Die alte Villa (German Edition)
dichten niedrigen Buchsbaumhecke. Die Terrasse und auch das Beet lagen noch in tiefem Schatten. Die Sonne würde später herum kommen.
Die Alte öffnete die Verandatür und sie traten beide hinaus. Sofort umgab sie Vogelgezwitscher und ein schwacher Zitrusduft.
Ich muss etwas sagen, dachte Rebecca.
„Na, wie findest du es hier?“, kam die Alte ihr schon wieder zuvor und Rebecca antwortete ohne jeden Zweifel: „Wunderschön!“
Sie machten einen Gang durch den Garten, der sich als überraschend weitläufig entpuppte.
Die Sicht wurde immer wieder durch Büsche oder kleine Bäume versperrt, so dass man nicht gleich alles überblicken konnte.
Eingerahmt wurde das gesamte Grundstück von einer alten Rotbuchenhecke.
Eine Birkengruppe am hinteren Ende des Gartens sowie eine hohe Hecke aus Wildsträuchern versperrte die Sicht auf das rückwärtig angrenzende Grundstück. Die Bäume ließen jedoch gebrochenes Sonnenlicht wie kleine Sternchen durch die lichten Kronen auf eine kleine Wiese darunter fallen und verdutzt schaute Rebecca auf die großen Steine, die dort im kurzgeschorenen Gras lagen.
Die Findlinge schienen nicht zufällig hier zu sein, sondern waren zu einem Kreis angeordnet worden. Jemand musste sie hierher gebracht haben.
Die Nachbarhäuser zur Rechten und zur Linken waren beides ebenfalls sehr alte Häuser, bei denen die Farbe von den Rahmen der Fenster abblätterte, die Läden schief herab hingen und die einzelnen Gefache langsam anfingen, sich aufzulösen, indem sich aus ihnen stückweise ihr Inhalt, bestehend aus einer jahrhundertealten Mischung von Stroh und Lehm, herauslöste.
Wo man auch hinschaute, wuchs Unkraut. Zwischen den Steinen der Terrasse spross es ebenso hervor, wie auch auf allen Wegen, die man kaum noch als solche erkennen konnte.
Kein schöner Anblick.
Insbesondere das Haus zur rechten Seite schien völlig verwahrlost zu sein.
Vom Baustiel her war es dem Haus der alten Frau sehr ähnlich. Dort wohnte anscheinend niemand, denn alle Fensterläden waren geschlossen und im Garten wucherte überall meterhoch das Unkraut.
Es bot einen trostlosen Anblick. Keine Blume blühte.
Im Garten der alten Frau dagegen war alles bunt und voller Leben.
Viele Herbstblumen in Rot-, Blau- und Brauntönen blühten hier um die Wette, daneben das gelb-orange-rot von Ringelblumen und Kapuzinerkresse, aber auch ein paar Dahlien strahlten mit ihren weißen, roten oder rostfarbenen Ballonblüten entlang der Wege.
Auf der linken Seite des Grundstücks gab es ein kleines Gehege mit Hühnern und einem Hahn. Einige von ihnen hatten ihr Gehege anscheinend verlassen. Auf der Suche nach Futter liefen sie eifrig pickend auf den Wegen umher. Ohne Hast gingen sie aus dem Weg, als Rebecca ihnen zu nahe kam.
Beinahe schweigsam wandelten sie zu zweit durch den Garten, von Zeit zu Zeit sagte die Alte etwas zu den Pflanzen, die rechts und links des Weges wuchsen
Dann zeigte sie wortlos auf eine große Kiefer, die an der Grundstücksgrenze zum rechten verwahrlosten Nachbargarten stand. Gebannt schaute Rebecca auf einen der unteren Äste: Eine Schleiereule! Sie saß dort auf einem Ast und schien zu schlafen!
Unglaublich, schon die zweite Eule in zwei Tagen!
Das MUSSTE etwas bedeuten!
17 Jahre lang hatten sich anscheinend sämtliche hier in dieser Gegend lebende Eulen vor ihr versteckt und auf einmal schienen die seltenen Tiere überall ihre Wege zu kreuzen.
Ob es wohl die gleiche Eule war, die sie gestern Abend gemeinsam mit Torsten gesehen hatte?
Sie hielt förmlich den Atem an, weil sie befürchtete, sie könnte das Tier sonst aufwecken und erschrecken. Die Eule schien sich jedoch nicht im Geringsten an ihrer Anwesenheit zu stören. Sie saß mit halb geschlossenen Augen im Geäst und genoss anscheinend die Ruhe des stillen Gartens und die Wärme der milden Herbstsonne.
Als Rebecca schließlich zu der alten Frau hinüber sah, lächelte diese und Rebecca erwiderte ihr Lächeln strahlend.
Sie kannte diese Frau erst seit einer sehr kurzen Zeit und doch schien es schon eine Art stille Vertautheit zwischen ihnen zu geben, die Rebecca verwirrte und gleichzeitig erfreute.
Sie setzten ihren kleinen Rundgang fort. Das Grundstück war wirklich riesengroß und man musste sich fragen, wie die alte Frau das alles alleine bewirtschaften konnte.
Irgendwann kamen sie wieder zurück zum Haus und betraten die Terrasse nun von der Seite her. Auf dem letzten Wegstück passierten sie einige alte Eiben und standen
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