Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
suchte er in seiner Tasche nach dem Schlüssel, zog ihn heraus und steckte ihn ins Schloss. Ein vertrautes, flatterndes Geräusch ließ ihn herumwirbeln.
Hinter ihm stand der Dämon, halb im Schatten verborgen, sodass er ihn nur schemenhaft erkennen konnte und sein Verstand die Details hilfreich aus der Erinnerung ergänzte.
„Ich hätte dir natürlich auch gerne wieder heruntergeholfen, wenn du nur was gesagt hättest“, ertönte die dunkle und belustigte Stimme des Dämons.
Finns Körper war wohl die reichliche Verschwendung von Adrenalin leid oder die Reserven waren schlichtweg ausgegangen, denn er spürte plötzlich gar keine Angst mehr in sich aufsteigen, sondern nur noch Ärger. Zornig starrte er auf die rotglühenden Augen.
„Verschwinde! Hau ab!“ zischte er wütend. „Lass mich einfach in Ruhe! Das war echt eine beschissene Situation eben!“
Noch ehe der Dämon reagieren oder Finns Angst ihn wieder erstarren lassen konnte, schloss der auf und war durch seine Haustür verschwunden. In Sicherheit! Erleichtert lehnte er sich von innen an die Tür. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Herz erstaunlich ruhig und normal weiter schlug. Merkwürdigerweise war er sich gerade sehr sicher, dass der Dämon ihn nicht weiter belästigen würde, wenn er in seiner Wohnung war. Finn stellte seine Tasche neben das Schuhregal und zog sich die Schuhe aus. Er hatte es nicht wirklich erkennen können, aber die seltsamen, roten Augen hatten tatsächlich eine Spur verblüfft ausgesehen, als er den Dämon so angegangen war. Finn stieß schnaubend die Luft aus. Verdammter Dämon, sollte er doch in der Hölle schmoren! Da, wo er hinge hörte.
Der Dämon stand draußen minutenlang reglos da, ganz auf das Geräusch von Finns erstaunlich ruhig schlagendem Herzen konzentriert und lächelte dann amüsiert in sich hinein. Sieh an! Der kleine Mensch konnte ja auch seine Krallen ausfahren. Das gefiel ihm durchaus.
Finn ließ sich erstmal in seinen Sessel fallen und rekapitulierte die Ereignisse dieses Abends. Der letzte Rest Adrenalin war aus seinem Blut gewichen und er erfasste nun erst wirklich, was da eigentlich passiert war.
Der Dämon, sein persönlicher Dämon, hatte ihn wahrhaftig geküsst. Diese hässliche, bedrohliche Fratze hatte sich seinem Gesicht genähert und der lippenlose Mund voll scharfer Zähne hatte sich dann in einen Mund mit weichen Lippen verwandelt. Und auch wenn Finn sich sicher war, dass er eigentlich entsetzt und voll Ekel daran denken sollte, reagierte sein komischer Körper auch auf die Erinnerung lediglich mit einem wohligen Schauer. War er denn nun völlig verrückt geworden? Sein Verstand gab in dieser Sache vorsichtshalber keinen Kommentar mehr ab. Was hatte das wohl alles zu bedeuten gehabt?
Zu gern hätte er jetzt Robert angerufen. Er nahm sogar sein Handy und klappte es auf, zögerte dann aber, als er ins Telefonbuch wechselte. Finn war sich nicht sicher, ob er Robert wirklich davon erzählen sollte. Dass er sich von einem Dämon hatte küssen lassen, war etwas, was auch ein Robert wohl nicht ganz nachvollziehen können würde. Vor allem nicht, dass es Finn gefallen hatte. Rasch klappte er das Handy wieder zu und legte es auf den Tisch. Aufstöhnend verbarg er sein Gesicht in den Händen. Erst dieses Fiasko mit Dave, dann kam auch noch dieser verdammte Dämon und brachte ihn völlig durcheinander. Er sollte sich doch fürchten. Er sollte doch vor Angst zittern, stattdessen hatte die Gestalt eine so wundervolle, maskuline Aura gehabt, dass er jetzt noch erschauerte. Das war doch krank!
Nimm erstmal eine Dusche, riet sein Verstand pragmatisch. Eine kalte Dusche, ergänzte seine innere Stimme und Finn folgte diesmal brav seinen Beratern. Nun ja, ganz kalt mochte er es dann doch nicht und er ertappte sich dabei, dass er sich mit geschlossenen Augen leicht über sein Glied rieb, dabei an den Kuss dachte, der dieses tiefe Kribbeln in ihm ausgelöst hatte. Erschrocken sah er an sich hinab und zog die Hand weg, als ob er etwas Verbotenes tun würde. Er war gerade nur von den Gedanken an den Kuss halbsteif geworden!
Finn stöhnte genervt auf und lehnte die Stirn an die kalten Fliesen. Das durfte doch nicht wahr sein oder? Er wurde hart, wenn er an einen Dämonenkuss dachte? Was war nur mit ihm los? Besser wäre es, an Dave zu denken, diesen unerreichbaren Traummann. Viel besser! Finn stellte rasch fest, dass dieses Bild ebenso gut, wenn nicht sogar noch besser funktionierte und er bald darauf schon
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