Die alte Villa (German Edition)
dann plötzlich unter der alten Weide, die seitwärts der Terrasse wuchs.
Die alte Frau setzte sich auf einen der Gartenstühle, die zu mehreren um einen kleinen Tisch herum aufgestellt waren und Rebecca tat es ihr gleich.
Sie wusste nicht, ob sie eine Unterhaltung beginnen sollte, aber die alte Frau kam ihr wieder einmal zuvor.
„Ich habe dich gestern Abend gesehen, gleich vor meinem Haus“, sagte diese unvermittelt. … und ich wusste, dass ich dich schon bald wiedersehen würde, aber dass es so bald schon wäre, dachte ich eigentlich nicht….
Rebecca schaute sie einigermaßen verdutzt an.
Diese fuhr in ihrer Rede fort: “Ich hörte das Käuzchen schreien und schaute daher aus dem Fenster, um es vielleicht im Laternenlicht vorbeifliegen zu sehen. Ich mag Eulen und es erfüllt selbst mich alte Frau noch jedes Mal mit Freude, sie nachts bei der Jagd zu sehen. Ach, weißt du übrigens, was die Anwesenheit einer Eule bedeutet?“
Natürlich wusste Rebecca das nicht und sie schaute die Alte gespannt an.
„Erfolgt eine bedeutsame Begegnung mit einer Eule, so wird man schon bald die Chance erhalten, alles, was sich bis jetzt noch im Dunkeln befand, zu durchschauen. Man ist auf dem richtigen Weg und gerade dabei, sich einem höheren Ziel zu nähern.“
Rebecca zog die Stirn kraus. Sie hatte gestern und heute jeweils eine Eule gesehen. Und hatte sie vorhin nicht selbst überlegt, ob dies etw as Besonderes zu bedeuten hätte? In jeder Hinsicht waren diese Begegnungen für sie also ‚bedeutsam’.
Was würde sie bald durchschauen können? Und welchem höheren Ziel sollte sie sich nähern?
Die sanfte Stimme der alten Frau riss sie aus ihren Gedanken.
„Die Bank, auf der ihr gesessen habt, steht gleich unter einer Laterne und wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich sie gut sehen. –
Du hast diesen jungen Mann sehr gern“, sagte sie und Rebecca konnte nicht anders als bestätigend zu nicken.
„Aber warum schaust du heute so traurig aus?“
Rebecca seufzte tief und mit diesem Seufzer schien sich auch ein Teil ihres Kummers zu lösen. Ohne viele Worte hatte sie das Gefühl, dass diese alte Frau sie verstand.
„Ach Mädchen, wird schon alles gut werden. Aber ist halt manchmal ein weiter Weg zum Ziel“.
Während des gesamten Besuchs bei der alten Frau hatte sie nicht ein einziges Mal an Torsten gedacht, aber jetzt war es wieder da, dieses schreckliche, verzweifelte Gefühl.
Am liebsten hätte sie der alten Frau alles erzählt. Sicher hätte sie einige tröstende Worte gefunden.
Aber sie brauchte gar nichts zu sagen. Denn die Alte schien bereits alles zu wissen.
„Manchmal will man zuviel auf einmal“, sagte sie und schaute Rebecca lächelnd an.
„Und schnell ergeben sich Missverständnisse. Lass’ ihm und lass’ dir selber Zeit. Dann wird sich eine Lösung finden.“
Rebecca spürte eine ungeheure Erleichterung. Und sie wusste auch, dass sie Torsten liebte und ihn nicht einfach vergessen konnte. Wie hatte die alte Frau erraten können, was in ihr vorging?
„Wie heißt du, mein Mädchen?“, fragte die Alte.
„Rebecca.“
„Was für ein schöner Name! - Ich heiße Tamara“, sagte die Alte.
„Das bedeutet ‚Dattelpalme’“, fügte sie hinzu und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Rebecca musste plötzlich auch lachen, so albern kam ihr diese Namenserklärung vor.
Und wenn doch nur das Gesicht der Alten mit ihrer überaus lustigen Mimik nicht gewesen wäre……
Als hätte jemand den Befehl dazu gegeben, prusteten sie auf einmal beide gleichzeitig und lauthals los.
„So etwas Verrücktes, ‚Dattelpalme’“, sagte Tamara lachend, Tränen liefen dabei über ihre Wangen.
Es schien, sie könnten beide nicht mehr aufhören zu lachen und Rebecca fühlte sich so wohl und unbeschwert wie schon lange nicht mehr.
Dann fiel ihr plötzlich ein, dass es schon ziemlich spät sein musste. Ihre Mutter machte sich womöglich Sorgen.
„Ich muss jetzt wieder nach Hause“, sagte sie deshalb und Tamara machte auch keine rlei Anstalten, sie aufzuhalten. Sie lachten beide, wie um die Sache zum Abschluss zu bringen, noch einmal herzhaft und schienen sich dann wieder gesammelt und unter Kontrolle zu haben.
„Na, dann komm mal, meine liebe Besucherin“, sagte Tamara augenzwinkernd und führte Rebecca zur Tür.
Tamara schaute ihre junge Besucherin nachdenklich an und sagte dann:
„ Wenn du Kummer hast, gehe dort hin, wo du Kraft findest, um etwas dagegen zu unternehmen. Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher