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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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irgendwie helfen zu können. Und … dann war da noch die Sache mit meinem … meinem Vater. Doch inzwischen habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, mich nach einer früheren Passage zu erkundigen. Weil alles ganz anders ist, als ich es mir vorgestellt habe. Wie immer in meinem verpatzten, nutzlosen Leben!«
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, stiegen ihr Tränen in die Augen. Es war besser, er wusste auch gleich Bescheid, was mit ihr los war. Nämlich, dass sie zu gar nichts taugte.
    »Und nun ist mir auch noch Anna böse. Johanna wird sagen, ich hätte ihre Gastfreundschaft ausgenutzt. Und Peter wird …«
    »Wanda! Hör auf, dich zu quälen. Keiner wird etwas in dieser Art sagen.«
    Richard schüttelte sie sanft an den Schultern. Dann rieb er ihr mit bloßem Daumen die Tränen weg.
    »Es war nie etwas zwischen Anna und mir. Wir haben ein paar Mal bei besonderen Aufträgen zusammengearbeitet. Sie ist eine gute Glasbläserin, und für ihre Arbeit bewundere ich sie. Das ist alles. Vielleicht bin ich nicht ganz unschuldig daran, dass sie sich eingebildet hat, da sei mehr. Ich hätte längst klarstellen sollen, dass sie mich als Frau nicht interessiert, aber ich habe ihre Schwärmereien einfach nicht ernst genommen. Sie ist ja noch fast ein Kind!«
    »Ich bin auch nur zwei Jahre älter«, schniefte Wanda und putzte sich die Nase.
    »Du bist eine Frau«, beschied er. Er nahm ihre Hände und küsste sie. »Als Johannes dich zu mir brachte … Diesen Moment werde ich nie vergessen. Wie du dagestanden hast, mit nass verklebtem Haar, aus dem dir der geschmolzene Schnee in die Augen tropfte. Du hast geblinzelt wie eine erschreckte Katze. Das ist sie! Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag.« Wanda hätte erneut losheulen können. Wie bestimmt er das sagte! Wie damals, als er von venezianischem Glas gesprochen hatte.
    »So etwas passiert einem Menschen nur einmal im Leben, wenn überhaupt. Jeden Tag habe ich mir von da an die Augen nach dir ausgeguckt.« Richard lachte etwas verlegen. »An manchen Tagen war ich drei Mal im Krämerladen, weil ich hoffte, dich dort zu treffen. Frau Huber hat mich schonangeschaut, als wäre ich nicht ganz bei Sinnen. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie damit recht hat.«
    »Aber macht dir das nicht Angst?«, fragte Wanda atemlos. Dann schaute sie unruhig zur Tür. Wie lange würden ihre Verwandten sie noch allein hier draußen mit einem wildfremden Mann stehen lassen?
    Seine Augen loderten. »Ich hatte nur Angst, du würdest aus irgendwelchen Gründen über Weihnachten verschwinden, bevor ich dich wiedersehe.«
    Ein nervöses Kichern kroch aus Wandas Kehle. Dann gestand sie ihm, dass sie ebenfalls halb Lauscha nach ihm abgesucht hatte.
    Richard breitete seine Arme aus, und Wanda kuschelte sich an ihn. Mit geschlossenen Augen hielt sie ihm ihren Mund entgegen, doch er strich ihr lediglich übers Haar und küsste sie auf den Kopf, als wolle er alles andere für später aufsparen.
    Wie klug er war! Vertrauensvoll legte Wanda ihren Kopf an seine Brust. Ihr Herzschlag, ihr Atem übertönten alles andere. Alle Gedanken daran, was ihre Mutter zu dieser Geschichte sagen würde, lösten sich auf, als eine Erkenntnis jede Faser ihres Daseins erfüllte: Ich liebe diesen Mann!
    Irgendwie würde sie Ruth schon klarmachen, dass sich ihr Aufenthalt in Lauscha eventuell verlängerte …
    Richard räusperte sich. »Was deine Abreise angeht … Dein Schiffsbillett kannst du verschenken, das brauchst du nicht mehr. Jetzt, wo du in Lauscha bleibst.«
    »Was?« Abrupt löste Wanda sich aus seiner Umklammerung. »Wie kannst du da so sicher sein, wo wir uns doch gerade eben erst …«
    »Ich rede nicht von uns«, unterbrach er sie, als ob in dieser Hinsicht alles längst geklärt sei. »Was ich dir jetzt sage, hat mit deiner Familie zu tun. Die braucht dich nämlich mehr, als du dir vorstellen kannst!«
    Wanda lachte. »Das glaubst auch nur du! Die paar Schachteln, die ich zusammenfalte, die paar Nikoläuse, die ich einpacke, das erledigen die anderen Einpackerinnen doch mit links! Vor allem, wo es im neuen Jahr ruhiger wird und …«
    »Ich habe doch nicht Johanna gemeint.« Richard winkte erneut ab. »Du sollst hochgehen, ins Oberland. Zu deiner anderen Familie.«
    »Du machst Scherze!« Wütend funkelte Wanda ihn an. »Das ist gemein! Es hat sich doch sicher längst im ganzen Dorf herumgesprochen, wie ›hocherfreut‹ mein Vater war, mich zu sehen.«
    Richard lachte. »Das war er wirklich,

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