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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verkündete der silberhaarige Ritter.
    »So sei es!«
    Als habe der Dämon Guuron jedes Wort genau verstanden, begann er in seinem Steingefängnis zu toben. Ein dumpfes Summen erfüllte die Halle und schien ihre Grundfesten erschüttern zu wollen. Über die Flächen der schwarzen Steinfalle zuckten knisternde Blitze in allen Farben. Der Laut, der von dem Opferstein ausging, trieb einige der Alptraumritter zurück, die ihre Schwerter eben in die Scheiden stecken wollten.
    Gerade an den Stellen, an denen das Band der scharf herausgemeißelten Runen den Stein umlief, züngelten feuerrot die kleinen Blitze, die mit ihren zitternden Ästen nach allen Seiten in die Luft griffen. Das starke Summen hörte auf, die Flammen an den Wänden brannten wieder ruhiger.
    Die Blitze auf den Flächen des schwarzen Opfersteines verloren zusehends ihre Farbe und ihre Stärke. Die Kräfte des gefangenen Dämons ließen nach. Aber anstelle der Blitze erfüllte nun ein anderer Vorgang die Halle – er war ebenso unübersehbar.
    Der Körper des Dämons verweste.
    Aber er ließ noch immer seine wahre Gestalt nicht erkennen. Die Wunden und die Haut des verwesenden Dämonenkörpers hatten sich mit schwärenden Blasen überzogen, die brodelnd und platzend einen Geruch unerträglicher Verwesung von sich gaben.
    Der Körper unter dem Mantel der Blasen schrumpfte zusammen. Unter ihm rieselte schwarzer Staub auf den Boden. Der Staub wurde mehr und mehr, schließlich färbten sich die Flammen der Öllampen unter dem Ansturm des bestialischen Gestanks fahlgelb und sonderten lange, gekräuselte Rußfäden ab.
    Shaer O’Ghallun stapfte klirrend davon und lehnte sich neben dem Eingang an eine Säule. Er rief:
    »Der Dämonenkörper ist zu Staub zerfallen. Prinz Odam, ein Alptraumritter, ist von der Fessel seines Dämons befreit. Ash’Carons Alptraumritter haben gemeinsam einen neuen Sieg über die Mächte des Bösen erkämpft!«
    »So soll es bleiben«, echote der Chor der Gepanzerten.
    In ihren Reihen entstand Bewegung. Ein Ritter schob seinen Arm in die Haltegriffe des Schildes, zog sein langes Schwert und schob mit den Schultern die Ritter neben sich zur Seite.
    »In dieser Halle«, erscholl es dumpf hinter seinem kantigen Visier hervor, »ist ein Mann, der sich eine Ritterrüstung widerrechtlich angeeignet hat. Stelle dich zum Kampf, Luxon!«
    Luxon-Arruf wußte, daß es niemand anderer als Necron sein konnte. Er fuhr herum und riß den Schild vom Rücken. Zischend glitt das schwere Schwert aus der Scheide. Die anderen Ritter traten zur Seite und griffen nicht ein.
    Zwischen Necron und Arruf waren etwa zwanzig Schritte freier Platz. Arruf stand zufällig um eine Stufe näher am Opferstein – und praktisch mitten in dem infernalischen Gestank des zu Staub zerfallenden Dämonenfragments.
    Arruf ging in Kampfhaltung.
    Er hob mit dem linken Arm den Schild so hoch, daß er sowohl seine Knie schützte als auch durch den oberen, waagrechten Rand die Schultern und den Hals. Die Spitze des schweren, mehr als armlangen Schwertes ruhte noch auf dem Boden. Necron stapfte klirrend näher.
    »Kämpfe gegen mich, Luxon. Hier wird sich unser Duell entscheiden. Keine Fallen mehr, keine Überfälle, keine List.«
    »Mir ist es recht«, antwortete Arruf und erwartete den ersten Schlag in Ruhe. Er wußte, daß er kein ausgebildeter Schwertkämpfer war, und das gerade Schwert der Nördlinge bedeutete für ihn eine Waffe mit vielen unbekannten Eigenschaften. Aber dasselbe galt für den Alleshändler in der Rüstung eines Alptraumritters.
    Arruf warf einen schnellen Blick zu Shaer O’Ghallun hinüber, aber der Anführer der Ritter griff nicht ein. Er winkte lediglich einem anderen Gewappneten.
    »Ein Schwert!« sagte er kurz.
    Necron drang auf Arruf ein. Das Schwert beschrieb fast einen Halbkreis und traf auf den Schild. Ein schwerer Stoß erschütterte Arruf und ließ ihn fast taumeln. Er spannte die Muskeln seines rechten Armes und führte einen kurzen, schmetternden Schlag, der die Waffe Necrons klirrend zur Seite fegte und eine Kerbe in den Schildrand hämmerte. Necron hob das Schwert hoch über den Kopf und führte einen senkrechten Schlag, der, würde er treffen, Arrufs Helm spalten konnte. Arruf warf sich zur Seite, tauchte unter dem Hieb hinweg und riß den Schild hoch.
    Der Schlag traf voll und zwang ihn in die Knie.
    Aber er ließ die Klinge über die ganze Länge des Schildes abgleiten, so daß sie klirrend und funkensprühend über den Stein fuhr. Sofort

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