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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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kleine Lawinen. Das Pferd keuchte und stemmte sich ins Geröll. Schließlich war das schmale Felsband erreicht, auf dem eine dreieckige Zunge von Steinen, Splittern und Geröll lag. Necron sprang aus dem Sattel, band den Zügel an einer Felsnadel fest und begann, mit dem mitgebrachten Werkzeug seine Falle zu vervollkommnen. Er schob Aststücke und dicke, scheibenförmige Steine unter das Geröll und hoffte, daß nicht gerade jetzt Arruf wieder nach seinen Augen griff.
    Als er mit seiner Arbeit fertig war, setzte sich Necron grinsend neben den Geröllhaufen und blickte blinzelnd in den Himmel.
    Er stieß ein heiseres Lachen aus, als er spürte, wie Arruf nach seinen Augen griff.
*
    Arruf lehnte sich im Sattel weit zurück, als der Hengst sich entlang der tief eingegrabenen Spuren seinen Weg den stark abfallenden Hang hinunter selbst suchte. Die Menge der kubischen Felsbrocken und der nackten Felswände nahm zu. Immer tiefer ging es abwärts, und ein schmaler Spalt öffnete sich in diesem gigantischen Steinbruch. Kantige, unfertige Gesichter schienen auf Arruf herunterzustarren. Vor sich sah er die Hufeindrücke des Pferdes Necrons; sie hatten Geröll aufgeworfen, das vom nächtlichen Tau noch feucht war. Arruf hob den Kopf und bemerkte, daß er in diesem Hohlweg immer tiefer zwischen die Felswände hineinkam, und daß der Weg etwa zwei Bogenschüsse weit absolut geradeaus führte.
    Leise sagte er sich:
    »Der ideale Ort für eine Falle.«
    Aber überall, wohin er seinen Blick richtete, sah er nur riesige Steinbrocken, die kein einzelner Mann auch nur um eine Fingerbreite bewegen konnte.
    Wie sollte diese Falle funktionieren – wenn Necron eine Falle geplant hatte?
    Das Pferd wurde schneller. Arruf zog das Schwert und bewegte unaufhörlich seinen Kopf. Er blickte nach vorn, nach hinten und nach oben. Er erwartete, daß sich Necron von einem verborgenen Sims auf seinen Rücken stürzen wollte. Dumpf hallte der Hufschlag zwischen den eckigen Kavernen und wurde von den kantigen Vorsprüngen zurückgeworfen. Licht und tiefer Schatten verwandelten den Steinbruch in eine Zone von dreieckigen Fratzen, die alle nur ein Ziel zu kennen schienen, den Reiter mit ihren Steinmassen zu erdrücken. Zwei Drittel des Weges schienen fast zurückgelegt zu sein, als Arruf über sich ein Geräusch hörte. Der Hagel winziger Gesteinstücke verstärkte sich. Er begriff!
    Er schrie kurz und gellend auf.
    Das Pferd spitzte die Ohren, beugte den Hals nach hinten, und dann zog sich der Körper des Hengstes zusammen, die Muskeln verkrampften sich und schleuderten Roß und Reiter vorwärts. Arruf duckte sich und blickte nach oben.
    Steine, Sand, Geröll und lange, speerförmige Splitter kamen über eine gezackte Kante wie ein kleiner Wasserfall. Sie schienen viel zu langsam zu fallen, schienen in der Luft zu verharren. Die Hufe des Pferdes wirbelten Steine nach hinten, die gegen die Felsen schlugen und klirrend zersprangen.
    Die ersten, kleinen Steine prasselten auf Arrufs Schultern. Er hing flach neben dem Hals des Tieres, das mit höchster Geschwindigkeit dahinsprengte. Arruf erwartete, daß ihn ein kantiger Brocken traf und aus dem Sattel schmetterte. Seine Muskeln zogen sich zusammen, die Haut seines Rückens war in Erwartung des Schlages eiskalt. Die Zeit dehnte sich ins Unendliche. Wieder riskierte er einen Blick nach oben. Zwischen den Felswänden hing eine riesige Wolke, deren erste Ausläufer den Boden erreicht hatten. Jeder Sprung des Pferdes brachte ihn weiter aus dem Gefahrenbereich hinaus, aber ununterbrochen prasselten lange Fontänen und kleines Geröll auf die Eindringlinge herunter.
    Steinbrocken, groß genug, um ihn und den Hengst auf der Stelle zu zerschmettern, schlugen rechts und links gegen die Wände und sprangen im Zickzack zu Boden. Sie lösten bei jedem weiteren Schlag eine neue Lawine bröckeligen Gesteins aus. Der Spalt zwischen den Felsen war von einem lauten, schmerzenden Krachen erfüllt. Der Hengst schrie in panischer Furcht auf. Sein Körper arbeitete mit äußerster Anstrengung, und das Ende des Spaltes kam immer näher.
    Das Tier warf sich nach rechts und links und versuchte, den Reiter abzuschütteln. Der tödliche Hagel der großen Brocken hörte auf. Als das Pferd nach rechts auswich und einen Hang hinaufstürmte, sah Arruf, daß nur noch dünne Fahnen von Geröll nach unten sanken. Er holte keuchend, Luft und hustete.
    Das also war die Falle gewesen!
    Mit der flachen Seite des Schwertes versetzte er dem

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