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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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und sogleich stellte sich diese Wut wieder ein. Eine Wut, über die sie so häufig die Kontrolle verlor.
Alles, was sie in der Hand hielt, landete im nächsten Moment mit voller Wucht in irgendeiner Zimmerecke, bis der ganze Raum mit Kleidungsstücken und irgendwelchen anderen Gegenständen übersät war.
Sie zog sich an, ging in die Küche und wollte frühstücken. Ihr Vater war schon zur Arbeit gegangen und die Mutter stand gerade auf. Sie hatte sich einen Bademantel übergezogen und fragte Rebecca mit zuckersüßer leiser Stimme, ob sie ihr etwas zum Frühstück machen solle, wie viele Stunden sie heute habe, ob sie sich etwas Besonderes zum Mittagessen wünschte und so fort. Rebecca hätte platzen können vor Wut.
    „Du behandelst mich wie eine Kranke, dabei will ich nur eine ehrliche Antwort haben. Wie ich diese Verlogenheit hasse!“
    Rebecca knallte die Tür zu und rannte in ihr Zimmer. Während sie ihre Schulsachen zusammen packte, vernahm sie ein lautes, pfeifendes Geräusch aus dem Bad und Rebecca wusste gleich, dass es nur die Waschmaschine war, die soeben ihren Geist aufgegeben hatte.
Ha, geschieht euch Recht! , dachte sie und grinste böse.
    Rebecca war überzeugt davon, dass es an ihr lag, dass elektronische Geräte, die in den Besitz der Familie gerieten, niemals lange funktionierten. Merkwürdig war es schon, dass die Gebrauchsgegenstände immer dann ‚ihren Geist aufgaben’, wenn sie kurz zuvor einen gewaltigen Wutausbruch hinter sich gebracht, oder sie sich innerlich ganz fürchterlich aufgeregt hatte.
Schon so lange sie denken konnte, beschuldigten sich ihre Eltern gegenseitig, mit dem entsprechenden Gerät nicht richtig umgegangen zu sein. Da die Steins nicht gerade wohlhabend waren, brühten sie ihren Kaffee jetzt wieder mit Hilfe eines auf die Kanne aufgesetzten Porzellan-Filters auf, nachdem mindestens ein halbes Dutzend Kaffeemaschinen jeweils nach nur wenigen Wochen der Nutzung das Zeitige gesegnet hatten.
    Ob sie sich nur einbildete, dass Gläser umfielen, wenn sie gerade selbst vor Wut fast platzte? Es ist sogar schon vorgekommen, dass ein Glas, das in der Küche auf der Anrichte stand, in tausend kleine Scherben zersprungen war, während sie sich mit ihrer Schwester Olga um einen kleinen pinkfarbenen Schreiblock gestritten hatte. Da ihre Schwester größer und stärker war, ging diese als Siegerin aus dem Streit hervor und Rebecca blieb nichts anderes übrig, als vor Wut kochend hinter ihr her zu schauen, wie sie laut lachend mit dem kleinen bunten Block davonrannte. Zwar hatte sie den hübsch aussehenden kleinen Block zuvor aus dem Schulranzen der Schwester genommen, die damals im Gegensatz zu ihr selbst  schon zur Schule ging, aber das verstand sie damals noch nicht, dass die Schultasche eine Art Heiligtum war und dass man darin auf keinen Fall nach brauchbaren Spielsachen suchen durfte.
    Sie stürmte auf den Hausflur und wäre beinahe über Rolf gefallen, der dort auf dem Treppenabsatz gleich vor ihrer Haustür gesessen hatte.
“Mensch, Rolf, was machst du denn hier? Hast du nichts Besseres zu tun, als hier dumm rumzusitzen?“
Rolf blickte sich zu ihr um. Auf seinem sommersprossigen Gesicht zeigte sich ein schüchternes Lächeln.
    „Du bist wohl wütend, oder? – Eure Waschmaschine ist kaputt gegangen.“
    Rebecca schaute ihn verblüfft an. „Wa-was sagst du da?“
Es kam äußerst selten vor, dass Rolf mit einem Fremden sprach, - abgesehen von ihrem Vater – mit dem er wohl des Öfteren redete.
Er lächelte nun etwas mutiger, fast ein wenig triumphierend, so als wären sie beide Verbündete gegen den Rest der Welt, aber ihr Kopf wollte einfach nicht über Rolf, oder das, was er gerade gesagt hatte, nachdenken. Wenigstens jetzt nicht.
“Bitte, lass’ mich vorbei, Rolf, ich hab’s furchtbar eilig!“
Und als dieser nicht sogleich aufstand und sie durchließ, brüllte sie „Mensch, verpiss’ dich endlich, wegen dir komme ich noch zu spät in die Schule!“
Erschrocken rückte Rolf ein Stück zur Seite und drängte sich an die Wand des Hausflures, damit sie an ihm vorbei gehen konnte.
In seinem Gesicht konnte sie beim Vorbeihasten noch den Ausdruck von Schreck und Traurigkeit erkennen, was ihr ein wenig den Magen zusammen zog, aber sie hatte wirklich nicht die Zeit und auch nicht die Nerven, sich mit Rolf zu befassen, mit diesem verstörten Jungen, der ihr einfach nur auf die Nerven ging. Sie hatte ganz andere Sorgen...
    Wieder einmal war sie viel zu spät dran

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