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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Brotkorb hingestellt. Jeder schien sich über ihren Besuch zu freuen, was Marie nicht wunderte: Pandora hatteeine so fröhliche Ausstrahlung, dass sie einen mit ihrer guten Laune einfach mitriss. Dass sie mit ihr reden konnte, wie ihr der Schnabel gewachsen war – nämlich auf Deutsch –, fand Marie ebenfalls sehr angenehm.
    »Dass es in New York so … gemütliche Ecken gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten! Dieses Restaurant ist nicht größer als die Gasthöfe bei uns daheim«, sagte sie zwischen zwei Gabeln Spaghetti. »Und jeder kennt hier jeden!«
    Während sie über ihren Gläsern mit Rotwein kicherten, merkten sie nicht, dass sie die Blicke der Männer am Tresen auf sich zogen.

    »Wer sind die drei?« Gebannt starrte Franco de Lucca zu Marie hinüber. Ihre Haare hatten sich während der Tanzstunde aus dem Knoten gelöst und umhüllten nun wie ein Cape ihre schmalen Schultern. Mit ihren hohen Wangenknochen, den grauen Augen, die keine Spur zu hell oder zu dunkel glänzten, und ihrer überaus schlanken Gestalt kam sie ihm aristokratischer vor als jede Contessa, die seine Mutter ihm im Versuch, ihren einzigen Sohn zu verheiraten, je vorgestellt hatte.
    Irgendwie erinnerte sie ihn auch ein bisschen an Serena. Dieses arglose, fast kindliche Lachen, ohne eine Spur von Koketterie, dafür mit so viel Fröhlichkeit, die ihm fast fremd vorkam … Franco spürte einen Stich in seiner Brust. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so frei herausgelacht hatte.
    Der Patrone des Ristorante erwiderte: »Die mit dem roten Schal ist Pandora, die verrückte Tänzerin. Wahrscheinlich sind die beiden anderen Hühner auch Tänzerinnen oder Malerinnen oder so etwas. Was ist, soll ich sie herbitten?« In seinem Eifer, Franco einen Gefallen tun zu können, war er schon um die Theke herumgelaufen.
    Doch Franco schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Lass nur, ich habe jetzt keine Zeit, mein nächster Termin wartet schon. Sie sieht nicht aus wie eine Amerikanerin«, fügte er nachdenklich hinzu, die Augen weiter auf Marie gerichtet.
    Enttäuscht ging der andere zurück zu seinem Spülbecken.
    »Falls du es dir doch noch anders überlegst, musst du nur in eines dieser Künstlercafés im Village gehen. Dort sind Pandora und ihre Gefolgschaft regelmäßig anzutreffen.«
    Franco machte eine wegwerfende Handbewegung, als wolle er sagen: Was gehen mich drei Hühner an? Gleichzeitig merkte er sich jedoch jedes Wort, das der andere gesagt hatte.

    Jedes Stadtviertel, durch das Pandora sie führte, war wie eine kleine Welt für sich: Die Gesichter änderten sich, die Kleidung, sogar die Sprache. Während die Straßen oben in der Stadt, wo Ruth und Steven wohnten, von hohen Bäumen und Blumenbeeten gesäumt wurden, drängten sich im südlichen Teil die Straßenhändler mit ihren Karren. Hier gab es weniger Autos, dafür die U-Bahn, deren Höllenlärm aus den Schächten nach oben dröhnte, und Häuser mit Aufzügen und viele, viele Menschen.
    Anfänglich machte Marie das Gewusel nervös, an manchen Orten sogar Angst, doch sehr schnell merkte sie, dass für die Menschen um sie herum das Gedränge völlig normal war. Fasziniert betrank sie sich an dem einzigartigen Cocktail, der New York hieß.
    Es war bereits nach sieben Uhr abends – Ruth machte sich sicher schon Sorgen um Wanda und sie –, als die drei Frauen sich ermattet auf einer Bank unten im Hafen niederließen. Marie konnte gerade noch dem Reflex widerstehen, ihre Schuhe auszuziehen, so sehr brannten ihre Füße. Ihre Augen waren rot vor lauter Gucken, ihre Kehle war staubig, und sie musste schon seit zwei Stunden dringend zur Toilette. Doch all das war nichts gegen den Spaß, den sie heute gehabt hatte.
    »Wisst ihr eigentlich, dass ich heute mehr von der Stadt gesehen habe als in den ganzen Wochen zuvor?«
    »Tja, du musst eben mit den richtigen Leuten unterwegs sein«, brüstete sich Wanda. »Ich glaube, Pandora weiß mehr über New York, als in allen Stadtführern zusammen steht!«
    »Das stimmt allerdings!«, bestätigte Marie aus ganzem Herzen. »Aber sag: Woher weißt du das alles?«
    »New York ist wie ein Dorf – und wenn du dein ganzes Leben hier verbracht hast …«, erwiderte Pandora beiläufig. Sie schien sich dennoch über das Kompliment zu freuen. »Ehrlich gesagt hat mir unser Ausflug auch viel Spaß gemacht! Mir kam es so vor, als würde auch ich alles zum ersten Mal sehen. Von mir aus können wir nächste Woche nach der

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