Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
Franz von Assisi lehrte sogar, dass dereinst die gesamte Schöpfung, also auch die gefallenen Engel, die er für Dämonen hielt, nach ihrem Tod in ein eigenes Gottesreich eingehen würden.
Zur Abwehr der böse gesinnten Dämonen bedient man sich verschiedener Methoden:
Eine dämonisch verursachte Seuche kann durch die symbolische Hinrichtung einer nach dem Dämon gestalteten Figur bekämpft werden. Besessenen treibt man den Dämon mit bestimmten Ritualen aus. Das Haus wird durch grüne Zweige auf dem Dach vor Heimsuchungen geschützt. Der Schafhirte benutzt in dunklen Nächten eine Pfeife oder Peitschenknallen gegen dämonische Heimsuchungen seiner Herde. Ein unheimlicher, dämonischer Wind wird mit Messern angegangen. Auch das Läuten von Glocken vertreibt demnach Dämonen. Als pflanzliche Mittel wird Bilsenkraut empfohlen. Der Abwehr dient auch Eibe, Knoblauch und Wa cholder.“
Finn seufzte erneut und überlegte für einen kurzen Moment ernsthaft, ob er wohl in einer Apotheke diese Pflanzen bekommen könnte. Er lachte prompt über sich selbst. Wie würde wohl der Apotheker reagieren, wenn er fragte: „Was haben Sie gegen dämonische Heimsuchungen da? Gehörnt, scharfe Krallen und Zähne, stark bemuskelt und steht auf schwule Männer.“
Er grinste bei dem Gedanken, schob die losen Seiten achtlos zusammen und verstaute sie in seiner Tasche. Der Dämon war nicht zurückgekehrt, er sollte ihn einfach vergessen und schlicht unter „einmalige, mysteriöse Erfahrungen“ verbuchen. Gut gelaunt verließ er die Bibliothek und machte sich auf den Weg zu dem Buchladen, in dem er seit Kurzem arbeitete. Finn war mit sich und der Welt sehr zufrieden. Der Wechsel nach Lüneburg war ihm leicht gefallen, denn er fühlte sich hier deutlich wohler als in Hamburg. Tief atmete er den Duft der Stadt ein. Vom Flüsschen Ilmenau her wehte ein feuchter, angenehm frischer Geruch herüber. Die schmucken Fachwerkhäuser und die Kopfsteinpflasterstraßen gaben der Stadt ein schönes, mittelalterliches Flair. Obwohl Lüneburg sicherlich nicht gerade winzig war, bekam man doch den Eindruck einer eher ländlichen Stadt.
Finn genoss die warme Sonne, die ihm nach der Kühle in der Bibliothek angenehm ins Gesicht schien und er war der Meinung, dass das Leben eigentlich ganz schön sein konnte. Vor allem ohne Dämonen.
Die kleine Türglocke läutete dezent, als er den Buchladen betrat. Dieser war sehr klein und bis unter die Decke mit verschiedensten Büchern vollgestopft. Finn liebte den Geruch von altem Papier, der ihm prompt entgegenschlug. Sein Job war es, die Bücher zu archivieren, zu sortieren, auszupacken und einzuräumen. In diesem Laden wurden überwiegend gebrauchte Bücher verkauft. Es war eine ruhige Arbeit, die ihm viel Spaß machte. Er verdiente genug dazu, um über die Runden zu kommen und konnte sogar etwas sparen, denn hier in Lüneburg war das Leben weitaus günstiger als in Hamburg. Peter, der Ladeninhaber, nickte ihm kurz zu.
„Hallo, Finnegan“, begrüßte er ihn freundlich und Finn lächelte ihm zu. Peter war etwa fünfzig und für einen Buchladenbesitzer so klischeehaft, wie es nur möglich war. Er hatte schütteres, angegrautes Haar, welches sich an seinen Schläfen schon deutlich auslichtete. Zusammen mit der Brille, die ihm immer gleich von der großen Nase zu rutschen drohte, seinem offenen, runden Gesicht und dem huschenden, nachdenklich forschenden Blick, ergab sich das Bild eines gemütlichen, etwas verschrobenen Mannes. Er nannte Finn immer nur Finnegan. Wie Peter selbst sagte, hasste er Abkürzungen jeglicher Art, vermutete dahinter, wie eigentlich bei absolut allem, ein perfides, staatliches Überwachungssystem. Finn hatte sich daran gewöhnt. Auch daran, dass Peter hinter allem und jedem eine Verschwörung von Aliens vermutete.
„Hallo, Peter“, grüßte Finn freundlich zurück und stellte seinen Rucksack hinter dem Verkaufstresen ab.
„Was machen die Ufos?“, erkundigte er sich lächelnd und erntete einen unfreundlichen Blick von Peter, der wie so oft in seiner Lieblingslektüre, einem Buch über die Sichtungen Außerirdischer und Ufos, vertieft war.
„Ich sag es dir, wenn eins hier landet“, brummte Peter unwirsch und wandte sich sogleich wieder seinem Buch zu. Finn lächelte vor sich hin. Er zog Peter gerne ein wenig mit dessen UFO-Leidenschaft auf. Achselzuckend ging er nach hinten, um Kaffee zu kochen. Dabei fiel sein Blick auf vier große Kartons, die sich gleich hinter der Tür zum
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