Die Alptraumritter
aus einer Richtung, die niemand vermuten oder ausrechnen konnte. So war es zwischen ihnen abgesprochen.
Etwa eine Stunde verging.
Arruf hatte sich viele Gedanken gemacht. Das Ergebnis der Überlegungen bestand daraus, daß er Necron frontal angreifen wollte. Seine Erfahrungen mit dem ersten Pfänder, dem schurkischen Magier, der seinen linken Arm besessen hatte, sagten ihm, daß es in dieser zweiten Tragödie anders war.
Er sprengte auf den Turm zu.
Vor dem runden, überwucherten ausgezackten Bauwerk zog ein Yarlpfad eine starke Biegung. Die Tiere waren einst in der Nähe dieses Trümmerbergs nach Westen abgebogen und waren auf einen anderen Durchbruch zugerannt. Die Umgebung bot sich grün und braun in allen Schattierungen dar – grüne Pflanzen und abgestorbene und verwelkte Gewächse. Der Streifen, einen halben Bogenschuß oder rund sechzig große Schritte breit, war schwarz. Als Arruf näher heranritt, veränderten sich die Farben ebenso wie das Aussehen.
»Die Böse Saat!« murmelte Arruf und drängte das Pferd, das zusehends unruhiger wurde, auf den Rand des Trampelpfads zu. Dann sprang er aus dem Sattel und packte den Zügel dicht an der Trense. Beruhigend redete er auf das Tier ein und blickte düster auf den Beginn des Streifens vor seinen Füßen.
»Mich ekelt es«, stellte er unruhig fest, »und überdies sieht es gefährlich aus.«
Er sah Ranken und armlange Würmer mit schauerlichen Köpfen. Schlangen wanden sich zwischen harten, stacheligen Pflanzen, die sich unruhig bewegten, obwohl es keinen Wind gab.
Riesige Raupen krochen übereinander. Sie waren von giftiger Farbe, und ihre langen Flimmerhaare zitterten. Über diesem Gemenge aus Häßlichkeit und Gift summten unaufhörlich Insekten. Es waren riesige Libellen mit Hakenstacheln, schillernde Käfer und unruhige Schwärme von Aasfliegen, die wie kleine Wolken über dem Streifen hin und her summten. Arruf setzte prüfend einen Fuß in das abstoßende Gemenge. Sofort griffen die Früchte der Bösen Saat an.
Die Fliegen und Hornissen, größer als alle, die er jemals gesehen hatte, kamen von allen Seiten. Die Raupen krochen über die Zweige, und Ranken schnellten nach seinem Knöchel. Nach wenigen Atemzügen stand er in einer Wolke aus bösartig angreifenden Insekten, schlug wütend um sich und ließ sich vom scheuenden Pferd rückwärts ziehen.
»Nicht mit Luxon! Für einen Yarlstreifen bin ich allemal noch raffiniert genug«, knurrte er wütend.
Aus den Satteltaschen nahm er das Feuerbesteck, drehte trockenes Gras zu einem Büschel zusammen, suchte einige dürre Äste und band alles zu einer großen, schlampig gefertigten Fackel zusammen. Der Funken sprang aus dem Stein, der Schwamm glühte, und das gelbe Zauberpulver flammte mit stechendem Geruch auf. Zwei, drei heftige Bewegungen entfachten die Flammen, er blies darauf und hielt sie an das Bündel.
Sofort brannte das Gras. Frische Blätter verbreiteten stinkenden Rauch. Arruf verstaute schnell das kleine Gerät und senkte seine Fackel.
Dann lachte er grimmig auf.
Der Qualm vertrieb schlagartig die Insekten. Viele von ihnen stürzten sich in die Flammen und fielen mit verbrannten Flügeln zu Boden. Dort, wo die Flammen nach den Gewächsen, den Würmern und den Schlangen züngelten, wich die Böse Saat aus. Der Rauch legte sich flach über die Stacheln, Dornen und Schlingpflanzen. Als Arruf jetzt wieder seinen Fuß in das Gebiet des Streifens setzte, griff ihn nichts mehr an. Einige Gewächse fingen Feuer und krümmten sich zusammen wie Haar in der Glut.
Das Pferd folgte gehorsam.
Arruf hustete, weil ihm Rauch in den Hals gekommen war, dann begann er zu laufen. Die Fackel in seiner Hand brannte und flammte. Er schuf sich auf diese Weise überraschend schnell und gründlich einen breiten Pfad. Nach rechts und links liefen immer wieder Flammenbahnen, ließen die Pflanzen zusammenschmoren und erloschen im eigenen Rauch. Es stank grauenerregend nach Aas, nach Moder und unbeschreiblichen Dingen. Das Pferd folgte noch immer, trotz des Rauches, der inzwischen einen breiten Streifen quer durch den Yarlpfad markierte.
Die ersten Flammen begannen Arrufs Finger zu versengen, als er den jenseitigen Rand erreichte. Seine Augen tränten. Er machte einige Sätze durch Flammen und Asche, und wihernd riß das Pferd den Kopf hoch. Kurz darauf schüttelten sich Mann und Reittier, als sie diesen todbringenden Bereich verlassen hatten. Hinter ihnen knisterten und qualmten die Pflanzen. Die Insekten
Weitere Kostenlose Bücher