Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
würde er büßen! Kaum klopften seine Knöchel gegen die Glasscheibe, schwang die Balkontür jedoch schon nach innen auf. Finn stutzte überrascht. Die Tür war tatsächlich nur angelehnt gewesen. Wer erwartete auch schon, dass jemand hier, vom Balkon im zweiten Stockwerk aus in die Wohnung eindrang?
Verdammtes Glück gehabt, jubelte seine innere Stimme auf. Er drückte, mutiger geworden, mit der flachen Hand die Tür auf und blickte sich vorsichtig im Raum dahinter um. Was, wenn jemand in diesem Raum schlief?
Doch alles blieb dunkel und ruhig, als er eintrat. Dies war offensichtlich ein Schlafzimmer, in dem sich zu seinem Glück niemand aufhielt. Sein Verstand wies ihn jedoch darauf hin, dass durch die nur angelehnte Tür ein flackerndes Licht und Geräusche eines laufenden Fernsehers zu hören waren. Folglich war doch jemand in der Wohnung. Vorsichtig schob er sich mit klopfendem Herzen an die Schlafzimmertür heran und spähte durch den Spalt in den Nebenraum. Der Fernseher erhellte mit seinem bläulichen Licht den Raum, so konnte Finn auch den dunklen Hinterkopf und die kräftigen Schultern eines Mannes, der lässig beide Arme nach hinten über die Lehne der vor dem Fernseher stehenden Couch gelegt hatte, erkennen. In der rechten Hand hielt er eine Bierflasche und war offenbar in das Fernsehprogramm vertieft. Finn schluckte nervös und versuchte, einen Fluchtweg zu planen. Die einzige Möglichkeit, die es für ihn gab, war rechts, durch die Wohnzimmertür, von dort aus ging es zum Flur, hin zur Haustür. Entschlossen holte Finn Luft, wischte sich seine feuchten Handflächen an der Jeans ab und zog dann langsam die Tür weiter auf, ohne den Hinterkopf des Mannes dabei aus den Augen zu lassen. Wenn dieser sich womöglich jetzt umdrehte? Seinem Verstand wollte so spontan kein passender Spruch einfallen, der seine Anwesenheit in diesem fremden Schlafzimmer logisch erklären könnte.
Wenn ich den anderen Mann nur hypnotisieren könnte ... , wünschte sich Finn.
In jedem Film drehte sich der Typ mit absoluter Gewissheit genau im passenden Moment um, würde ihn entdecken und dann hätte er ein echtes Problem. Zumal der Mann natürlich groß und kräftig war und ganz gewiss nicht lange fragen würde, was ein fremder, junger Mann im Schlafzimmer seiner Freundin oder Frau zu suchen hatte. Finn schluckte mehrmals hintereinander, um seine Angst und den Kloß im Hals loszuwerden, dann öffnete er leise die Tür und drückte seine Tasche fest an sich. Vorsichtig schlich er in das Wohnzimmer. Es waren nur wenige Schritte bis hin zum Flur, wo die rettende Haustür nur auf ihn wartete. In manchen Filmen schaffte der Protagonist es wohl sogar bis kurz vor die Haustür. Meist jedoch nicht. Diese Aussicht ließ ihn noch vorsichtiger werden.
Er schaute zu dem Mann auf der Couch hinüber dieser sah sich „Werde Millionär?“ an und tatsächlich zögerte Finn ganz kurz irritiert und wandte automatisch mit einer gewissen Neugier den Kopf, als die nächste Frage verlesen wurde.
„Welcher Film stammt von Herbert Bullig? A. Das Handtuch des Manischen, B. Der Handschuh des Manitu, C. Der Schuh Gottes oder D. Die Hand an der Liege?“, fragte der Moderator mit einem spöttischen, gelangweilten Gesichtsausdruck.
„E. Dieser Film hier“, flüsterte Finns Verstand sarkastisch, als er auf Zehenspitzen weiter in Richtung Ausgang schlich. Prompt zuckte er zusammen, als der Mann auf dem Sofa ein abfälliges Stöhnen von sich gab und seine ganz eigene, verächtliche Antwort verlauten ließ:
„Oh man, so ein Schwachsinn an Frage. B! Das weiß doch jeder! Lasst euch doch mal was Besseres einfallen oder schmeißt ihm das Geld gleich hinterher!“
Finn erstarrte kurz vor Schreck und bewegte sich unwillkürlich schneller, jedoch noch immer betont geräuschlos. Unbehelligt erreichte er den Flur, von wo aus ihn der Mann nicht mehr sehen konnte. Erleichtert griff Finn nach der Türklinke, betete zu allen Hollywoodgöttern, Drehbuchautoren und jedem anderen, der ihm in dieser Situation irgendwie behilflich sein könnte, dass dieser Film keine lächerliche Szene enthielt, in der ihm gleich die resolute und empörte Ehefrau in die Arme lief. Bitte lasst mich hier nur heil herauskommen! , flehte er.
Offenbar wurden Finns Gebete erhört, denn die Klinke ließ sich tatsächlich geräuschlos herunterdrücken. Ganz behutsam und langsam öffnete er die Tür. Sein Herz klopfte ihm laut bis zum Hals und er hatte durchaus ein wenig Sorge, der Mann im
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