Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
wahr sein! Warum passierte immer ihm so etwas? Er stieß geräuschvoll die Luft aus und hob ratlos die Schultern.
„Was kannst du denn im Gegenzug anbieten?“, vernahm er plötzlich eine tiefe Stimme sehr dicht an seinem Ohr und gleichzeitig strich ein warmer Atemhauch über seine Wange. Diese dunkle, merkwürdig vertraute Stimme! Finn erkannte sie sofort! Entsetzt wirbelte er herum und hob die Hände abwehrend hoch.
Er war allein, niemand war hinter ihm. Sein Herz raste ungefragt los, schaltete selbstständig auf Alarmstufe Rot. Adrenalin versetzte seinen Körper in Sekundenschnelle in Fluchtbereitschaft. Heiß pumpte das Blut durch die Adern, seine Hände wurden feucht und er fühlte genau, wie ihm kalter Schweiß am Rücken ausbrach. Dennoch war er unfähig, sich zu rühren. Das konnte, das durfte nicht angehen! Hier in Lüneburg war er doch in Sicherheit! Der Dämon gehörte zu seiner Hamburger Zeit, nicht hierher. Nicht in dieses Leben! Er war ihm doch entkommen. Das musste alles Einbildung sein, da waren sich Finn und sein Verstand rasch einig, überstimmten daher mehrheitlich die innere Stimme, die stur darauf bestand, dass sie die sanfte, dunkle, so verdammt erotische Stimme genau wiedererkannt hatte. Verängstigt blickte Finn sich um, starrte mit aufgerissenen Augen hin zu den Büschen, versuchte die Schatten darin zu durchdringen und bewegte sich gleichzeitig langsam rückwärts zum Haus zurück.
„Hast du mir denn was anzubieten?“, erklang die Stimme erneut, nun wieder in seinem Rücken und Finn schnellte sogleich herum. Vor ihm stand eine schattenhafte, undeutlich zu erkennende Gestalt. Groß, dunkel und eindeutig nicht menschlich, wie sogar sein Verstand zerknirscht zugeben musste. Das Gesicht war nur schemenhaft, nicht wirklich erkennbar, aber dennoch erfassten Finns Sinne mehr als ihm lieb war. Dieses Gesicht hatte nichts menschliches an sich. Glühende, rote Augen musterten ihn aus tief liegenden Höhlen, mehr wollte und konnte Finn nicht sehen, da trugen ihn seine Beine auch schon fort von dem unheimlichen Wesen. Sein Selbsterhaltungstrieb hatte ungefragt das Kommando über seine Armee aus Nervenbahnen übernommen und den Befehl zum sofortigen Rückzug erteilt.
Natürlich kam er nicht sehr weit. Ein starker, muskulöser Arm umschlang abrupt von hinten seine Taille und hob ihn einfach hoch in die Luft. Finn keuchte vor Schreck auf und erstarrte, als er den Kontakt zum Boden verlor. Ungläubig blickte er auf den sich rasch unter ihm entfernenden Gartenweg zurück. Immer höher wurde er in die Luft getragen und schloss entsetzt die Augen. Sein Verstand wollte nicht so recht glauben, was da geschah, kam in akute Erklärungsnot und trat daher kurzfristig einfach in den Streik. Ohne Vorwarnung, ließ das Wesen Finn los und er fiel unsanft auf einen harten Betonboden. Leicht benommen öffnete er die Augen. Es war noch hell genug, um zu erkennen, dass er auf einem Balkon gelandet war. Hastig drehte er sich um und erblickte die Gestalt des Dämons direkt neben sich. Keuchend robbte er zurück, bis er mit dem Rücken hart an das metallene Geländer des Balkons stieß. Sein dämonischer Entführer stand knapp einen Meter von ihm entfernt und rührte sich nicht.
Finn rief verzweifelt nach seinem Verstand und verlangte dringend nach einem Fluchtplan. Er musste hier weg, fort von diesem Dämon, der ihn tatsächlich wiedergefunden hatte. Hinter Finn war nur das Geländer, und ein vorsichtiger Blick seitwärts zeigte ihm, dass er mindestens im zweiten Stock eines Hauses war und nicht mal eben über das Geländer die Flucht ergreifen konnte. Er saß eindeutig in der Falle! Seine Gedanken rasten. Das passierte doch nicht wirklich ihm? Warum nur, was hatte er getan? Angstvoll zog er die Beine eng an si ch und sch ob sich dabei so weit er konnte an das Geländer heran. Seine feuchten Hände rutschten haltlos über das Metall hinter sich. Trotz der warmen Luft war ihm eiskalt. Er zitterte vor Kälte und Furcht. Abrupt spannte er all seine Sinne panisch an, als sich sein persönlicher Dämon plötzlich bewegte. Die Gestalt setzte sich bequem im Schneidersitz ihm gegenüber. Ein sanftes, bläuliches Licht vom gegenüberliegenden Hauseingang beleuchtete nun das fremde Wesen erstmals genauer. Überaus klar lieferte Finns, kurz neugierig an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrter Verstand, ihm nun die Details.
Das ist eindeutig kein Mensch!, gab dieser zum ersten Mal zu. Die tiefliegenden Augen des Fremden glühten in
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