Die alte Villa (German Edition)
und schrie entsetzt auf:
Der bucklige Mann aus dem Traum! , dachte sie nur für den Bruchteil einer Sekunde, um gleich darauf festzustellen, dass es doch Herr Kelbel, ihr verhasster Physiklehrer war, der da so unvermutet vor ihr stand.
„Das hätte ich mir ja denken können, dass ich sie hier finde.
Sein wächsernes Gesicht befand sich zu ihrer Bestürzung ganz dicht vor dem ihren. Verächtlich schaute er auf das Buch in ihrer Hand und ging dann, ohne noch ein Wort zu sagen, weiter.
Rebeccas Herz raste wie wild und sie dachte:
Er war es, der die Frau, die wie Olga aussah, in die Gruft gestoßen hat. Kein anderer als er!
Entschlossen machte sich Rebecca auf den Weg zurück zur Bücherei, holte ihr Fahrrad, und radelte dann so schnell sie konnte nach Hause.
Dort angekommen, nahm sie sich sogleich den Schlüssel für den Dachboden vom Schlüsselbrett. Sie musste etwas unternehmen, und wusste, dass sie nicht länger warten durfte. Das Geheimnis der alten Bücher und der Briefe wartete nur darauf, von ihr gelüftet zu werden!
~
Auf dem Dachboden fand sie alles noch genau so vor, wie sie es zurückgelassen hatte. Die Bücher und auch die Briefe, die sie zurück in die Kommode gelegt hatte, waren Gott sei Dank noch da.
Wie unvorsichtig von mir , dachte sie und holte die Briefe aus der kleinen Schublade heraus. Sie wollte die Briefe und auch die Bücher mit nach unten in ihr Zimmer nehmen, damit sie alles in Ruhe untersuchen konnte. Außerdem war es ihr hier oben auch zu ungemütlich und dasselbe ungute Gefühl wie bei ihrem ersten Besuch hatte sie wieder beschlichen. Sie erwartete fast, dass jeden Augenblick ein Gespenst auftauchen und sie zu Tode erschrecken könnte .
Nur schnell weg hier , dachte sie.
Sie griff nach dem Karton, in dem sie Olgas Briefe gefunden hatte. Der machte noch den stabilsten Eindruck und war auch groß genug. Sie schaute hinein. Er war so gut wie leer. Ein einziges Buch befand sich noch darin und sie holte es heraus.
Bei näherer Betrachtung erkannte sie, dass es sich um ein relativ neues Fotoalbum handelte. Sie schlug es auf, konnte aber auf Grund des schlechten Lichtes hier oben nicht viel erkennen. Daher legte sie es wieder in den Karton zurück und stapelte die Bücher und dann die Briefe darüber. Dann verließ sie schwer bepackt diesen ungemütlichen Ort.
Nachdem sie die schwere Speichertür so leise wie möglich geschlossen hatte, machte sie sich sogleich auf den Rückweg in die 1. Etage und betrat gerade die erste Stufe der Hausflurtreppe.
Gegenüber der Tür zum Dachboden befand sich die Haustür der Krauses. Sie stand einen Spalt offen. Die kleine Familie bewohnte die einzige Dachwohnung der zu diesem Eingang gehörenden Wohneinheiten. In der anderen Hälfte des 2. Obergeschosses befand sich der Dachboden, der von allen 5 Mietern gemeinschaftlich genutzt wurde.
Ein allzu vertrautes Gefühl verriet ihr, dass gleich hinter der Wohnungstür jemand stand, der sie beobachtete, jeden ihrer Schritte, Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Es würde niemals aufhören.
Sie wurde wütend, beherrschte sich aber, so gut es ging und fragte dann mit betont freundlicher Stimme:
„Rolf?“
Eine unnatürliche Stille breitete sich im Hausflur aus. Sie wagte kaum zu atmen.
„Rolf, was soll das? Warum spionierst du mir nach? Komm raus, zeig’ dich! Na komm schon!“
Ganz langsam öffnete sich die Tür einen etwas breiteren Spalt und Rolfs Kopf mit den golden schimmernden Haaren erschien. Er schaute sie unsicher an.
“Rolf, ich hab’s dir schon so oft gesagt, du sollst mir nicht immerzu nachspionieren. Neulich, als du mein Fahrrad versteckt hast, was meinst du, was ich für einen Ärger bekommen habe wegen dir in der Schule.“
Rebecca sah, wie sich ein Grinsen über Rolfs Gesicht ausbreitete. Er schien sich zu freuen, dass sein Streich so gut gelungen war.
„Red’ mit mir! Ich weiß genau, dass du reden kannst, warum antwortest du nicht, wenn ich dich frage, Rolf?“
Er wollte die Tür schnell zumachen, aber Rebecca hatte schon den Fuß dazwischen geschoben.
Die ganze Zeit über hielt sie den schweren Karton auf dem Arm. Rolf starrte verunsichert auf die Kiste.
Rebecca konnte eine plötzliche Ängstlichkeit in seinen kindlichen Gesichtszügen erkennen.
„Ich habe auf dem Speicher Hexenbücher gefunden und werde nun das Hexen lernen. Wenn du noch einmal meine Sachen versteckst oder mir nachspionierst, werde ich dich verhexen – Das
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