Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
fühlte es sich hart und rissig an, dann wurde es erstaunlich weich und nachgiebig, verwandelte sich in weiche Lippen, die sich erregend auf die seinen pressten.
Dieses fremdartige Wesen, dieser Dämon, er ... küsste ihn!
Finns Lippen reagierten völlig selbstständig, während sein Verstand noch eilig dem verpassten Bus hinterherrannte und erwiderten den erstaunlich angenehmen, leidenschaftlichen, süßen Kuss. Das waren menschliche Lippen und sie waren so viel schöner als alles, was Finn je gespürt hatte.
Voll, weich, köstlich und fordernd, schrie seine innere Stimme begeistert auf.
Überrumpelt ahnte er, dass sein erregter Körper plötzlich etwas ganz anderes als Adrenalin ausschüttete. Ihm war warm und kalt zugleich und sein Kopf schien regelrecht zu glühen. Beinahe seufzte er sehnsüchtig bedauernd auf, als sein Verstand endlich aufgeholt hatte und erschrocken aufschrie. Im selben Moment löste sich der Dämon schon von ihm und wich überaus hastig zurück. In einer fließenden, raubtierhaften Bewegung erhob sich die große Gestalt, breitete die ledernen Flügel aus und sprang ansatzlos in den Nachthimmel. Zurück blieb ein verwirrt dreinblickender Finn. Sein Gefühlskarussell drehte sich mit enormer Geschwindigkeit und ließ seinen Kopf schwirren.
Dieses Gefühl von herrlichen und vollen Lippen auf seinen und … weiter kam er nicht, denn sein entsetzter, leicht überforderter Verstand meldete sich mit einer Warnmeldung und holte ihn schleunigst in die Wirklichkeit zurück. Da war ein deutlicher Druck in seinem Schritt, wo der Stoff sehr unangenehm zu spannen begann.
Oh, verdammt!
Er war gerade hart geworden. Beim Kuss eines ... eines Dämonen!
Noch immer völlig entgeistert, brauchte Finn mehrere Minuten, bis er sich endlich wieder bewegen konnte. Sein Herz klopfte nach wie vor in erhöhter Alarmbereitschaft. Er spähte in alle Richtungen, um sicher zu sein, dass der Dämon wirklich verschwunden war, sammelte dann hastig sein Buch und die losen Papierseiten vom Fußboden auf. Wenig sorgfältig stopfte er alles hektisch in seine Tasche und richtete sich dann auf. Jetzt hatte er ein echtes Problem und das war zwei Stockwerke hoch. Noch immer war er auf einem fremden Balkon weit über der Straße und hatte keine Ahnung, wie er wieder runterkommen sollte.
„Verflucht!“, knurrte er ärgerlich vor sich hin und lehnte sich über das Geländer, um nach einer Möglichkeit zu suchen sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Doch es gab kein Regenrohr oder sonstiges, an dem er sich hätte, hinunter hangeln können. Finn war sich auch nicht sicher, ob er sich trauen würde, aus dieser Höhe hinabzuklettern. Das war doch nun wirklich zu dumm.
In jedem Film gab es eine Möglichkeit, wie der Held aus solch einer Situationen entkommen konnte, warum klappte es in der Realität nicht? , fragte er sich enttäuscht. Weil du wohl mal wieder nicht die Rolle des Helden bekommen hast, sondern die der komischen Nebenfigur, half seine innere Stimme gerne aus und duckte sich geschickt unter seinem Faustschlag weg. Finn krallte seine Hände wütend ins Geländer. Was sollte er denn nun tun? Suchend wandte er sich um und starrte auf die Fensterscheiben hinter sich. Grüne Vorhänge verwehrten ihm jeden Blick in das Innere der Wohnung, in der kein Licht brannte. Offensichtlich hatte keiner der Bewohner mitbekommen, was sich hier gerade auf ihrem Balkon abgespielt hatte. Wie erstaunt sie wohl gewesen wären, wenn sie zufällig aus dem Fenster gesehen hätten.
„Verflucht nochmal!“, wiederholte Finn unschlüssig. Was sollte er nur machen? Vielleicht anklopfen? Nur, was würden die Bewohner dazu sagen, wenn plötzlich ein fremder Mann auf ihrem Balkon stand? Wie sollte er, verflixt nochmal, erklären, wie er da hingekommen war? Entschuldigen Sie bitte, mich hat da eben ein geflügelter, gehörnter Dämon auf Ihrem Balkon abgesetzt. Darf ich mal bitte durch Ihre Wohnung wieder hinaus?
„Mist, Mist, Mist!“, verwünschte er den Dämon. Wie konnte der ihm so etwas Peinliches antun? Okay, ganz ruhig, Finn. Nachdenken , befahl er sich selbst und versuchte seinen zwangsläufig aufkommenden Ärger zu bändigen. Irgendwie musste er hier runter und es gab nur einen Weg: den durch diese fremde Wohnung. Ob er sich wohl mit Schlafwandeln herausreden konnte?
Er hob zaghaft die Hand, klopfte sachte gegen die Fensterscheibe und wappnete sich innerlich vor einer überaus unangenehmen Situation. Dieser verdammte Dämon! Dafür
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