Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
anmacht, sollte ja wohl eher ich sauer werden, meinst du nicht? Der ist nämlich mit mir zusammen hier!“
Abrupt war Lars mit erhobenen Fäusten stehengeblieben und hatte offensichtlich seine Chancen abgewogen. Jens war kein so williges, hilfloses Opfer wie Finn. Mit dem legte man sich besser nicht an.
„Schwuchteln!“, hatte Lars schließlich nur abfällig gebrummt und war dann mit Marie abgezogen. Finn jedoch war augenblicklich die Röte ins Gesicht geschossen. Er war entsetzt gewesen, dass Jens ihn so einfach als seinen Freund ausgegeben hatte. Dabei war er doch gar nicht schwul und nun würden sich bestimmt alle das Maul über ihn zerreißen. Bislang war er immer schön unauffällig geblieben. Klasse, genau was er gebraucht hatte, so wenige Wochen vor dem Schulabschluss. Jens jedoch hatte ihn nur freundlich angelächelt, und noch bevor Finn ihm eine entsprechende Antwort hätte geben können, hatte er ihn einfach an der Hand gepackt und mit sich fortgezogen. Finn war viel zu überrascht gewesen, um sich zu wehren. Zumindest im ersten Moment. „Was soll das?“, hatte er schließlich herausgebracht und dann doch begonnen, sich energischer zu wehren und zu versuchen, sich Jens' Griff zu entziehen. Jens war stark und hatte den zappelnden Finn einfach weiter mit sich gezogen, dessen Gegenwehr dabei geflissentlich ignorierend. Wortlos hatte er Finn schließlich an einen Baum gedrückt und breit gegrinst. „Wieso, Finn? Wolltest du gerne Schläge von Lars bekommen? Stehst du da etwa drauf?“, hatte er schmunzelnd nachgefragt und Finn fest an den Schultern gepackt. Dem war die ganze Situation sehr unangenehm. Immerhin hatte Jens in diesem Moment direkt vor ihm gestanden und er hatte sich aus dieser beängstigenden Situation nicht selbst befreien können. So nahe war ihm bisher noch kein anderer Mann gekommen.
„Nein, natürlich nicht! Aber nun halten die mich alle für schwul“, hatte er Jens leise und anklagend vorgeworfen und dabei kaum gewagt, den anderen anzusehen. Erleichtert war Finn zu Bewusstsein gekommen, dass es zum Glück zu dunkel war, als dass Jens genau hätte sehen können, wie rot er bei diesen Worten geworden war. Der hatte nur gelächelt, Finn ein schelmisches Augenzwinkern zugeworfen und gemeint: „Wieso, bist du etwa nicht?“ Völlig sprachlos hatte Finn ihn angestarrt und gerade zu einer heftigen Antwort, natürlich bin ich nicht schwul! Was denkst du dir eigentlich? ansetzen wollen, als sich Jens plötzlich vorgebeugt und ihn fest auf den Mund geküsst hatte.
Der Kuss hatte Finn völlig überrumpelt. Vor allem, weil es ihm bei weitem nicht so unangenehm gewesen war, wie er gedacht hätte. Jens hatte seinen Kuss verstärkt, seine Zunge hatte sich zwischen Finns Lippen hindurchgeschoben und sanft Einlass in dessen Mund gesucht. Jens‘ Hand hatte sich zusätzlich fest auf Finns Schritt gelegt. Spätestens als sie sanft über den Stoff gerieben hatte, hatte dessen verräterischer Körper deutlich reagiert. Viel zu deutlich! Finn war zu sehr darüber erschrocken, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Als Jens endlich seine Lippen von ihm gelöst und Finn dabei tatsächlich ein leichtes Bedauern verspürte hatte, war die Verwirrung vollkommen gewesen. Jens hatte seine Hand sofort wieder weggenommen, Finn breit angegrinst und war dann endlich wieder zurückgetreten.
„Wusste ich es doch. Ich täusche mich nie“, hatte er triumphierend in Finns Ohr geflüstert. „Schätze, du hast jetzt ein echtes Problem. In mehr als einer Hinsicht.“ Lachend hatte er sich umgedreht und war im nächsten Moment auch schon verschwunden gewesen, hatte dabei einen völlig perplexen Finn zurückgelassen. Der hatte sich zwar danach genügend mit seinem Verstand darauf geeinigt, dass er natürlich nur so reagiert hatte, weil sich Jens so unverfroren an seiner Hose zu schaffen gemacht hatte. So etwas hätte ja schließlich jedem passieren können! Die innere Stimme, die ihn immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass er schon bei dem Kuss so reagiert hatte und er diesen zudem auch durchaus genossen hatte, hatte Finn fast eine Woche lang noch ignorieren können. Danach hatte er sich selbst mehr und mehr dabei beobachtet, wie er attraktiven Jungs hinterher starrte. Nie einem Mädchen. Niemals. Also stimmte es wohl. Er war schwul.
Finn tauchte aus seinen Erinnerungen auf und bekam mit, dass Robert bereits weitersprach.
„Ist ja nur so eine Idee, werde bloß nicht sauer. Also kann ja sein, dass der noch was
Weitere Kostenlose Bücher