Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
er wiederkommt. Ich muss hier irgendwie weg.“ Als er es aussprach, war ihm auch klar, was er tun musste. Es kam halt früher als geplant. Nun gut. „Ich muss aus der Stadt weg, ich muss hier weg“, sprach Finn seine Gedanken laut aus. „Der findet mich sonst immer wieder. Ich werde sehen, ob ich nicht vor Ende des Semesters schon wegziehe. Sei mir nicht böse deswegen, Robert, der findet mich hier sonst immer wieder.“ Robert nickte sofort eifrig bestätigend.
„Kann ich verstehen. Wäre ja eh bald vorbei mit uns beiden“, meinte er augenzwinkernd. „Ich gehe ab dem nächsten Semester ja auch nach Kiel und du wolltest eh nach Lüneburg“, fasste er zusammen.
In Finn reifte prompt ein Entschluss.
„Also, ich suche mir morgen erstmal woanders eine Bleibe “, erklärte er zielstrebig. „Dann fahre ich nach Lüneburg und suche mir dort eine neue Wohnung.“
Robert sah ihn fragend an. „Und deine Seminare? Du hast doch noch ein bisschen Uni hier?“, erkundigte er sich besorgt.
Finn nickte bedauernd.
„Ja, ich weiß, aber ich kann hier nicht bleiben, wenn der wiederkommt“, meinte er mit fester Stimme. „Ich muss von hier verschwinden und dann sehe ich, wie ich das Semester noch auf die Reihe kriege.“
Robert grübelte mindestens eine Minute lang nach und griff dann nach seinem Handy. „Ich habe eine Idee. Es gibt da einen Freund, da kannst du bestimmt erstmal unterkommen. Der hat eine nette Bude in Harburg. Das ist weiter draußen und du bist erstmal hier weg“, erklärte Robert und tippte rasch in sein Handy.
„Ich schicke dem jetzt eine SMS und rufe ihn morgen an. Das geht schon klar. Und ich kann bestimmt den alten VW von meiner Mutter bekommen, da kriegen wir deine Klamotten wohl alle rein“, erläuterte er seinen weiteren Plan. Finn strahlte ihn begeistert an. Robert war einfach klasse, ein echter Freund!
„Das wäre super. Aber hast du morgen nicht Uni?“, erkundigte er sich sofort mit schlechtem Gewissen.
„Na, du doch auch“, bestätigte Robert lächelnd. „Erstmal bringen wir dich hier weg, Frosch! Ich will nicht irgendwann deine Leiche identifizieren müssen“, erklärte er rigoros, zwinkerte Finn mit schief gelegtem Kopf an. Der konnte aber irgendwie nicht ganz so locker zurück grinsen. Die Vorstellung einer Leichenhalle hatte nichts Amüsantes. Sie saßen einen Moment still und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
„Wie hat der bloß herausgefunden, wer ich bin und wo ich wohne?“, fragte Finn in die Stille hinein. Robert zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, aber ich verrate es bestimmt niemandem. Der findet dich nicht wieder“, versicherte Robert sofort hastig und stöhnte dann: „Mensch Frosch! Was für eine verrückte Geschichte! Das wird uns niemand jemals glauben.“ Finn seufzte und nickte. „Wieso habe ich das dumpfe Gefühl, in einer fantastischen Geschichte drinzustecken, die sich gerade jemand ausdenkt?“, meinte er resigniert und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. „So etwas passiert doch sonst nur im Film! Wieso mir?“ Robert legte ihm seine Hand auf die Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. „Jeder Film hat ein Happy End!“, versuchte er ihn zu trösten. „Hoffentlich“, gab Finn zurück, klang dabei aber nur sehr wenig optimistisch.
***
Wochen später stand eine einsame Gestalt, in den Schatten verborgen, gegenüber des Hauseinganges. Drei Wochen lang hatte Dave nun schon jeden Abend das Haus beobachtet, doch Finn blieb nach wie vor verschwunden. Sein Mitbewohner kam oft erst spät abends oder auch früh morgens heim. Dessen Aura erkannte Dave schon von Weitem und auch sein Geruch war schon lange vorher wahrzunehmen . Eine Mischung aus Hasch, Alkohol, Sex und ungewaschener Kleidung, gemischt mit einem nicht ganz unattraktiven, herben, männlichen Geruch, der ein wenig an Sand erinnerte. Trotzdem nicht unbedingt das, was Dave so gerne roch. Vor allem nicht so angenehm, wie Finn duftete. Dave war mehr als einmal in Versuchung gekommen, sich diesen anderen Menschen zu schnappen, um herauszufinden, wohin Finn verschwunden war. Nur hätte er ihn dann auch töten müssen, und er wollte derzeit keinen Verdacht erwecken, schon gar nicht in Finns unmittelbarer Umgebung. Wenn der Zeitungsartikel tatsächlich irgendeinem Jäger aufgefallen war, dann würde ein verschwundener Mitbewohner aus Finns näherem Umkreis die Jäger wirklich in Alarmbereitschaft versetzten und sie womöglich noch auf Finns Fährte führen. Dave hatte kein
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