Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
anderes meinte“, vermutete Robert gerade nachdenklich. „Ich mein ja nur. Meinte der eventuell ... ich, weiß ja nicht ... Die stehen doch sonst so auf ... Jungfrauen oder so?“ Robert sah Finn, der nur halb zugehört hatte, erwartungsvoll an. „Wie bitte?“ Na klasse! Finn verzog das Gesicht, Robert hingegen fuhr bereits ungerührt fort. „Ja, du bist doch noch ... ich meine, bist du ... du hast doch bislang ... noch nicht ...“ Immerhin geriet Robert bei seiner Vermutung reichlich ins Stottern, was dennoch nicht verhinderte, dass Finn bereits rot anlief. Er spürte es genau. Nun, wirklich erzählt hatte er Robert in der Hinsicht natürlich nichts. Leider lag der mit seinen Vermutungen jedoch absolut richtig. Schon ziemlich blamabel, mit fast einundzwanzig Jahren noch Jungfrau zu sein , erinnerte Finns Verstand ihn gerne. „Danke, dass du es erwähnst“, knurrte er peinlich berührt, beschämt über sich selbst und seinen roten Kopf. „Na toll! Du meinst also, der ist hinter mir her, weil ich halt schwul und eine männliche Jungfrau bin? Darauf soll der stehen?“ Finn klang überaus skeptisch, aber Robert nickte eifrig.
„Das heißt, wenn ich mich schnell entjungfern lasse oder so, dann sucht er sich jemand anderen?“, vermutete Finn und brach hochrot ab. Das klang ziemlich unwahrscheinlich, oder? Wobei … war vielleicht doch was dran an der Theorie ?
„Tun das Vampire nicht? Ich mein, die beißen doch sonst auch nur diese Mädels und die sind immer Jungfrau, oder so“, fuhr Robert fort, als er Finns skeptischen Blick bemerkte. Robert wirkte plötzlich wieder sehr sicher. Sein Weltbild, vielmehr sein Vampirbild, war auf jeden Fall klar definiert.
„Hallo? Er hat gesagt, er wäre kein Vampir, sondern ein Dämon“, warf Finn jedoch nüchtern ein. Hatte der Fremde nicht sogar gesagt, Vampire wären ausgestorben? Nein, ausgerottet. Und darüber schien er nicht gerade böse gewesen zu sein.
„Ist das nicht irgendwie dasselbe?“, zuckte Robert gleichgültig die Achseln.
„Vielleicht stehen sie auf das Gleiche? Eben auf unberührte Jungfrauen, in diesem Fall eben Jungmänner?“ Robert schien ernsthaft darüber nachzudenken.
„Ich weiß nicht. Was genau ist denn eigentlich ein Dämon?“, antwortete dieser zögernd und musste sich eingestehen, dass er im Grunde davon keine Ahnung hatte. Gab es denn Filme über Dämonen? Bestimmt weitaus weniger als über Vampire. Robert schien es ähnlich zu ergehen. Er dachte laut nach: „Ist das nicht irgend so ein Wesen aus der Hölle? Mit einer schrecklichen Fratze, Hörnern und Flügeln oder so?“ Ja, und mit Krallen und rot glühenden Augen , erinnerte sich Finn und schauderte. Mit einem Mal war er ganz froh, dass er in der Dunkelheit nicht mehr von dem Dämon gesehen hatte. Seufzend meinte er: „Mann, ich glaub ja nicht mal an einen Gott, warum sollte mich dann so ein Biest aus der vermutlich ebenso wenig existierenden Hölle toll finden? Und wieso beißt er mich und verfolgt mich dann? Das macht doch alles überhaupt gar keinen Sinn!“ Robert zuckte unbeholfen die Schultern. Darauf schien er auch keine Antwort zu wissen. Finn stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab, faltete seine Hände im Nacken und ließ den Kopf mutlos sinken.
„Er will es zu Ende bringen“, vermutete Robert schließlich pragmatisch. „Das hätte er heute prima machen können. Er hat es aber nicht mal versucht“, entgegnete Finn hingegen nachdenklich. Die Worte des Dämons kamen ihm ungefragt wieder in den Kopf: Wenn ich es gewollt hätte, wärst du bereits tot, glaub mir! Ein kalter Schauer lief ihm erneut die Wirbelsäule hinab. Dein Blut war eigentlich nur ein kleiner Vorgeschmack , hatte der Dämon auch gemeint. Ein Vorgeschmack? Worauf? Es gab bestimmt eine Erklärung für das Ganze. Es gab doch nicht wirklich so etwas wie Vampire oder gar Dämonen? Ein Höllenwesen? Was sollte das überhaupt sein? Finn war in der Mythologie nicht sehr bewandert, nahm sich allerdings fest vor, seine Wissenslücken dahingehend bald auszugleichen. Wenn er schon einen persönlichen Dämon hatte, wollte er wenigstens wissen, was das für ein Wesen war und vor allem, was es ihm antun konnte.
Da war die Angst wieder, kam mit der Erinnerung an rotglühende Augen und scharfe Zähne augenblicklich zurück. „Was soll ich denn jetzt nur machen, Robert?“, seufzte er verzweifelt und stieß heftig die Luft aus. „Der will was von mir, egal was! Ich habe eine Scheißangst davor, dass
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