Die Alptraumritter
Umkreis gab es nichts anderes. Der Sohn des Shallad konnte aus diesem Bild nicht schlau werden. Ausgeschlossen.
Jenseits der Reihe der elf Dämonen schlich Necron auf den Eingang zu. Er bewegte sich in einem einst geheimen Gang, dessen Decke eingestürzt war. Unter den Hufen und seinen Stiefeln lagen breite Steinplatten, von denen dieser Gang einst abgedeckt gewesen war. Sie führten bis zur verwitterten Treppe geradeaus.
Dort oben war Arruf-Luxon!
Der Alleshändler ließ das Pferd stehen und huschte lautlos die steinerne Treppe hinauf. Er duckte sich und spähte durch die Zweige. Jetzt sah er Arruf direkt. Der Gegner war keine zwanzig Schritte entfernt und schien sich überlegen zu wollen, ob er vom Sattel klettern sollte oder nicht. Vor ihm befand sich der Eingang, und aus dem Innern des Turmes wehte ein moderig riechender, kalter Wind, der auch seine Haut fröstelnd machte. Schweigend wartete Necron.
Arruf schwang sich leichtfüßig aus dem Sattel, packte das Tier dicht hinter der Trense und schob sich vorwärts, das gezogene Krummschwert in der Rechten. Unruhig drehte er den Kopf und blickte mehrmals genau dorthin, wo hinter Zweigen und Steinen der Steinmann lauerte.
Dann, endlich, ging Arruf ins Innere des Turmes.
Die Wände waren glatt, und im Innern führte eine breite Rampe, einst wohl eine prunkvolle Treppe, behängt mit Teppichen und mit reich geschnitztem Geländer, in die Höhe wie eine unendliche Spirale. Jetzt mündete sie in die Mauerkrone, die vom Turm selbst von dessen Wandung, gebildet wurde. An einigen Stellen drang Licht durch unregelmäßige Öffnungen herein, aber noch hielten die Steine des Gewölbes, das sich in zwanzig Mannshöhen über dem unratübersäten, von bewachsenen Steintrümmern bedeckten Boden spannte.
Necron sprang auf, schob die Zweige auseinander und lief schnell und geduckt zum Eingang und neben ihm über Steinplatten nach oben, die aus der Mauer hervorragten.
Auf dem obersten Stück brüchigen Steines blieb er stehen.
Dann sprang er auf die gerundete Decke des Eingangs. Unter seinen Füßen zitterten und bebten die Steine. Sie lagen nur noch lose aufeinander, und eine starke Windböe würde das Gewölbe einstürzen lassen.
Necron balancierte bis zur Mitte, packte den Schlußstein und rüttelte daran. Morsches Gestein löste sich an allen Rändern des keilförmigen Felsenstücks. Es war nicht schwer, trotzdem rutschten seine Finger mehrmals ab. Er dachte nicht daran, was ihm geschehen würde, wenn sein Plan nicht aufging.
Von mehreren Seiten liefen die Steine aufeinander zu; Rippen, die dadurch das Gewölbe trugen, daß ihre Einzelteile sich sozusagen gegeneinander stemmten. Er zog den Schlußstein ganz heraus und stemmte ihn hoch. Unter ihm begann das Gewölbe zu ächzen und zu knirschen. Als er den Stein in Schulterhöhe hatte, warf er ihn schräg nach unten, wirbelte herum und rannte zurück bis zum senkrecht abfallenden Teil des Eingangs.
Als er nach einem riskanten Sprung die herausragende Stufe erreichte und daran hing, sanken dröhnend und polternd, hoch aufstaubend und mit ohrenbetäubendem Knirschen nicht nur das tonnenförmige mehrfach gewölbte Dach, sondern auch die Mauern, die Stützpfeiler und alles andere zusammen.
Sie bildeten nicht nur einen mächtigen Haufen Geröll, sondern ein Teil kippte so, wie es sich Necron gedacht hatte, also als mehr oder weniger massive Mauer.
Diese Mauer legte sich vor den kleineren Eingang in der Rundung des alten Turmes.
Luxon, der Sohn des Shallad, war mitsamt seinem prächtigen Pferd eingeschlossen.
Die glatten Mauern würden ihn nicht entkommen lassen. Eine hervorragende Möglichkeit, ihn zu bezwingen.
Mit einem einzigen geschleuderten Stein würde Necron sein Leben auslöschen können. Im leeren Innern der Ruine gab es keinen Platz, sich zu verstecken.
Necron schwang vorwärts und rückwärts, dann lockerte er seinen Griff und landete auf einer weiter unten vorspringenden Stufe.
Durch die träge seitlich abtreibende Wolke pulverigen Gesteins turnte er nach unten. Als er fast wieder den Boden erreicht hatte, brach mit einem scharfen Knacken die Stufe glatt an der Mauer ab.
Ohne Halt, einen unterdrückten Schrei ausstoßend, fiel Necron senkrecht herunter. Seine Füße berührten den harten Boden, der unter ihm aufriß. Durch eine kleine Wolke aus Holzstaub und Schmutz fiel Necron genau in einen runden Schacht, der aussah wie ein trockener Brunnen.
Sein Körper schlug dumpf auf und blieb regungslos
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