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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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Zahlungsaufforderungen. Ich würde einen Weg finden, den Plan umzusetzen. Zudem war mir wirklich nicht danach, einen Job anzutreten, wenn Paige womöglich hier herumschlich. Ich musste arbeiten können und gleichzeitig die Kinder in meiner Nähe haben. Den Laden zu retten erschien mir in vieler Hinsicht notwendig, wobei ich mir einige Gründe kaum selbst eingestehen konnte, geschweige denn gegenüber Lucy und David.
    David starrte auf sein leeres Weinglas. Als ich nach der Flasche griff, um ihm nachzuschenken, sagte er: »Ich hab’s kapiert. Mit der Scholle verbundene Kultiviertheit. Das, wofür diese Gegend hier bekannt ist – guter Wein, Picknickdecken aus Hanf, Kaviar und Alfalfasprossen. Trotzdem, ich weiß nicht … ich stehe eigentlich nicht auf Hungern. Glaubst du wirklich, damit können wir Geld verdienen?«, fragte er. »Huch.«
    Ich folgte seinem Blick aus dem Fenster und sah eine Maus über das Verandageländer laufen. Am helllichten Tage.
    »Du brauchst ein Kätzchen.«
    »David. Ich brauch keine Katze. Das war eine winzige Maus.«
    »Schätzchen, die vermehren sich in Windeseile.« Er starrte mich an, doch ich sagte nichts. Er seufzte. »Was zwar ein wenig hilfreiches Wissen meinerseits zu sein scheint, aber einen perfekten Übergang zum nächsten Thema bietet: Wir müssen über Zahlen reden.«
    David und Lucy konnten beide gut mit Geld umgehen. Lucy hatte gerade ein Weingut mit Laden gekauft, in dem nur auserlesene Weine angeboten wurden. David hatte für eine Anzeigenagentur in San Francisco als Mediaberater gearbeitet. Doch da Gil, sein Freund, sein Dotcom-Unternehmen verkauft hatte und nun glücklicher Rentier und ehrenamtlicher Helfer in einem Tierheim war – und sie sich zusammen ein wunderschönes Haus weiter oben am Fluss gekauft hatten –, war ihm bald die Lust vergangen, jeden Tag zwei Stunden zur Arbeit zu fahren. David hatte gekündigt und wollte sich nach einer Arbeit in der Gegend umsehen, doch hier wimmelte es nicht gerade von Medienberater-Jobs.
    Alle wussten, dass er eine Aufgabe brauchte. An Ostern hatte Gil mich beiseitegenommen und gesagt: »Ich habe in einem Monat acht Pfund zugenommen. Jeden verdammten Tag kocht er drei Gourmetmahlzeiten plus Nachtisch – und ja, auch zum Frühstück gibt’s Nachtisch. Dieser Mann braucht einen Job.« Und ich hatte genau den richtigen für ihn. Wenn ich ihn davon überzeugen konnte, dass die Idee gut war.
    Lächelnd versuchte ich Zuversicht auszustrahlen. »Ja, wir können Geld damit verdienen. Du hast gute Beziehungen und könntest dafür sorgen, dass wir in allen Wein- und Essenszeitschriften der Westküste stehen.«
    Er nickte, schwenkte sein Glas. »Ich muss gerade an Joe denken. Er war absoluter Purist, was den Laden anging. Er hasste alles Touristische.«
    »Ich weiß. Aber diese Haltung hat uns in den Ruin getrieben.«
    »Da hat sie recht«, sagte Lucy.
    »Und was wir vorhaben, hat Stil und ist kein billiger Ramsch. Aber auch nicht snobistisch. Die Lebensmittel kämen aus der Gegend und würden hier frisch zubereitet, keinerlei Fertigprodukte. Mit einer tiefen Verbeugung vor dem, was Großvater Sergio einst angefangen hat. Joe würde das gefallen.«
    Lucy stand auf. »Finanziell habe ich wegen des Weinguts momentan keine Reserven. Aber mit der Idee liegst du goldrichtig, und bei allem anderen kann ich helfen, wo immer es geht.« Sie kam zu mir und umarmte mich.
    David leerte sein Weinglas. »Ich weiß nicht.«
    »Ach, komm schon, David«, neckte ich. »Du wolltest doch schon als Kind den Laden haben. Zwischen euch Brüdern herrschte doch immer ein bisschen Rivalität. Erinnerst du dich noch an
Davy’s Market

    Davids Gesicht wurde so rot wie die Granatäpfel in der Schüssel auf der Anrichte. »Du meinst damals, als ich fünf Jahre alt war? Die Idee hab ich ungefähr zur gleichen Zeit fallengelassen wie meine Pu-der-Bär-Unterhosen, weil Joe sie Kackhosen nannte.« Er stand auf. »Ich denke darüber nach. Und ich will die Geschäftszahlen vom Laden schwarz auf weiß sehen.«
Du meinst wohl rot auf weiß
, hätte ich um ein Haar gesagt.

    Den Rest der Woche leistete ich mickrige Teilzahlungen und verschickte Begleitschreiben, auf denen ich versprach, so bald wie möglich mehr Geld zu überweisen. Gleichzeitig suchte ich nach Argumenten, die David von meiner Idee mit dem Picknickladen überzeugen würden. Für Joe wäre das Konzept zwar zu touristisch gewesen, aber er hatte auch mal den Wunsch geäußert, den ursprünglichen Charme

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