Die alte Villa (German Edition)
verstanden hätten.
Das Schicksal der Menschen, die als Patient hier in der Klinik leben mussten, berührte Rebecca zutiefst. Für jeden Einzelnen von ihnen brachte sie Mitgefühl auf und mit großem Interesse betrachtete sie die Personen, die hier umher liefen, von denen einige ganz offensichtlich verwirrt waren, andere jedoch vollkommen normal wirkten.
Was hatte das Leben nur mit ihnen angestellt, dass sie sich heute in einer psychiatrischen Klinik befanden und hier auf Hilfe hofften?
Es war für sie die schrecklichste Vorstellung überhaupt, auf irgendeine Art und Weise entmündigt zu werden, nicht mehr selber frei und eigenständig über das eigene Leben bestimmen zu können und so hilflos ausgeliefert zu sein.
Endlich kam Dr. Bekell, um sie persönlich abzuholen und sie zum Zimmer ihrer Tante zu begleiten .
Doch verlief der Besuch diesmal ausgesprochen enttäuschend, da Greta absolut nicht ansprechbar war. Sie schaute Rebecca aus leeren Augen an und schien geradewegs durch sie hindurch zu sehen. Rebecca redete leise auf sie ein, aber sie konnte keinerlei Reaktion bei ihrer Tante erkennen.
Erst als sich Rebecca versichert hatte, dass ihre Tante rund um die Uhr bewacht wurde, machten sie sich wieder auf den Weg zurück ins Dorf. Sie verabschiedeten sich von Jeremy und verabredeten sich für den nächsten Tag.
Beim Essen in ihrem Stammlokal redeten sie nur von dem Ereignis in der Klinik.
„Rebecca“, begann Torsten gleich nachdem sie sich gesetzt hatten. „Erzähl mir doch bitte noch einmal, wieso du dachtest, dass dein Lehrer deiner Tante etwas antun wollte.“
Da gab es soviel zu erzählen, aber würde Torsten sie verstehen? Sie konnte ihm nicht alles sagen, aber auch nicht alles verheimlichen.
„Herr Kelbel hasst mich, wenn ich auch nicht weiß, warum. Ich habe ihn schon ein paar Mal im Traum gesehen. Auch meine Tante habe ich im Traum gesehen und zwar mit ihm gemeinsam.“
„Aber Rebecca, das kann doch Zufall gewesen sein. Man träumt so Viel es.
Na also! Er wird mich niemals verstehen!!
Wie stellst du dir das denn vor? Herr Kelbel fährt hier nach Bayern, klettert über die Mauer mit Stacheldraht und steigt dann durchs Fenster zu deiner Tante ins Zimmer?“
„Er hat sicher seine Handlanger, die das besser können als er“, sagte Rebecca trotzig und voller Wut über ihren Freund, der ihr keinen Glauben schenken wollte.
„Woher sollte er denn überhaupt wissen, dass du in Bayern bist und warum soll das überhaupt ein Problem für ihn sein? Tut mir leid, aber ich komme da nicht mehr mit, Rebecca.“
„Wir brauchen nicht mehr darüber sprechen“, sagte Rebecca . Sie wollte lieber das Thema wechseln, vor allem, weil Torsten wieder so ernst schaute. Und diesen Blick konnte sie einfach nicht ertragen.
„Komm, lass ’ uns nicht mehr darüber sprechen, ja? Hauptsache, meiner Tante geht es wieder besser und sie wird wieder gesund. Wie wär’s, wenn wir morgen Nachmittag etwas mit Jeremy unternehmen? Ich möchte so gerne einmal den ganzen Bauernhof besichtigen und etwas von der Umgebung des Dorfes sehen. Meine Tante hat immerhin einige Jahre dort gewohnt und daher interessiert mich das alles sehr.“
Torsten nickte. Er legte seine Hand auf die ihre und streichelte sanft darüber. Diese zärtliche Berührung kam so überraschend, dass es sie wie ein Blitz durchfuhr und sie hatte sofort das Bedürfnis, jetzt mit Torsten auf ihr gemütliches Hotelzimmer zu gehen und mit ihm ein wenig zu schmusen und sich ganz langsam von ihm verführen zu lassen. Doch mit leerem Magen ist es sicherlich nur halb so schön, dachte sie sich und machte sich gierig über ihr Essen her.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten und Rebecca sich gerade an Torsten kuschelte, setzte sich Torsten plötzlich im Bett auf und schaute auf sie hinunter.
Ihr langes offenes Haar rahmte ihr Gesicht wie ein leuchtend roter Kranz ein und bedeckte das gesamte Kopfkissen.
„Rebecca, wir sollten miteinander reden“, begann Torsten und Rebecca musste lächeln. Redeten sie nicht ständig miteinander?
„Du bist jetzt keine Jungfrau mehr, meine kleine Prinzessin“, sagte er und strich ihr dabei zärtlich über ihr Haar.
„Ja, und das finde ich schön“, sagte Rebecca und streckte sich behaglich unter der Bettdecke.
„Hattest du niemals an die Möglichkeit gedacht, als Jungfrau in die Ehe zu gehen?“, fragte Torsten. Rebecca lachte laut auf.
„Nein, nicht eine Minute“, sagte sie, immer noch lachend. Torsten
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