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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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intensiv und betrachtete ihr Gesicht, das heute etwas verändert aussah.
Wieder bekam er diesen ernsten Gesichtsausdruck.
    „Du bist eine wunderschöne Frau, Rebecca.“
    Seine direkte Art bewirkte nur, dass Rebecca nun doch wieder ganz verängstigt aus der Wäsche guckte. Zwar behandelte er sie jetzt nicht wie ein dummes Kind, trotzdem hatte sie immer das Gefühl, er nahm sie nicht ernst.
    „Ich muss jetzt nach Hause“, sagte sie deshalb schnell.
    „Warte doch mal. Bist du mit dem Bus da? Dann kann ich dich doch mit dem Auto mitnehmen.“
    „Nein, ich bin mit dem Fahrrad da.“
    „Wann hast du denn mal Zeit, um mit mir ein Eis essen zu gehen?“
    Das musste ja kommen!
„Sieht schlecht aus, denn ich.. ich.. muss noch ein Referat vorbereiten“, log sie.
Torsten sah sie enttäuscht an, dann lächelte er und winkte ihr noch zu, als sie eilig den Ausgang der Bücherei ansteuerte.
Sie hastete zu ihrem Fahrrad und konnte gar nicht schnell genug von hier wegkommen.
Sie war nur ein paar Minuten gefahren, da rollten Tränen über ihre Wangen und sie sagte zornig zu sich selbst: „Du Trottel. Warum hast du ‚Nein’ gesagt? - Jetzt werde ich ihn nie wiedersehen!“
Zu Hause angekommen, merkte sie bestürzt, dass sie das Buch über die Walpurgisnacht in der Bücherei hatte liegen lassen.
    „So ein Ärger!“, rief sie laut. Sie hätte sich ohrfeigen können. Schnell schnappte sie sich ihr Rad und fuhr den ganzen Weg wieder zurück. Sie hastete in die Bücherei und wollte das Buch vom Tisch, wo sie es hatte liegen lassen, holen, doch lag es dort nicht mehr.
Sie fragte eine der Angestellten der Bücherei danach und die Frau erzählte ihr, dass ein älterer Herr sich das Buch ausgeliehen hatte. Das durfte doch nicht wahr sein! Was sollte sie denn jetzt nur machen?
    Wohl oder übel musste sie die Entzifferung der alten Bücher vorerst auf die lange Bank schieben.
    Beim Abendbrot, das die Familie Stein immer gemeinsam in ihrer kleinen Essecke in der Küche einnahm, waren die Eltern ausgesprochen gut gelaunt. Rebecca ließ sich gerne anstecken und vergaß für eine Weile den Ärger mit ihrem Lehrer, das verpatzte Gespräch mit Torsten, den Tod ihrer Tante und so vieles mehr.
    ‚Das Lachen während Zeiten der Not ist ein heiliges Lachen’ , fiel ihr ein Indianersprichwort ein, dass als Zitat eines Schamanen eines ihrer Lesezeichen  zierte.
Uns geht es doch eigentlich gut, dachte sie sogleich und schämte sich fast ein wenig dafür, dass sie die Dinge, die ihr widerfuhren, immer gleich so tragisch nahm, auch die kleinen Ärgernisse, zu welchen sie den Ärger mit ihrem Lehrer doch zählen musste...
Ihr Vater gab Geschichten über Frau Krause zum besten, die vermutlich allesamt frei erfunden waren und die vermutlich in der Hauptsache er selber urkomisch fand, die allerdings bei seiner Frau  bewirkten, dass diese nun eine bitterböse Mine zur Schau stellte. Auf ihre beste Freundin und Nachbarin Gesa ließ sie wirklich nichts kommen.
Ihr ärgerlicher Blick bewirkte an diesem heutigen Abend immerhin, dass ihr Ehemann nun doch lieber das Thema wechselte. Keiner wollte an diesem  Abend streiten. Vom Bericht einer übergewichtigen Nachbarin, die beim Aufhängen ihrer  überdimensional großen Unterwäsche auf der Wäscheleine hinter dem Haus von tief fliegenden Flugzeugen irrtümlich für einen Fluglotsen des Flughafens in Porz-Wahn gehalten wurde, kam das Familienoberhaupt der Steins urplötzlich auf das Glasmuseum in Rheinbach zu sprechen.
Dorthin, in das kleine Städtchen Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis, hatte es nach dem Krieg eine gehörige Anzahl vertriebener ‚Glasveredler’ aus Böhmen verschlagen.
Die böhmischen Glaskünstler wurden in Rheinbach heimisch und führten  ihre hohe Glaskunst auch in der neuen Heimat weiterhin aus. Sie gewannen sogar so weit an Ansehen, dass Rheinbach heute ganz allgemein auch als Stadt des Glases bezeichnet wird.
Das Glasmuseum öffnete seine Pforten im Jahre 1968. Rebecca wusste, dass sie dort schon einmal gewesen war. Im Jahr der Öffnung des Museums hatte sie das Museum bereits gemeinsam mit ihren Eltern besucht. Da die Familie ihres Vaters ebenfalls aus Böhmen stammte, fanden die böhmischen Glasbläser aus Rheinbach natürlich immer auch seine Bewunderung und sein Interesse.
An diesen ersten Besuch des Museums hatte sie kaum eine Erinnerung. Sie war damals noch sehr klein gewesen und das einzige, woran sie dachte, wenn heute jemand vom damaligen Besuch des

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