Die alte Villa (German Edition)
bringen konnte.
Als sie in der Klinik ankamen, stand das Tor schon weit offen und im Hof stand ein Polizeiauto. Rebecca erschrak ganz fürchterlich
Es wird doch nichts mit Greta sein , war ihr erster Gedanke.
Schnell stieg sie aus und rannte zu der kleinen Gruppe von Leuten, die mitten auf dem Hof der Klinik standen. Dr. Bekell unterhielt sich gerade mit einem der Polizisten.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie atemlos.
Dr. Bekell begrüßte sie knapp und sagte dann: „Jemand ist wohl über die Mauer gestiegen.“
„Wann?“, fragte Rebecca, die sich keinen Reim machen konnte.
„Das wissen wir noch nicht genau. Vielleicht letzte Nacht, vielleicht auch schon vorletzte Nacht. Die Ermittlungen laufen derzeit noch.“
„Was ist mit meiner Tante? Geht es ihr gut?“, fragte Rebecca.
Dr. Bekell schaute verärgert. „Da fragen Sie bitte unsere Empfangsdame an der Anmeldung. Ich muss hier noch einiges klären. Sie entschuldigen mich bitte, Fräulein Stein.“
Rebecca drehte sich um und sah Torsten und Jeremy auf sie zukommen. Hastig erklärte sie den beiden, was passiert war und lief dann eilig in Richtung Anmeldung. Sie drehte sich um und sah, wie die beiden mit den Polizisten redeten.
An der Anmeldung erkundigte sie sich nach ihrer Tante und dort wusste man gleich Bescheid.
„Ihre Tante erwartet sie schon in ihrem Zimmer. Sie kennen den Weg?“
Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sie konnte zu ihr und mit ihr reden! Ganz alleine und ohne Zeitlimit! So schnell sie konnte, ging sie, bzw. lief sie den Gang entlang.
Sie freute sich sehr darauf, ihre Tante wieder zu sehen. Als sie vor Gretas Zimmer stand, wartete sie einen kleinen Moment und horchte, ob sie von drinnen ein Geräusch vernahm. Doch es blieb alles still.
Ich muss mich zentrieren , dachte sie. Das hatte Tamara gesagt und sie wusste schließlich immer, wovon sie sprach. Sie atmete noch einmal tief durch und klopfte dann zaghaft an, doch antwortete niemand auf ihr Klopfen. Deshalb öffnete sie vorsichtig die Tür und schaute durch den Spalt in das Zimmer ihrer Tante. Greta lag im Bett.
Rebecca trat leise ein und sah, dass Greta wach war. Aber wie verändert sah sie aus!
Sie hätte sie beinahe nicht wiedererkannt. Das Gesicht war regelrecht zugequollen und die Haare klebten strähnig und feucht an ihren Schläfen.
„Greta“, flüsterte sie leise und die Tante schaute in ihre Richtung. Als sie Rebecca erkannte, lächelte sie matt, sagte aber nichts.
„Wie geht es dir?“, fragte Rebecca. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
Greta sagte immer noch nichts und schaute sie nur aus traurigen Augen an. Dann öffnete sie ihren Mund, um etwas zu sagen, aber nach einigen Sekunden schloss sie ihn wieder und blickte weiter stumm auf ihre Nichte.
„Du musst nichts erzählen, wenn du nicht willst, Greta“, sagte Rebecca.
Sie schauten sich lange an. Ein Blick, der tausend Worte ersetzte. Eine tiefe Verbundenheit mit ihrer Tante machte sich in Rebecca breit.
Du musst ihr deine volle Aufmerksamkeit schenken, das hatte Tamara gesagt. Eine Aufmerksamkeit, die tief aus dem Herzen kommt.
Greta braucht mich!!
„Rebecca“, sagte Greta plötzlich. Ihre Stimme war so leise. Es handelte sich mehr um ein Krächzen und schien sie sehr anzustrengen.
„Ja?“ –
„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich was genommen habe. Ich wollte mich gar nicht umbringen, aber sie haben das gesagt.“
Die Tante schaute sie so verzweifelt an, dass sie voller Mitgefühl ihre Hand nahm. Sie war kalt wie Eis.
„Ich glaube dir, dass du dich nicht umbringen wolltest. – Warum hättest du das auch tun sollen.“
„Ich werde wohl niemals hier rauskommen“, sagte Greta und schaute Rebecca dabei fragend an.
„Doch, Greta, das wirst du. Du bist nicht krank“, sagte Rebecca entschieden und ihre Tante ergriff jetzt ihre Hand.
„Doch, Rebecca, ich bin krank. Gestern bekam ich wieder sehr viele Tabletten. Zum Ruhigstellen. Danach war mir alles irgendwie egal, sogar, dass ich mein ganzes Leben hier verbringen muss.“
„Ich werde mit dem Arzt reden. Wegen der Tabletten.“, sagte Rebecca und dachte gleichzeitig, dass es wohl zwecklos sein würde.
Dr. Bekell ließ sich sicher nicht von einem 17-jährigen Mädchen in seine Therapie hineinreden.
Sie saß eine Weile schweigend am Bett der Tante und dachte nach.
Die Tante hatte ihr en Blick nun wieder auf die Wand, an der ihr Bett stand, gerichtet, als wollte sie von der Welt um sie herum so wenig wie
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