Die Ameisen
entfernt sie Stück für Stück den Halm.
So ging das also …
Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
Der Alarm wurde von einem außergewöhnlichen Ereignis ausgelöst. Lachola-kan, die westlichste der Tochterstädte, ist von Einheiten der Zwergameisen angegriffen worden.
Sie haben also wieder angefangen …
Jetzt ist der Krieg unvermeidlich.
Die Überlebenden, denen es gelungen ist, die Blockade der Shigaepuanerinnen zu durchbrechen, erzählen unglaubliche Dinge. Folgendes habe sich abgespielt: Um 17°-Zeit habe sich ein langer Akazienzweig dem Haupteingang von Lachola-kan genähert. Ein ungewöhnlicher mobiler Zweig. Er sei ruckartig eingedrungen und habe die Öffnung zerstört, indem er sich in einem fort drehte!
Die Schildwachen seien nach draußen gestürmt, um dieses unbekannte grabende Objekt anzugreifen, seien jedoch allesamt vernichtet worden. Daraufhin habe sich alle Welt verbarrikadiert und darauf gewartet, daß der Zweig aufhört zu wüten. Aber das habe kein Ende genommen.
Der Zweig habe in den Gängen gewühlt und die ganze Kuppel gesprengt, als wäre sie eine Rosenknospe. Die Soldatinnen hätten auf Teufel komm raus geschossen, aber die Säure habe nichts gegen diesen pflanzlichen Zerstörer vermocht.
Die Lacholakanerinnen hätten es vor Entsetzen kaum noch ausgehalten. Irgendwann habe das dann doch aufgehört. Dafür seien nach einer kurzen Pause die Einheiten der Zwerginnen im Sturmschritt angekommen.
Die aufgeschlitzte Tochterstadt habe Mühe gehabt, ihrer Attacke zu widerstehen. Es habe Zigtausende von Opfern gegeben. Die Überlebenden hätten sich schließlich in ihren Kiefernstumpf zurückgezogen, und bislang sei es ihnen gelungen, der Belagerung standzuhalten. Sie könnten jedoch nicht mehr lange durchhalten, sie hätten keinerlei Vorräte, und der Kampf tobe bereits in den hölzernen Adern der Verbotenen Stadt.
Da Lachola-kan zur Föderation gehört, müssen Bel-o-kan und alle Töchterstädte zu Hilfe eilen. Das Klarmachen zum Gefecht wird ausgerufen, noch bevor die Antennen das Ende der ersten Berichte empfangen haben. Wer redet noch von Erholung und Wiederaufbau? Der erste Krieg des Frühjahrs hat begonnen.
Das 327. Männchen, das 56. Weibchen und die 103 683.
Soldatin hasten die Stockwerke hinauf. Überall wimmelt es von Ameisen.
Die Ammen tragen die Eier, die Larven und die Puppeni n das 43. UG. Die Blattlausmelkerinnen verstecken ihr grünes Vieh tief unten in der Stadt. Die Bäuerinnen bereiten feingehackte Nahrungsvorräte zu, die als Kampfration dienen können. In den Sälen der militärischen Kasten füllen die Artilleristinnen ihre Hinterleiber randvoll mit Ameisensäure.
Die Fechterinnen schärfen ihre Mandibeln. Die Söldnerinnen schließen sich zu kompakten Einheiten zusammen. Die Fortpflanzungsfähigen verkriechen sich in ihren Vierteln.
Sie können nicht sofort angreifen, es ist noch zu kalt. Aber morgen mit dem ersten Sonnenstrahl wird der Krieg wüten.
Oben auf der Kuppel werden die Öffnungen zur Wärmeregulierung verstopft. Die Stadt Bel-o-kan schließt ihre Poren, zieht die Krallen ein und knirscht mit den Zähnen. Sie ist bereit zuzubeißen.
Der dickere der beiden Polizisten legte seinen Arm um die Schultern des Jungen.
»Und du bist ganz sicher? Sie sind da drin?«
Das Kind machte sich entnervt los, ohne ihn einer Antwort zu würdigen. Inspektor Galin beugte sich über die Treppe und stieß ein ebenso lautes wie lächerliches »Hallo!« aus. Nur das Echo antwortete ihm.
»Das scheint wirklich sehr tief zu sein«, meinte er. »Da kann ich nicht einfach so runtergehen, da braucht man Ausrüstung.«
Kommissar Bilsheim legte mit besorgter Miene einen fleischigen Finger vor seinen Mund.
»Natürlich. Natürlich.«
»Ich geh die Feuerwehr holen«, sagte Inspektor Galin.
»In Ordnung, ich vernehme in der Zwischenzeit den Kleinen.« Der Kommissar deutete auf das aufgeschweißte Schloß.
»War das deine Mama?«
»Ja.«
»Sag mal, die ist aber schlau, deine Mama. Ich kenn nicht viele Frauen, die mit einem Schweißgerät umgehen können und eine gepanzerte Tür knacken … Und ich kenne keine einzige, die ein verstopftes Spülbecken frei machen kann.«
Nicolas war nicht nach Witzen zumute.
»Sie wollte Papa suchen.«
»Stimmt, entschuldige … Seit wann sind sie jetzt da unten?«
»Seit zwei Tagen.«
Bilsheim kratzte sich an der Nase.
»Und warum ist dein Vater runtergegangen, weißt du das?«
»Am Anfang, um den Hund
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