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Die amerikanische Nacht

Die amerikanische Nacht

Titel: Die amerikanische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisha Pessl
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trat fester aufs Gas und wir rasten um eine weitere Kurve.
    »Ich wette, ich weiß mehr über Ashley als du«, behauptete Nora.
    »Ach ja? Was weißt du denn?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern und lächelte.
    »Nix. Ganz genau.«
    Wir kamen um eine weitere Kurve, dann verlief die Straße gerade und kreuzte eine ungeteerte Anliegerstraße. Ich hielt am Stoppschild und gab gerade wieder Vollgas, als Nora plötzlich aufschrie.
    Diese
Frau
 – die rothaarige Pflegerin – kam die steile, dicht bewachsene Böschung hinuntergestürzt und rannte direkt vor unser Auto.
    Ich stieg voll in die Bremsen.
    Sie fiel nach vorne auf die Motorhaube, ihr rotes Haar flog wild durcheinander. Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, sie sei verletzt, doch dann hob sie den Kopf, rannte um das Auto zu meiner Tür und beugte sich zu meinem Seitenfenster hinunter.
    Sie starrte mich an – ihre braunen Augen waren blutunterlaufen, ihr mit Sommersprossen bedecktes Gesicht sah verzweifelt aus.
    »Morgan Devold«, schrie sie. »Finden Sie ihn. Der wird Ihnen sagen, was Sie wissen wollen.«
    »Was?«
    »Morgan. Devold.«
    Sie taumelte zurück vor unser Auto, lief zum Straßenrand und kletterte die steile Böschung gerade in dem Moment hinauf, als die blaue Limousine hinter uns sichtbar wurde.
    Verzweifelt kroch sie auf allen vieren den von Blättern und Schlamm rutschigen Hang hinauf. Oben angekommen, wickelte sie ihre Strickjacke um sich und hielt an, um auf unser Auto hinabzublicken.
    Die Wachen hatten hinter uns angehalten und hupten.
    Sie hatten sie nicht gesehen.
    Ich nahm den Fuß von der Bremse, und wir fuhren weiter, noch immer taub vor Schreck. Kurz bevor wir um die nächste Kurve bogen, sah ich im Rückspiegel die Frau noch immer auf dem Hügel stehen. Eine Windböe wehte ihr das rote Haar ins Gesicht und löschte es aus.

18
    Eine Wache mit versteinertem Gesicht öffnete das elektrische Tor und wir fuhren hinaus. Die Wachmänner hinter uns drehten um und fuhren zurück zur Klinik.
    »Gott!«, sagte Nora, die Hand auf die Brust gepresst.
    »Wie war der Name, den sie erwähnt hat?«, fragte ich.
    »Morgan Devold?«
    »Schreib’s auf. D-E-V-O-L-D.«
    Nora wühlte hastig in ihrer Tasche nach einem Stift. Sie biss die Kappe mit den Zähnen ab und schrieb sich den Namen auf die Hand.
    »Ich hatte sie vorher schon gesehen, als wir in der Sicherheitszentrale waren«, sagte sie. »Und dann ist sie an uns vorbeigegangen, als wir rauskamen. Sie wollte mit uns reden.«
    »Scheint so.«
    »Was ist los?«, brummte eine heisere Stimme von der Rückbank.
    Hopper war aufgewacht und gähnte. Er rieb sich die Augen und starrte ohne sichtbare Überraschung auf die ländliche Landschaft, die an uns vorbeiflog.
    Ich gab Nora mein Telefon. »Google mal ›Morgan Devold‹ und ›New York‹. Ich bin gespannt, was das ergibt.«
    Es dauerte einige Minuten, weil der Netzempfang lückenhaft war.
    »Da gibt es nicht viel«, sagte sie. »Nur eine dieser Seiten zur Ahnenforschung. Ein Mann namens Morgan Devold lebte 1836 in Schweden. Er hatte einen Sohn namens Henrik.«
    »Sonst nichts?«
    »Der Name taucht auf einer Seite namens ›Gesetzlose Strumpfhose‹ auf.«
    Wir fuhren an einem weiteren Straßenschild vorbei.
Big Indian  5 .
    »Wo zur Hölle sind wir?«, fragte Hopper, während er das Fenster öffnete.
    Nora drehte sich zu ihm um und setzte ihn aufgeregt über das ins Bild, was in den letzten vier Stunden geschehen war.
    »Wir sollten festgenommen werden«, fuhr sie fort. »Aber Scott war ein Rockstar. Er zückte plötzlich diese Broschüre, auf der stand, ›Der größte Mensch, der je lebte. Fragen und Antworten zu Jesus Christus, für junge Leute.‹« Sie kicherte. »Das war
ganz groß

    Sie erzählte ihm, was gerade mit der Pflegerin vorgefallen war. Ich entdeckte rechts vor uns einen Qwik Mart. Ich bremste und bog ab.
    »Geh du rein«, sagte ich zu Nora, hielt neben einer Tanksäule und stellte den Motor ab. »Frag mal, ob sie uns ihr Telefonbuch leihen können. Und hol uns was zu essen.« Ich gab ihr zwanzig Dollar und stieg aus, um zu tanken.
    Hopper stieg ebenfalls aus und streckte sich.
    »Was habt ihr über Ashley herausgefunden?«, fragte er heiser.
    »Nicht viel. Sie war offenbar eine Code-Silber-Patientin. Das scheint die höchste Betreuungsstufe zu sein.«
    »Aber ihr habt nicht herausgefunden, was ihr fehlte?«
    »Nein.«
    Er schien noch etwas fragen zu wollen, aber drehte sich stattdessen um und schlenderte, seine Zigaretten

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