Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
Wohnzimmer würde dieses Geräusch hören können. Finn hatte die Tür bereits zur Hälfte geöffnet, als ihn sein Glück verließ und diese ein leises, schnarrendes Geräusch von sich gab. Finn erstarrte, aber just im selben Moment ertönte hinter ihm ein grölendes Gelächter und lautes Geklatsche vom Fernseher her und der empörte Aufschrei des Mannes auf dem Sofa: „Oh Mann! D. war doch so etwas von einfach! Wie kann man nur so dämlich sein!“ Erschrocken zog Finn übereilt die Tür ganz auf. Laut und definitiv nicht mehr zu überhören, erklang ein kratzendes Geräusch, das Finn regelrecht durch Mark und Bein fuhr. Es war so eindeutig und laut, dass der Mann im Wohnzimmer es definitiv nicht überhören konnte. Finn verdrehte gequält die Augen. Oh Mann, wer schrieb hier bloß das verfluchte Drehbuch?
Augenblicklich ertönte hinter ihm auch schon die freudig erregte Stimme des Mannes: „Bist du schon da, Schatzi?“ Der Mann wartete keine Antwort ab, sondern veränderte abrupt seine Stimme und raunte nun deutlich lüstern: „Dann lasse ich dir ganze zehn Minuten Vorsprung, Süße! Ich erwarte dich dann heiß und nackt im Bett.“
Der Mann wäre ganz gewiss etwas erstaunt, wenn du dem wirklich nachkommen würdest, oder? , vermutete Finns innere Stimme belustigt. Irritiert zögerte er und musste stark an sich halten, um nicht zu kichern. Was würde der wohl zu einem anderen Mann in seinem Bett sagen? Vermutlich wäre er nicht so begeistert, wenn sich da ein nackter Mann vor ihm räkeln würde. Augenblicklich schoss Finn die Schamröte ins Gesicht und sein Verstand konfiszierte hastig alle Gedankenbilder.
Sieh besser zu, dass du hier herauskommst, ermahnte ihn dieser anschließend pflichtbewusst. Du solltest abhauen, anstatt an so etwas zu denken! Schatzi!
Finn zögerte nicht länger, sondern öffnete die Tür und trat eilig ganz hinaus. Dabei vernahm er noch die letzten, wollüstig gesprochen Worte des anderen Mannes: „Ich bin schon den ganzen Tag so scharf auf dich, Püppi! Wir werden es gleich richtig wild treiben! Bis in die Morgenstunden. Ich kann es kaum erwarten!“ Rasch schloss Finn die Tür hinter sich, ohne sich dabei um die verdächtigen Geräusche zu kümmern. Erleichtert stieß er die angehaltene Luft wieder aus und trat eilig die Flucht nach vorne beziehungsweise nach unten durch das hell erleuchtete Treppenhaus an. So schnell er konnte, eilte er die Stufen hinunter, wirbelte um die Ecken und stieß nur eine Treppe tiefer um Haaresbreite mit einer jungen, blonden Frau zusammen, die ihm entgegenkam. Sie blickte ihn überaus überrascht an, als er so abrupt seinen Lauf abbremste, trat aber sofort zur Seite und ließ ihn kopfschüttelnd vorbei. Finns Mund handelte bei ihrem verblüfften Anblick jäh selbstständig. Die Worte nahmen nicht einmal den Umweg über sein Gehirn, sie rutschten ihm heraus, ohne dass er es verhindern konnte.
„Sie werden schon überaus sehnsüchtig erwartet!“, brachte er mit hochrotem Kopf hervor und stürzte dann mit doppelter Geschwindigkeit an ihr vorbei und weiter die Treppen hinab. Bis er unten war und durch die Haustür hindurch die Sicherheit der Straße erreicht hatte, biss er sich fest auf die Unterlippe und versuchte mühsam, sich ein Lachen zu verkneifen. Doch es gelang ihm nicht und das Lachen stieg unweigerlich in ihm hoch, brach sich laut Bahn. Was für eine absurde Situation! Nochmals führte er sich diese filmreife Szene vor Augen. Atemlos kicherte Finn vor sich hin und Erleichterung durchflutete ihn warm. Er war tatsächlich entkommen, ohne dass ihn der Ehemann an den Füßen vom Balkon hatte baumeln lassen, oder seine Ehefrau ihn mit einem Nudelholz hinaus gejagt hatte. Glucksend lachte er und stützte sich dabei an der Wand ab.
Hau endlich hier ab, erinnerte sein Verstand ihn ermahnend.
Ja, bevor der wütende Ehemann doch noch hinter dir herkommt, ergänzte seine innere Stimme grinsend. Finn stimmte ergeben zu, schluckte jedes weitere Lachen hinunter und lief los. Rasch erkannte er, wo er war. Zum Glück nur wenige Straßen von seiner Wohnung entfernt. Schnell schlug er den Weg nach Hause ein. Mittlerweile war es völlig dunkel geworden und sein Bedarf an Adrenalin war für heute wahrlich gedeckt.
Langsam kam ihm zu Bewusstsein, was da gerade passiert war. Dieser dreimal verfluchte Dämon hätte ihn da wirklich in ganz schöne Schwierigkeiten bringen können. Finn bog in seine Straße ein und erreichte das Haus von Frau Schuster. Hektisch
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