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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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davon. Sie drangen in die Nüstern und die Nase ein und ließen Roß und Reiter niesen und husten.
    Ein lautloses Anschleichen war nicht möglich.
    Es war auch wenig sinnvoll.
    Schritt um Schritt ging es weiter. Arruf versuchte, jede Beobachtung richtig zu deuten. Alle seine Sinne waren aufs äußerste gespannt. Wilde Vorstellungen von Fallen-Zubehör schossen durch seinen Kopf. Er stellte sich heranschwirrende Seile vor, Fallgruben, Treibsand und Netze, die über ihn und das Pferd fielen. Aber als er das Ende der Grasfläche erreichte, war noch immer nichts geschehen. Die ununterbrochene Anspannung begann ihn zu erschöpfen.
    Er hatte auf bittere Art gelernt, Necron als Kämpfer zu akzeptieren. Er runzelte die Stirn und murmelte:
    »Eine seltsame Jagd, fürwahr!«
    Hinter dem Reittier schlugen raschelnd und knackend die letzten Gräser dieses Abschnittes zusammen. Wachsam beugte sich Arruf aus dem Sattel und suchte nach dem nächsten Hufabdruck. Über die nächsten Büsche lugten steinere Dinge herüber, die wie Helme oder seltsame Schädel aussahen.
    Der Hengst schüttelte den Kopf, prustete und riß den Schweif in die Höhe. Arruf hob das Schwert und ritt weiter. Vor ihm tanzten in der Sonne Tausende winziger Mücken in einem Schwarm.
    Arruf folgte der Spur, bis das Tier von selbst stehenblieb.
    Einen Bogenschuß weit lag eine pechschwarze Öffnung in der braunen und gelben Fläche des Turmes vor Arruf.
    Unmittelbar hinter der letzten Barriere aus Sträuchern und Quadern, die einst von den Zinnen des Turmes heruntergefallen, halb zerbrochen und nach vielen Überschlägen und Purzelbäumen hier liegengeblieben waren, fing eine seltsame Allee an.
    Rasch zählte Arruf; rechts und links einer geraden Straße standen jeweils elf Gestalten. Es waren weißgewachsene Statuen, deren oberste Teile er jenseits der Pflanzen barriere gesehen hatte. Vor dem ersten Monument zur rechten Hand lagen große, glatte Steinplatten auf dem Boden.
    Zweiundzwanzig Statuen, so groß wie ein kauerndes Diromo.
    Die beiden ersten waren einigermaßen gut erhalten. Sie stellten schlangenartige oder drachenähnliche Wesen dar, die Arruf ihre Schädel zuwandten und ihn aus tiefen, schwarzen Augenhöhlen anstarrten. Zwar hatten lange Zeiten, in denen es geregnet hatte, in denen Sandstürme getobt und die Glieder der kauernden, geschwänzten Gestalten glattgescheuert hatten, ihre Spuren hinterlassen. Aber Moosflecken, Vogelkot und winzige Gewächse hinterließen ihre Spuren und machten die steinernen Gestalten erstaunlich lebendig. Das Pferd wurde unruhiger, je mehr und länger Arruf den Zügel anzog.
    Mit einigen kurzen Sprüngen stürmte das Pferd vorwärts. Der bösartig-stumme Ausdruck der Stauen war derart eindringlich, daß sich Arruf umdrehte.
    Er erwartete, daß die beiden ersten Gestalten mit Klauen nach dem Pferd greifen und die Köpfe drehen würden, um ihm haßerfüllte Blicke zuzuwerfen.
    Hatte einst ein Gegenzauber der Alptraumritter die Statuen erfüllt? Hatten sie die Dunklen Mächte abwehren sollen?
    Es gab keinen, der ihm darauf antworten konnte – die Gebeine derer, die jene Gestalten geschaffen hatten, waren längst eins mit der Erde geworden.
    Die Statuen waren aus verschiedenfarbigem Stein zusammengesetzt. Harnische und Knochenplatten, Panzer und seltsam gekurvte Helme – sie bestanden aus dunklem Gestein. Die Gliedmaßen und die Gesichter wiederum bestanden aus hellerem, glänzenderem Felsgestein. Und abermals aus anderem Material waren die Waffen geschaffen worden, jene Klauen, Krallen, Dorne und Dolche, von denen die dämonischen Gestalten mit menschlichen, aber bösen Gesichtern starrten.
    Zögernd ritt Arruf auf den schwarz gähnenden Eingang zu.
    Wieder kam er an einem Paar dräuender Gestalten vorbei. Sie schienen lautlos zusammenzurücken und ihn und das Tier einzukesseln und zu bedrängen.
    Und wieder blickte Necron durch seine Augen.
*
    »Gleich ist er in der Falle!« freute sich Necron, aber er lachte nicht. Ihn erfüllte zum zweitenmal eine lautlose, kalte Entschlossenheit. Durch einen Zufall hatte er diese Stelle gefunden; seine eigene Tüchtigkeit konnte kaum etwas dazutun.
    Er zog sein Pferd am langen Zügel hinter sich her und hielt immer wieder inne, um auf die Geräusche zu lauschen.
    Er hatte es gesehen: Arruf ritt auf den Eingang zu.
    Als Arruf seines Gegners Augen benutzte, konnte er nur die Teile erkennen, die Necron umgaben: heller Stein, geformt vor Äonen, und grüne Pflanzen. In einer Tagesreise

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