Die alte Villa (German Edition)
schien wie in Gedanken versunken und fragte nun. „Wann haben die Krauses den Jungen denn adoptiert?“
Tamara wurde nun still und auch Rebecca zog grübelnd die Stirn in Falten. Sie schien ebenfalls nach zu denken, dann zuckte es plötzlich in ihrer Brust und die feine Dame, die unfreundliche Friedhofsbesucherin kam ihr in den Sinn und ihre Beschwerde über das ungehörige Verhalten irgendeiner Person, worüber sie sich damals absolut keinen Reim machen konnte....
Aber nein, das konnte ja nicht sein. Rolf, ihr Bruder? Ob die Adoption nur vorgeschoben war? Und in Wahrheit hatte ihr Vater mit Frau Krause...? Unvorstellbar!
Sie sah die beiden vor sich. Ihr Vater war ja schon ziemlich stark gebaut, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Aber Frau Krause erst... Nein, das wollte sie sich wirklich nicht weiter vorstellen müssen..
...und außerdem, hätten sich die Krauses dann nicht von den Kelbels unterdrücken lassen müssen, ....es sei denn, sie hätten irgendwie von dem Fehltritt ihres Vaters mit Frau Krause erfahren...
Tamara nahm Gretas Hand. „Ich weiß von einem Brief einer Schwester aus dem Heim, den sie an Jeremy geschrieben hat, Greta!“
Die Augen Gretas weiteten sich. Sie atmete schwer.
„Aber ich will nicht, dass das alles wieder hochkommt, ach, mein liebes Kind, ich wünschte, ich hätte meinen Mund gehalten..“
„Nein, ist schon gut, irgendwann muss ich doch die Wahrheit erfahren!“, flüsterte Greta nun sehr leise.
Rebecca verstand nun gar nichts mehr. „Was für ein Brief?“, fragte sie völlig ratlos.
Da schienen die beiden ein Geheimnis vor ihr zu haben und sie selber hatte anscheinend absolut keine Ahnung, um was es hier ging.
„Vielleicht ist mein Kind damals gar nicht gestorben nach seiner Geburt...“, sagte Greta mit Tränen in den Augen.
„Ja, vielleicht“, sagte Tamara und Rebecca schaute die beiden stumm vor Entsetzen an.
~
Rolf war außer Lebensgefahr! Diese Nachricht überbrachte ihnen am Abend Herr Krause.
Die Steins hatten wie versteinert in ihrem Wohnzimmer gesessen und angespannt auf Nachrichten über den Zustand des verletzten Jungen gewartet, als sie dann die erlösende Botschaft endlich erreichte.
Herr Krause kam anschließend zu ihnen in die Wohnung und setzte sich an den Esstisch der Steins, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand.
Hier aß man, las Zeitung, trank Kaffee oder arbeitete an seinen Schulaufgaben. Mit anderen Worten, war er das Zentrum der Stein’schen Wohnung.
Herr Krause ließ sich gewohnheitsgemäß auf der gemütlichen Bank der gepolsterten Sitzecke nieder, die den Tisch von zwei Seiten umgab.
Herr Krause sagte lange nichts, nachdem er sich gesetzt hatte.
Rebecca betrachtete ihn, wie er verlegen vor sich hin starrte. Dann schaute er plötzlich auf und suchte Rebeccas Blick.
„Entschuldigung“, sagte er leise zu Rebecca und diese nickte verst ändnisvoll.
„Ich weiß schon, es war wegen Rolf.“
Nun nickte Herr Krause seinerseits und war anscheinend froh, dass Rebecca bereits über alles informiert war.
„Ja, es war wegen Rolf. Wir hatten solche Angst, den Jungen wieder zu verlieren.“
„Wann haben Sie Rolf denn überhaupt bei sich aufgenommen?“, fragte Rebecca vorsichtig.
Herr Krause schien sich angestrengt erinnern zu wollen. „Das war im Herbst 1965. Der Kleine war 3 Jahre alt und völlig verstört gewesen.“
Rebecca wunderte sich, dass sie den Jungen erst so spät zu sich genommen hatten und fragte sich, wo er die ersten drei Jahre verbracht hatte. Sie äußerte diese Frage.
„Er war bei einem Großonkel zweiten Grades, dem Vater von Dr. Bekell, also von Dr. Kelbel genau genommen.“
„Was?“, staunte Rebecca. “Damals musste Dr. Bekell.. ähm... Kelbel doch schon erwachsen gewesen sein, oder?“
„Ja, war er. Seine Eltern dachten, es wäre schön, noch ein Kind groß zu ziehen, doch kam es ander s als geplant. Sie kamen mit dem Jungen nicht klar und der Kleine tat mir unendlich leid. Ich bat sie, uns das Kind zu geben, da Gesa sich doch so sehnlichst ein Kind gewünscht hatte.“
Herr Krause zuckte mit den Schultern. „Wir haben ihn jedenfalls mit offenen Armen aufgenommen. Und eine Adoption wäre in unserem Alter vermutlich auch schwer geworden, zumindest auf legalem Wege...“
Rebecca schüttelte ungläubig den Kopf und wunderte sich, dass ihre Eltern anscheinend über die ganze Sache informiert gewesen sein mussten, was ja irgendwo auch einleuchtend war, schließlich
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