Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
weil er schwul war, schien ihm völlig abwegig. Niemand hatte sich bislang wirklich für ihn interessiert, keine Frau, nicht einmal ein einfacher, schwuler Mann, wieso also ausgerechnet ein Dämon?
„Der hält dich immerhin für Brad Pitt“, warf Robert jedoch erstaunlich ernst ein. Na toll , seufzte Finn gequält, als ob ich mit dem auch nur im entferntesten Ähnlichkeit hätte. „Ich sehe doch wohl eher aus wie Christian Slater“, warf er daher auch ein und machte eine abfällige Grimasse. „Nur eben bedeutend größer.“ Robert verzog den Mund zu einem süffisanten Grinsen und meinte nur schmunzelnd: „Naja, der ist doch auch irgendwie nett! Bisschen dumm, aber süß.“ „Sehr witzig!“, schnappte Finn beleidigt zurück. Bei der Vorstellung von Finn in der Rolle des Journalisten mussten beide grinsen und konnten sich schließlich ein lautes Lachen nicht mehr länger verkneifen. Robert nahm mehrere Schlucke Tee und musterte Finn dann abermals kritisch. Schließlich senkte er den Blick und seine Hände spielten nervös mit dem Teebeutel. Offenbar tat er sich schwer damit, seine nächste Vermutung zu äußern. „Meinst du, das meinte er vielleicht damit, dass du gut riechst?“, probierte er es dann vorsichtig. Er blickte dabei kurz zu Finn auf, kaute auf seiner Unterlippe herum und senkte sofort wieder beschämt den Blick.
„Naja, halt dass er riechen konnte, dass du ...“, er pausierte und rang stammelnd nach weiteren Worten, „noch Jungfr … äh, naja, eben schwul bist?“
Finn blieb tatsächlich der Mund offen stehen, als Robert endlich seine gestammelten Worte herausgebracht hatte. Sehr wohl war ihm aufgefallen, was Robert zuerst hatte sagen wollen. Worauf wollte der da hinaus?
„Was weiß ich denn?“, gab Finn genervt und verunsichert zurück. Konnte ein Dämon so etwas riechen? „Verdammt, ich weiß es ja selbst erst seit knapp zwei Jahren oder so. Na ja ... irgendwie wohl schon länger, nur so wirklich, also ... “ Finn brach verlegen stotternd ab und fühlte seine Wangen rot werden.
Seit dich dieser Jens geküsst hat und du gemerkt hast, dass sich da bei dir mehr regt als bei einem Mädchen. Sein Verstand war gerne hilfsbereit und frischte seine Erinnerung diesbezüglich kurzfristig wieder auf. Natürlich war das überaus peinlich gewesen. Eine Gartenparty unter Jugendlichen mit ganz viel Alkohol. Finn, der keinen Alkohol mochte, war vermutlich einer der wenigen Gäste gewesen, die nach den ersten Stunden mit Bowle, Punsch und Wein noch nüchtern gewesen war. Zudem auch noch viel zu schüchtern. Ja, das war er eben! Verdammt, er konnte einfach nicht aus seiner Haut!
Eins der Mädels, Marie, hatte ihn wiederholt angemacht und sich schließlich zu dem einsamen Finn an den Tisch gesetzt. Dabei hatte sie eigentlich einen festen Freund gehabt. Der hieß Lars und hatte mit seinen Freunden nur wenige Tische entfernt gesessen, demnach jede ihrer Aktionen genau beobachten können. Irgendwann hatte er es wohl nicht mehr sehr lustig gefunden. Vor allem nicht, als Marie sich Finn plötzlich an den Hals geworfen und angefangen hatte, ihn heftig abzuknutschen, ohne dabei auf seine schwache, überrumpelte Gegenwehr zu achten. Betrunken, wie er war, war Lars wütend hinzugekommen. Finn hatte sich zwar augenblicklich aus Maries Armen gelöst und sie entschlossen von sich geschoben, doch Lars hatte das einfach ignoriert. Er war wohl gerade auf der Suche nach Ärger gewesen und der zurückhaltende, schüchterne Finn hatte dafür ein willkommenes Opfer abgegeben. Mit untrüglichem Instinkt hatte Lars erfasst, dass der schlaksige Junge ihm keinen Widerstand entgegensetzen würde. Solche Opfer mochte er augenscheinlich besonders. Er hatte Finn angeschrien, seine dreckigen Finger von seiner Freundin zu lassen und Finn war durchaus klar gewesen, dass er, egal was er noch gesagt hätte, der Wut des Angetrunkenen nicht mehr hätte entgehen können. Zwar war er relativ groß, aber dennoch schmal gebaut und bestimmt kein Schlägertyp. Ganz unerwartet war jedoch Jens dazwischen gegangen. Jens war deutlich älter als die anderen Jungs gewesen, hatte bereits zwei Klassen wiederholt und jeder hatte irgendwie gewusst, dass er schwul war. Er hatte daraus auch nie einen Hehl gemacht, und da er sehr groß und vor allem kräftig war, hatten ihn die meisten in Ruhe gelassen. Jens war augenblicklich vor Finn getreten, hatte Lars nur geringschätzig angelächelt und lässig gemeint: „Wenn deine Püppi den Süßen hier
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