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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Hengst einen leichten Schlag auf die Kruppe. Arruf sah, daß das Geröll einer Schrägfläche bereits von Pferdehufen aufgewühlt worden war. Mit zitternden Läufen kämpfte sich sein Reittier den Hang hinauf, und Arruf versuchte, dem Tier zu helfen. Als er die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, hörte er hallenden Hufschlag. Flüchtete Necron, oder näherte sich Uinaho? Die vielfältigen Echos brachen sich im Steinbruch. Der Weg durch die Mitte des Spaltes zwischen den Felsen war verschüttet; ein Berg aus Brocken und Trümmern erhob sich dort, wo Arruf eben noch geritten war.
    Keuchend und schweißtriefend erreichte das Pferd das Ende der Schräge.
    Zweimal rutschte es aus und sank in einem Erdrutsch wieder zurück, dann war es geschafft.
    Necron war nirgendwo zu sehen.
    Arruf befand sich auf einem freien Platz inmitten grotesker Steinformationen. Der Ort sah aus, als habe ein Gigant sein Werkzeug weggeworfen und die Arbeit liegengelassen. An allen Stellen gab es Blöcke, unterschiedlich bearbeitet, übereinandergestapelt, durcheinandergeworfen, halbe Säulen, die standen und lagen, Sockel und rechteckige Tafeln, durch die sich handbreite Sprünge zogen. Der Ort atmete trostlose Öde und Verlassenheit aus, und dennoch schien in jedem Spalt, jedem Riß, etwas zu lauern. Trotz der Wut und der Anstrengung fröstelte es Arruf.
    Er sprang aus dem Sattel, hielt sich am Sattelknopf fest und griff nach den Augen des Gegners.
    Er sah, was zu sehen er erwartet hatte.
    Der Alleshändler ritt schnell durch ein Gebiet, das diesem Teil des riesigen Steinbruchs ähnelte. Der ebene Boden war von Moos oder Gras bedeckt, aber auch dort wand sich der Reiter durch die wirren Formationen der Blöcke und Titanensäulen.
    Da Arruf nicht wußte, wo sich Necron befand, löste er den Griff wieder.
    »Verdammter Alleshändler! Steinmann Necron!« schrie er und hob das Schwert. Ein Sonnenstrahl brach sich an der funkelnden, gekrümmten Schneide und ließ es aufblitzen. »Ich bekomme dich. Noch heute!«
    Jeder Funken Mißtrauen war berechtigt gewesen. Das Duell ging weiter. Man konnte dem Alleshändler nicht vertrauen.
    Trotzdem sagte sich Arruf verbissen – er selbst hätte es wohl nicht anders angefangen. Sie waren, alle beide, ausgekochte Schurken. Und unerschrockene Krieger. Arruf klopfte sich den Staub vom Gewand und schob das Schwert zurück, nachdem er die Scheide vom Sand gereinigt hatte. Er hob den Wassersack auf die Schulter, öffnete ihn und trank, wusch sein Gesicht und formte dann seine Hände zu einer Schale. Das Pferd soff gierig, und Arruf reinigte die staubverkrusteten Nüstern des Hengstes.
    »Weiter, Luxon«, sagte er entschlossen. »Der Tag ist noch lang.«
    Er saß auf und trieb das Tier an. Im leichten Trab bewegten sie sich in wirren Schlangenlinien solange rund um Säulen und riesige Stapel von Blöcken, die sich in schwindelerregende Höhen erhoben, bis sie auf die Spur der Pferdehufe trafen. Niemand anderer als der flüchtende Necron oder genauer, sein Pferd, konnte diese frischen Eindrücke hinterlassen haben. Der Weg führte in leichter Steigung aus dem labyrinthischen Gebiet hinaus. Erstaunlich große Bäume mit grünen Blättern schoben sich von den Seiten heran. Kleine Vögel verbreiteten aufgeregtes Lärmen. Arruf duckte sich unter den Zweigen und Ästen und sprengte weiter.
    Als er fühlte, daß der Steinmann durch seine Augen blicken wollte, versuchte er sie zu schließen oder auf einen Punkt zu starren, der dem Gegner nicht verriet, wo er sich gerade befand.
    Es gelang ihm nicht.
    Trotzdem riß der Kontakt schnell ab.
*
    Unter einem einzeln stehenden, riesigen Baum mit sieben Stämmen kam Necron aus dem letzten Stück des Hohlwegs hervorgedonnert. Er zügelte das Pferd, das er den Nomaden geraubt hatte, im schwarzen, kühlen Schatten hart durch. Schaumflocken flogen vom Gebiß nach allen Seiten.
    Dicht über dem Boden hatte sich der Stamm gespalten. Die sieben neuen Triebe waren in die Höhe gewachsen, hatten sich gedreht und sahen jetzt aus wie erstarrte Schlangen. Ihr Durchmesser war so groß, daß nur zwei Männer jeden einzelnen Stamm mit ausgebreiteten Armen umspannen konnten. Über dem keuchenden Reiter wölbte sich wie eine riesige Höhle die siebenfache, ineinander gewachsene Krone des Baumes. Necron wischte sich Schweiß und Staub aus dem Gesicht und fluchte leise.
    Er hatte es nicht geschafft. Jetzt war Arruf hinter ihm her, und er kochte vor Wut.
    Aber er, der Alleshändler, würde sich auf

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