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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Ferkel.«
    Miss Temple beugte sich über den Korb. Etwas Blaues schimmerte unter den Flaschen. Das Glasbuch, das die Contessa aus Parchfeldt mitgenommen hatte. Das Buch, das die verdorbene Essenz des Comte d’Orkancz enthielt. Miss Temple legte die Flasche zurück.
    »Ich bin kein Ferkel. Aber ich hätte sie über Bord geworfen.«
    »Natürlich hätten Sie das.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte Miss Temple.
    Die restliche Fahrt legten sie schweigend zurück, Miss Temple verfiel erneut ins Grübeln, verbittert darüber, dass die Reize ihres Körpers nur von den schlimmsten Leuten erprobt worden waren, abgesehen von dem Gefummel auf dem Sofa mit Roger Bascombe, was nicht zählte, und einem fehlgeleiteten Kuss in Parchfeldt. Könige und Mätressen waren Unsinn, das wusste sie ganz genau. Die meisten Leute gingen schreckliche Ehen ein, eine Unausgewogenheit zwischen Schönheit und Temperament, sodass man sich die Vereinigung des Paars nur vorstellen konnte wie einen Unfall, von dem man gehört hatte und bei dem man sich die erlittenen Verletzungen vorstellte. War es so seltsam, dass sie ihre wahre Zuneigung – falls so etwas überhaupt existierte, was sie immer mehr bezweifelte – einem Mann wie Chang zeigte, der in jeder Hinsicht fragwürdig und nicht standesgemäß war?
    Sie blickte zurück. Als die Contessa vorhin in ihr Unterkleid geschlüpft war, war eine frische Narbe auf ihrem Oberschenkel zu sehen gewesen, eine Schnittwunde, die Miss Temple ihr eigenhändig bei ihrem Kampf in Parchfeldt zugefügt hatte. Sie erinnerte sich an die andere Narbe auf der Schulter der Contessa, die sie sich an einem zerbrochenen Zugfenster in Karthe zugezogen hatte. Gewiss gab es noch mehr – gewiss gab es auch seelische Narben –, und sie wunderte sich über die anhaltende Schönheit der Contessa. Wie lange würde sie bestehen? Würde irgendein tollkühner Plan schließlich zu Entstellung oder Tod führen? Sie dachte an Changs Gesicht – hatte die Contessa nicht das Gleiche verdient?
    Wie – und, ehrlich gesagt, warum – konnte diese Frau sich so gut halten?
    »Sie haben vorhin gesagt, wir würden noch einmal schwimmen«, rief sie. »Heißt das, Sie haben gelogen und wissen, wohin wir fahren?«
    »Augen geradeaus, Celeste. Wir müssten fast da sein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Augen geradeaus , Celeste. Ich kann nicht an Ihnen vorbeisehen.«
    Erfreut darüber, sie geärgert zu haben, drehte sich Miss Temple um und setzte sich aufrecht hin.
    » Celeste ! Sie können sich nicht einfach bewegen …«
    »Hören Sie das Wasser? Lauschen Sie! Der Klang hat sich verändert.«
    Der Kanal war spiegelglatt, doch dort, wo ihr Lichtkegel noch hinreichte, entdeckte Miss Temple einen dunklen Fleck, eine seltsam geformte Vertiefung im Wasser. Sie fuchtelte mit den Armen. »Nach links, schnell!«
    Die Contessa zog an der Pinne, und das Boot schnellte zur Seite, aber erst, nachdem der Bug in das spiegelglatte Oval vorgestoßen war. Die Bewegung des Boots wurde gelenkt. Etwas zerrte an ihnen.
    »Es saugt das Wasser ab!«, rief Miss Temple. »Wie der Abfluss einer Badewanne!«
    »Die Stange, Celeste! Benutzen Sie die verdammte Stange!«
    Miss Temple stieß die Stange ins Wasser, um das Boot zurückzustoßen, fand jedoch keinen Grund, auf dem sie die Stange hätte aufsetzen können.
    »Der Anleger!«
    Die Contessa zog und zerrte an der Pinne, während das Boot mit dem Heck voraus auf den Abfluss in der Mitte des Beckens zutrieb. Denn es war ein Becken, wie Miss Temple jetzt erkannte, das in die Tiefe strömte statt weiter geradeaus. Sie streckte das hakenförmige Ende der Stange – sie hatte nicht wirklich geglaubt, dass der dicke Haken zum Fischen war – nach einer Pfahlkonstruktion aus, wo es hängenblieb, dann schrie sie auf, als ihr das Gewicht des Boots die Stange fast aus den Händen riss.
    »Festhalten! Eine Sekunde noch … so, jetzt!«
    Das Boot drehte sich zum Anleger. Die Contessa legte ein Seil um einen verrosteten Pfosten und zurrte es fest.
    »Sie können loslassen.«
    Miss Temple lehnte sich zurück und schüttelte ihre Finger aus. »Wieso kennen Sie sich mit Booten aus?«
    »Ich bin Venezianerin.«
    »Und ich stamme von einer Insel. Damen führen keine Boote.«
    »Dann sollten die Damen aber beim Aussteigen aufpassen, denn falls sie ins Wasser fallen, zieht der Sog sie hinab ins Getriebe.«
    Miss Temple trug wieder den Korb, während die Contessa den Lederkoffer und die Laterne vom Boot nahm. Der Anleger von

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