«, nahmst du das Gespräch wieder auf. »Was schön ist, merkt man erst, wenn es vorbei ist.«
    Â»Deshalb ist es wirklich seltsam, dass mir das einzig Schöne, das ich jetzt habe, nämlich du, durchaus bewusst ist.«
    Als du das hörtest, musstest du sie beziehungsweise ihre Beine einfach umarmen und sie schüchtern küssen.
    Sie fuhr dir mit der Rechten über das nasse Haar und strich es dir aus der Stirn.
    Â»Und du hattest einen Freund in Genua?«, fragtest du unge wollt direkt. Und ohne, dass du gewusst hättest, warum, machte sich eine bisher ungekannte, leise Verzweiflung in deinem Leben breit, ganz so als glaubtest du, absurderweise nicht nur sie, sondern auch ihre Vergangenheit kontrollieren zu müssen: diesen geheimnisvollen Garten, von dem du nichts wusstest.
    Â»Ja«, erwiderte sie. »Er hieß Tommaso. Doch letztlich war er ein Arschloch. Na ja, er ist tatsächlich der Einzige, der mir nicht fehlt.
    Â»Wieso sagst du das?«
    Â»Ganz einfach: Er war bloß mit mir zusammen, um Sex zu haben.«
    Genau das gestand sie dir, ohne wegzuschauen – im Gegenteil, sie hielt deinen Blick absichtlich fest. Und plötzlich löste sich die Unschuld, die du bis dahin in ihr zu sehen geglaubt hattest, in Luft auf. Denn diese Unschuld war keineswegs Realität, sondern etwas, das nur du wahrgenommen hattest, das dein naiv-verliebter Blick dir vorgegaukelt hatte.
    Â»Nicht dass ich das nicht auch so mache«, schien sie dringend hinzufügen zu müssen, und zwar ohne jede Verlegenheit mit einer festen Stimme, die keinerlei Scham erkennen ließ.
    Purer Sex. Einfach nur Sex. War das für sie lediglich ein anderes Wort für »Gefühl«? Oder gab es tatsächlich Freunde, die sie aufrichtig liebte, einen nicht ganz so gefühlskalten Ort, an dem man sich nicht gegenseitig benutzte?
    Â»Du warst also nicht verliebt in ihn«,

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