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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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waren.
Am Nachmittag so gegen 16 Uhr schlenderten sie den Feldweg zum Hof von Jeremy hoch. Es war ein trüber Tag, an dem es kaum richtig hell geworden war. Der Schnee hatte sich innerhalb von zwei Tagen zu einem Großteil aufgelöst, kleine schmutzige Hügel am Wegrand sowie lückenhafte Reste auf nördlich gelegenen Feldern und Wiesen waren von ihm übrig geblieben und boten nun einen eher trostlosen Anblick.
Am Tor des Bauernhofes brannte eine helle Fackel, eine weitere brannte an der Eingangstür. Dies wirkte sehr einladend. Ein hübscher Willkommensgruß nur für sie beide..?
    Auf ihr Schellen wurde augenblicklich geöffnet und Jeremy begrüßte sie herzlich. Von Cornelia war weit und breit nichts zu sehen.
Sie setzten sich zu dritt in die gemütliche Essstube. Jeremy hatte Kaffee gekocht. Dazu servierte er ihnen einen Korb mit frischem Bauernbrot, Butter, etwas selbst eingekochte Marmelade und etwas Käse. Sie aßen alle nur ein wenig. Richtigen Appetit hatte anscheinend niemand von ihnen.
Draußen wurde es nun rasch dunkel und man hätte eigentlich Licht machen müssen. Doch stellte Jeremy stattdessen einige dicke Kerzen auf den Tisch. Dann ging er hinaus und kam mit einem Stapel Holz in die Stube zurück. Damit begab er sich an den schönen alten Kachelofen, den Rebecca schon bei ihrem ersten Besuch bewundert hatte. Sie beobachtete Jeremy, mit wie viel Ruhe und Gelassenheit er das Holz in den Ofen stapelte und dann ein Feuer entfachte.
Sie konnte nicht genau sagen, was, aber irgendetwas hatte sich an ihm verändert seit ihrem ersten Besuch vor zwei Tagen. Da war er doch so nervös gewesen und hatte diese strenge Alkoholfahne gehabt. Heute dagegen strahlte er eine ungeheure Selbstsicherheit, ja, wie Rebecca fand,  auch Geborgenheit aus. Greta musste ihren Stiefbruder einfach geliebt haben und er sie sicher auch. Warum nur hat er sich die ganzen letzten Jahre nicht mehr um sie gekümmert?
    „Wo ist eigentlich Cornelia?“ fragte Rebecca, ohne sich dabei irgendetwas zu denken, aber Jeremy richtete sich sogleich auf und kam zu ihnen an den Tisch, fast, als hätte er die Frage schon erwartet. Er stützte sich auf einer Stuhllehne auf und schaute nach unten.
    „Sie ist weg“, sagte er leise und so tonlos, dass Rebecca sofort wusste, dass sie nicht mal eben ins Dorf zum Einkaufen gefahren ist.
    „Sie hat mich verlassen, gestern Abend.“
    Rebecca starrte ihn fassungslos an. Sie hatte ihren Mann verlassen, einfach so und nach so vielen Ehejahren? Wieso ausgerechnet jetzt, zwei Tage, nachdem sie hier eingetroffen waren? Jeremy schaute hoch und lächelte plötzlich. Doch konnte man in seinen Worten auch eine Spur Bitterkeit erkennen.
    „Wir waren nicht sehr glücklich miteinander. Sie ist zu ihrer Cousine gezogen  in die Stadt. Sie wollte immer schon in München leben. Geld hat sie genug. Sie kann sich alles kaufen, was sie möchte, eine schöne Wohnung, alles. Es wird ihr gut gehen dort. Vielleicht ist sie dort glücklicher als hier mit mir.“ Damit schien das Thema für ihn beendet.
Er schenkte ihnen  Kaffee nach. „Wie wird es jetzt weitergehen, - mit Greta?“, fragte er.
    „Ich möchte jetzt gleich wieder in die Klinik fahren. Ich möchte Greta auf keinen Fall dort so lange alleine lassen , nachdem, was heute Morgen passiert ist“, antwortete Rebecca.
    „Ja, natürlich. Wann immer Sie in die Klinik fahren möchten, ich fahre Sie. Meinetwegen können wir gleich aufbrechen.“
Rebecca freute sich sehr über die Unterstützung Jeremys. Sie fühlte, dass er sich ernsthaft Sorgen um Greta machte. Sie brachen bald darauf auf und fuhren den inzwischen schon vertrauten Weg zur Klinik. Es war stockdunkel jetzt, aber Jeremy kannte den Weg im Schlaf. Der Ranch Rover grub seine breiten Reifen mühelos in den schlammigen Untergrund.
Im Empfangsraum der Klinik nahmen sie auf der bequemen Sitzecke aus Leder Platz. Dort ließ man sie heute noch eine ziemlich lange Zeit warten.
Von Zeit zu Zeit kamen Patienten vorbei, die sie neugierig beäugten. Ein alter Mann kam auf die kleine Besuchergruppe zu, beugte seinen Kopf zu Rebecca herunter und kam mit seinem Gesicht so dicht an sie heran, dass sie erschrocken zurückwich. Doch der Alte grinste nur, richtete sich dann wieder auf  und ging wortlos weg. Nach ein paar Schritten drehte er sich jedoch um und lächelte Rebecca zu. Sie erwiderte sein Lächeln freundlich und der Alte nickte mit seinem Kopf, als wollte er damit sagen, dass sie sich auch ohne viele Worte

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