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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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zu holen. Warum danach, wissen wir nicht. Er hat jede Menge Metallplatten gekauft und nach unten gebracht. Und dann hat er lauter Bücher über Ameisen gekauft.«
    »Über Ameisen? Natürlich, natürlich.«
    Einigermaßen verwirrt, begnügte sich Kommissar Bilsheim damit, zu nicken und ein paar weitere »natürlich« zu murmeln.
    Die Sache ließ sich schlecht an. Sie schmeckte ihm nicht. Das war nicht das erste Mal, daß er es mit einem »speziellen« Fall zu tun hatte. Man konnte sogar sagen, daß man ihm systematisch alle miesen Dinger unterjubelte. Das lag wahrscheinlich an einer seiner Haupteigenschaften: Er gab den Verrückten das Gefühl, daß sie in ihm endlich ein offenes Ohr gefunden hatten.
    Das war angeboren. Schon als er ganz klein war, kamen seine Klassenkameraden zu ihm, um ihm ihre Spinnereien anzuvertrauen. Er wackelte dann verständnisvoll mit dem Kopf, fixierte sein Gegenüber und sagte nur »natürlich«. Das klappte immer. Man macht sich das Leben nur unnötig kompliziert, wenn man schlaues Zeug oder Komplimente von sich gibt, um Eindruck zu schinden oder zu schmeicheln. Bilsheim hatte herausgefunden, daß das schlichte Wort
    »natürlich« vollauf reichte. Ein Rätsel mehr der zwischen-menschlichen Kommunikation, das gelöst war.
    Das Phänomen war um so kurioser, als der junge Bilsheim, der kaum ein Wort sagte, in der Schule den Ruf eines großen Redners erlangt hatte. Man hatte ihn sogar gebeten, die Reden am Ende des Schuljahrs zu halten.
    Bilsheim hätte Psychiater werden können, aber die Uniform übte eine wahre Faszination auf ihn aus. Ein weißer Kittel konnte da in seinen Augen nicht mithalten. In einer Welt voller Bekloppter waren die Polizei und die Armee letztlich die Fahnenträger derjenigen, »die sich nicht gehenließen«. Denn wenn er sie auch zu verstehen glaubte, haßte Bilsheim all diese Leute, die ins Blaue hinein faselten. Hirnlose Gestalten! Auf den Gipfel der Weißglut brachten ihn die Leute, die mit lauter Stimme in der Metro redeten und dabei eine Schlappe mimten, die sie gerade hatten hinnehmen müssen und nun unbedingt anderen vorführen wollten.
    Als Bilsheim zur Polizei gegangen war, hatten seine Vorgesetzten sein Talent schnell bemerkt. Man drehte ihm systematisch sämtliche »unverständlichen« Fälle an. Meistens klärte er überhaupt nichts auf, aber zumindest kümmerte er sich darum, und das war schon viel.
    »Ach ja, da waren auch noch die Streichhölzer!«
    »Was ist mit denen?«
    »Man muß mit sechs Streichhölzern vier Dreiecke bilden, wenn man die Lösung finden will.«
    »Welche Lösung?«
    »Die ›neue Art zu denken‹. Die ›andere‹ Logik, von der Papa geredet hat.«
    »Natürlich.«
    Diesmal begehrte der Junge auf. »Nein, überhaupt nicht
    ›natürlich‹! Man muß die richtige geometrische Form suchen, um die vier Dreiecke zu bilden. Die Ameisen, Onkel Edmond, die Streichhölzer, das hängt alles zusammen.«
    »Onkel Edmond? Wer ist denn Onkel Edmond?«
    »Er hat die Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens geschrieben. Er ist tot. Vielleicht wegen der Ratten.
    Die Ratten haben auch Ouarzazate getötet.«
    Kommissar Bilsheim seufzte. Bedrückend! Was würde aus diesem Knirps werden, wenn er erst mal volljährig war?
    Mindestens ein Alkoholiker. Endlich tauchte Inspektor Galin mit den Feuerwehrmännern auf. Bilsheim schaute ihn stolz an.
    Ein As, dieser Galin. Und dazu ein Perverser. Diese Geschichten mit den Irren, die regten ihn an. Je verdrehter das war, um so mehr legte er sich ins Zeug.
    Bilsheim der Verständnisvolle und Galin der Enthusiast bildeten das Zweimannteam der offiziellen Brigade für die
    »Fälle – der – Bekloppten – um – die – sich – niemand –
    kümmern – will«. Man hatte sie bereits auf die Sache mit der
    »kleinen Alten, die von ihren Katzen aufgefressen wurde«
    angesetzt und auf den der »Prostituierten, die ihre Freier mit ihrer Zunge erstickte«, den »Zerkleinerer der Metzgerköpfe«
    nicht zu vergessen.
    »Na schön«, sagte Galin, »bleiben Sie hier, Chef, wir springen runter, und dann bringen wir sie Ihnen mit der aufblasbaren Trage rauf.«
     
    Belo-kiu-kiuni läßt in ihrer Kammer davon ab, weitere Eier zu legen. Sie hebt eine Antenne und bittet darum, allein gelassen zu werden. Ihre Dienerinnen verschwinden.
    Belo-kiu-kiuni, das lebende Geschlecht der Stadt, ist unruhig.
    Nein, sie hat keine Angst vor dem Krieg. Sie hat gut und gerne fünfzig Kriege gewonnen und verloren. Was sie

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