Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
Flüchtlinge aus dampfenden Töpfen, die über offenem Feuer hingen. Er kam problemlos hinein und forderte im Namen des Erzbischofs eine Transportmöglichkeit. Ein Sergeant führte ihn zu einer Schlange mit Menschen, die ähnlich dringliche Anliegen hatten. Er stand hinter einem derangierten älteren Paar, dessen teure Kleidung von Rauch und Wasser verdorben war. Die Freude der Frau, einen Kirchenmann zu sehen, wurde von den Narben des Monsignore sichtbar gedämpft.
»Eine schreckliche Nacht«, brachte sie hervor.
»Wir müssen nach Hause«, erklärte der Mann und versuchte, seinen Platz in der Schlange vor Chang zu verteidigen. »Die Enkel. Die Pferde.« Chang reckte den Hals und hielt Ausschau. Obwohl es anscheinend eine Reihe freier Fahrzeuge gab, ging es nicht vorwärts. Mit einem verärgerten Seufzen marschierte er los.
»Wir müssen warten!«, rief die alte Frau.
»Nehmen Sie uns mit!«, bettelte der alte Mann.
Ihre Rufe lenkten die Aufmerksamkeit der anderen auf sie, während Chang sich wie der Funke einer Zündschnur trotz aller Proteste nach vorn durchdrängte.
Chang kümmerte sich lediglich darum, dass ihm niemand den Weg versperrte – dass alle so fügsam waren, zeigte, wie wenig nur diese Menschen von der Zerstörung gesehen hatten. Am Kopf der Schlange stand ein Major der Eisenbahn, der angesichts der lauter werdenden Rufe von einem Klapptisch aufblickte. Der erschöpfte Mann hob seine raue Stimme, damit ihn jeder hören konnte: »Es geht der Reihe nach, ohne Bevorzugung – wenn Sie bitte an Ihren Platz zurückkehren würden …«
»Ich habe eine dringende Nachricht für den Erzbischof …«
Der Major zeigte mit seinem Griffel auf die Leute: »Und dieser Mann hat eine für die Admiralität, und dieser für die Ministerien, und dieser für Lord Robert Vandaariff persönlich – tut mir leid, aber alle müssen warten.«
»Diese Kutschen werden nicht benutzt.«
»Sie werden vielleicht benötigt.« Der Major winkte unglücklich seinen Soldaten. »Geleitet freundlicherweise den Monsignore …«
»Das wäre ein Fehler.« Chang sprach mit einer so kalten Stimme, dass die Soldaten innehielten. Er drehte sich zu dem Mann um, auf den der Major gezeigt hatte, ein rundgesichtiger und blonder Herr, beladen mit mehreren prallgefüllten Taschen. »Sie haben einen Botengang zu Robert Vandaariff zu erledigen?«
»Wie bitte?«, stammelte der Mann.
»Sein Botengang geht Sie …«
Changs Gehstock knallte wie ein Schuss auf den Klapptisch, direkt zwischen die Hände des Majors.
»Wie lautet Ihr Name?«, verlangte Chang zu wissen und ignorierte, dass seine Aktion jeden in Hörweite hatte erschrocken verstummen lassen.
»Trooste.« Das Zögern des Mannes brachte sein Kinn zum Beben. »Augustus Trooste, Professor für Chemie am Royal Institute.«
Changs Ausdruck wurde spöttisch. »Ach wirklich?«
»Gewiss! Meine Forschung – für Lord Vandaariff ist von höchster …«
»Wann haben Sie Madeleine Kraft zum letzten Mal gesehen?«
Professor Trooste erbleichte, schluckte und fing sich wieder. »Warum, wer soll das sein?«
Chang lachte laut über diese Lüge. Der Austausch zwischen dem Institut und dem Old Palace war so rege, dass keinem Gelehrten des Instituts die Hausherrin unbekannt sein konnte.
»Sie kommen mit mir.«
»Zum Erzbischof?«, protestierte Trooste, während er ungeschickt seine Papiere umschlang. »Aber ich habe Ihnen doch gesagt …«
Chang beugte sich über den Tisch des Majors und sagte leise: »Robert Vandaariff klammert sich ans Leben. Die Explosion im Zollhaus – die Nachricht wurde zurückgehalten, doch er wird heute Nacht sterben. Seine Hilfszuwendung für die Stadt ist noch nicht unterschrieben. Er hat keine Erben. Verstehen Sie, was es bedeutet, wenn sein Angebot im juristischen Gerangel untergeht?«
»Aber wie ist der Erzbischof …«
»Wer hat das wohl arrangiert, was glauben Sie? Dieser Mann …« Trooste war neben ihn getreten, schwer atmend unter dem Gewicht seiner Taschen, »ist vielleicht dazu in der Lage, Lord Vandaariffs Leben zu verlängern. Können Sie das, Professor? Wenn es um blaues Glas geht?«
Trooste sträubte sich erneut, sichtbar überrascht, doch der Major, der sich bewusst war, dass die Entscheidung nicht in seiner Verantwortung lag, rief lediglich über die Schulter: »Die beiden können passieren. Ein verdammter Hundewagen, wenn ihr einen habt!« Er starrte Chang säuerlich an. »Die besten Wünsche für Ihre Aufgabe.«
Nicht ein Hundewagen, sondern
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