Die amerikanische Nacht
Gesicht und die Augen eines Tieres zu sehen erwartete – war dort nur Dunkelheit in jede Richtung.
Die heimtückische Stimme der Spinne begann sich in meinen Kopf zu schleichen. Sie wurde mit jedem Schritt lauter, als hätte er damals in
The Broken Door
nicht sein eigenes Geheimnis verraten, sondern von der Zukunft gesprochen, von dieser Wanderung, meiner Wanderung.
Ich kann mich noch an das Geräusch ihrer nackten Füße erinnern, wie weich und
sauber
sie waren, als sie neben mir durch den dreckigen Gang tapsten.
War es das, was ich hörte, was ich neben mir wahrnahm? Ashley?
Ich ging weiter und lauschte, doch da war nur das Geräusch meiner eigenen Stiefel, die immer weiter stapften.
Nach einer Weile verschwand die Stimme der Spinne und mein Kopf leerte sich, eine dreckige Tafel, beschmiert mit halb abgewischten Gedanken.
Ashley war hier entlanggekommen.
Und Cordova. Er nahm diesen Gang, jedes Mal, wenn er versuchen wollte, ein neues Kind beim Teufel einzutauschen. Alles, um seine Tochter zu retten.
Ich konnte neben dem Geruch von Feuchtigkeit und Erde jetzt deutlich den von Metall erkennen. Einmal hörte ich ein entferntes Poltern, als würden über mir Tiere in wilder Massenflucht über das Grundstück rasen. Ich berührte die rutschigen Felsen und spürte, wie mir warmes Wasser über die Finger lief. Die Wände fühlten sich an, als würden sie vibrieren. Steinchen lösten sich aus der Decke und fielen zu Boden. Doch dann war der Lärm vorbei und der Tunnel lag so still da wie zuvor. Ich fragte mich, ob meine Angst, die irgendein Ventil brauchte, mir das Ganze nur vorgespielt hatte.
Ich stapfte weiter. Mir fiel auf, dass mein Gehirn sich in meinem Schädel ganz lose anfühlte, als würde es schmelzen. Ich merkte zu meinem Entsetzen, dass ich schwitzte, als wäre ich noch immer in dem Gewächshaus, als sei ich nie entkommen, hätte die blutbefleckten Lampen nicht hinter mir gelassen. Und doch zitterte ich und fror, und die mickrige Flamme, die ich hochhielt, bestätigte mir, was ich bereits wusste: Der schwarze Tunnel vor mir führte immer weiter.
Als ich dies gerade akzeptiert hatte und begriff, dass ich sehr wohl hier unten sterben konnte, erreichte ich das Ende.
Ein paar Meter vor mir führte eine verbogene Leiter aus rostigem Metall zur Decke hinauf.
Ich hielt an und lauschte, doch ich hörte nichts außer einem kräftigen Wind. Ich packte die Leiter und kletterte hinauf. Meine Arme und Beine waren seltsam schwach, als seien sie mit Sand gefüllt. Als ich oben ankam, spürte ich über mir eine weitere Holzluke, die mit der identisch zu sein schien, durch die ich im Torhaus geklettert war. Ich drückte mit der Schulter dagegen und öffnete die Luke.
Ich stand in einem dichten Birkenwald, ich sah jetzt alles messerscharf. Ich konnte jedes Blatt und jeden Zweig erkennen, jeden Stein und jedes Unkraut in dem grünen Mondlicht. Das war sicher ein Nebeneffekt davon, so lange in unterirdischer Schwärze gewesen zu sein, als würden meine Augen ihr Äußerstes geben, weil sie sich so über diese letzte Chance freuten, etwas zu sehen.
Ich kletterte aus dem Tunnel hinaus.
*
Auf einem zerfurchten Waldweg sah ich an einem herabhängenden Ast ein Stück roten Faden im Wind tanzen.
Einige Meter weiter war eine Brücke.
Die Teufelsbrücke.
Allein dieser Gedanke raubte mir den Atem.
Ich war allein.
Hier war niemand.
Der Wind heulte wütend und blies die Rockschöße meines Mantels so weit nach hinten, dass es sich anfühlte, als würde eine ganze Meute danach greifen.
Die Brücke war bogenförmig und aus dunkelgrauen Steinen erbaut. Die Konstruktion wirkte, als sei jeder Stein von Meisterhand an seinen Platz gelegt worden, eine elegant geschwungene Struktur, die sich über eine tiefe Schlucht erhob. Darunter floss ein reißender Fluss, eiskalt und schwarz. Aber das Wasser strömte nicht ohne Widerstand, es staute sich an Felsen, um dann wie Teer schwerfällig darüberzuschwappen. Und doch wogte das Geräusch eines gewöhnlichen Flusses in meinen Ohren.
Oder war das der Wind?
Die Brücke war lang und führte zu einem weiteren kleinen Wald.
Ashley war über die gesamte Brücke gerannt.
Sie
war der erste Mensch, der sie überquerte.
Ich trat auf den ersten Pflasterstein. Ich hatte nichts zu befürchten. Der Fluch war erfüllt.
Der Teufel hatte, was er wollte. Ashley.
Und doch ertappte ich mich dabei, wie ich herumfuhr und überprüfte, dass niemand zwischen den skelettartigen Bäumen stand; ich wollte
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