Die alte Villa (German Edition)
hielt diese Forschungen für ungemein wichtig, wie sich überhaupt ihr ganzes Leben nur um Forschung und Wissenschaft zu drehen scheint.“
Während Tamara sprach, waren sie ganz langsam durch den Garten spaziert. Zwischendurch blieb Tamara immer wieder stehen und blickte sich zu Rebecca um:
„Der Großteil des Universums besteht aus einer rein geistigen Energie. Wir alle stammen aus ihr und werden eines Tages zu ihr zurückkehren.“
Sie blickte Rebecca eindringlich an: „Diese Energie gehorcht vor allen anderen Gesetzen, vor allem einem einzigen Gesetz. - dem Gesetz der Liebe! Dieses steht über allem! Es ist das stärkste und mächtigste aller Naturgesetze!“
Tamara lächelte nach diesen Worten, drehte sich wieder um und ging langsam weiter, dabei häufig nach rechts und links schauend, um die Pflanzen zu bewundern, welche nun mit aller Kraft und täglich üppiger aus dem Boden sprossen.
Nach wenigen Metern kam die kleine Wiese unterhalb der Birkengruppe in Sicht.
Dort saß Maja!
Rebecca wollte sich die Augen reiben, denn das Bild Majas war so seltsam verschwommen! Sie sah sie dort kerzengerade im Schneidersitz sitzen, in der Art, wie man es von einem Jogi kennt.
Ein seltsam leichtes Gefühl machte sich in Rebecca breit und sie hatte fast das Gefühl, als schwebe sie über den mit Rindenmulch bedeckten Weg, der durch Tamaras Garten führte. Als sie näher kamen, wurde das Bild Majas klarer und sie sahen, wie sie langsam ihre Augen öffnete und ihnen lächelnd entgegen sah.
Was geschah hier nur? Rebecca war verwirrt und dabei dennoch sehr glücklich. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die Welt mit den Augen Majas sehen zu können. Mit den Augen bedingungsloser Liebe.
7 . März 1980
„Ja, Herr Doktor, ich werde mich haargenau daran halten.“
Jeremy reichte Dr. Bekell die Hand und verließ dann dessen Büro.
Sein Gesicht hatte einen beinahe feierlichen Ausdruck, als er die Eingangshalle der Klinik betrat.
Dort saß Greta und neben ihr stand ein großer dunkelbrauner Koffer.
Sie erhob sich sogleich, als sie Jeremy kommen sah und schaute ihn unsicher an.
Was wird mich dort draußen erwarten?, schien ihr Blick zu fragen.
Jeremy packte ihren Koffer und hob ihn so kraftvoll hoch, als wäre er vollkommen leer.
„Gehen wir“, sagte er an Greta gewandt.
Diese winkte der Krankenschwester an der Anmeldung zaghaft zu und stieg dann vorsichtig die wenigen Stufen in den Park hinab.
Im Hof stand der Ranch Rover und Jeremy hievte den großen Koffer mit Schwung auf die Ladefläche.
Anschließend hielt er Greta die Beifahrertür auf.
Unbeholfen kletterte Greta auf den Sitz. Als sie bequem saß, schloss Jeremy die Tür hinter ihr.
Eilig ging er dann um das Auto herum und stieg selber ein.
Bevor er den Wagen startete, lächelte er Greta noch einmal freudestrahlend an. Sie erwiderte sein Lächeln schüchtern.
„Bitte anschnallen!“ rief er ihr zu, aber Greta blickte ihn nur fragend an.
Sie trug ihr Haar heute offen und die blonden Locken hingen schwer über ihren Rücken hinab.
Sie sieht aus wie ein Engel , dachte Jeremy.
Er legte den Leerlauf ein und half Greta beim Anlegen des Sicherheitsgurtes.
Bevor sie in die Klinik kam, war die Welt eine vollkommen andere gewesen.
Beinahe 20 Jahre pulsierendes Leben war praktisch an ihr vorbei gezogen. Als hätte sie die ganze Zeit in einem langen Dornröschenschlaf verbracht.
Es würde viel Neues und Ungewohntes auf Greta zukommen, das wurde Jeremy mit einem Schlag klar! Aber er würde ihr helfen, damit zurechtzukommen so gut er es vermochte.
Dann endlich ging die Fahrt los, über die immer noch winterlich kahlen Felder bis zu seinem Hof, auf dem Jeremy nun alleine lebte.
Jeden Tag hatte er Greta nun seit Rebeccas Abreise in der Klinik besucht.
Am Anfang hatte er sich furchtbar unsicher gefühlt und wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten und über was er mit ihr reden sollte. Er wehrte sich gegen das Gefühl, eine völlig Fremde vor sich zu haben, suchte immerzu nach der Greta, die er von früher kannte, die bei ihnen auf dem Hof gelebt hatte. Paradoxerweise halfen ihm aber gerade die Erinnerungen dabei, Stück für Stück zu der Greta von heute vorzudringen. Er musste es einfach nur schaffen, die Fäden der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zu einem geordneten Muster zu verspinnen, dann würde alles wieder gut werden. Davon war er felsenfest überzeugt und diese Überzeugung motivierte ihn in jeder Minute
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