Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
sehnten. Roger hingegen war doch der perfekte Typ für solche Fantasien. Wer würde sich da noch jemand anderen wünschen? Finns Wangen wurden unwillkürlich heiß und er warf einen verschämten Blick zu dem jungen Schmied hinüber, den der jedoch nicht bemerkte.
Peter streckte seinen Kopf aus der Tür und Finn blickte von dem letzten Karton auf. „Machst du hier gleich dicht, wenn ihr fertig seid, Finnegan?“, brummte Peter. „Vorne ist schon zu.“ „Klar, mache ich, Peter. Bis übermorgen dann“, antwortete Finn sofort und erklärte mit Blick auf den fragend dreinblickenden Roger, während er zur Tür ging: „Peter hat seine Wohnung oben über dem Laden.“ „Du hast jetzt Feierabend?“, erkundigte sich Roger interessiert. Finn nickte nur bestätigend, holte seine Tasche und zog die Tür zu, um abzuschließen. Er schulterte seine Tasche und ergriff dann sein Rad. „Bis dann“, warf er Roger zum Abschied über die Schulter zu. Der stand noch immer unschlüssig im Hof. „Ich könnte dich mitnehmen, wenn du möchtest“, bot ihm Roger unvermittelt an, gerade als Finn an ihm vorbeigehen wollte. „Äh ..., ich weiß ja gar nicht, ob es nicht ein Umweg für dich ist?“, antwortete Finn überrumpelt und blickte ihn unsicher an. „Hey, ich sitze ja am Steuer, also bestimme ich, ob es ein Umweg ist oder nicht“, konterte Roger grinsend und griff bereits nach dem Rad. „Komm schon, Finn. In dem Bus ist genug Platz für dein Fahrrad und egal, wo du hin musst, so ein großer Umweg kann es hier nicht sein. Wir sind in Lüneburg, nicht in einer riesigen Großstadt!“
Sei nicht wieder feige, ermahnte Finns innere Stimme ihn. Er ist doch sehr nett und sieht auch noch gut aus. Außerdem hat er leider eine Freundin, kam die obligatorische Info von seinem rationalen Verstand. Eben, also völlig ungefährlich , tat seine innere Stimme achselzuckend ab.
„Okay“, meinte Finn zögernd, während sein Rad bereits im Bus verschwand. Roger schob die Tür schwungvoll zu und stieg ein. „Na los. Wo geht es hin?“, forderte er den noch unentschlossen herumstehenden Finn durch die heruntergelassene Scheibe auf. Warum eigentlich nicht? Entschlossen öffnete Finn die Beifahrertür, nahm seine Tasche von der Schulter und stieg ein, während Roger bereits den Motor startete. Finn nannte ihm seine Adresse und Roger fädelte sich rasch in den Verkehr ein.
„Du bist nicht so der gesellige Typ, oder?“, überraschte der Schmied ihn nach einer Weile mit einem Seitenblick. Ganz in Gedanken versunken zuckte der prompt zusammen. Was sollte diese Frage denn?
„Nein, nicht so“, nuschelte er ertappt und seine innere Stimme knuffte ihn mahnend in die Seite. „Ist doch nicht schlimm“, grinste Roger zu ihm herüber und sprach dann einfach weiter: „Ich rede eher zu viel und meist auch ungefragt. Manchmal labere ich die Leute regelrecht zu. Kommt leider auch nicht bei allen so gut an. Okay, bei manchen schon. Die halten einen dann für cool.“ Der Schmied schnaubte und grinste entschuldigend zu Finn herüber. „Aber manchmal sollte ich wohl auch lieber mal die Klappe halten“, seufzte er und schwieg ungefähr fünf Sekunden lang. „Hast du eigentlich eine Freundin?“, erkundigte er sich dann völlig unvermittelt. „Nein“, antwortete Finn unbehaglich, rutschte hin und her. War ja klar, dass so eine Frage in jedem Gespräch auftauchen musste. Zwanzig und noch solo. Ging ja gar nicht. Nein, ich habe keine Freundin und hätte ohnehin lieber einen Freund, dachte er wehmütig. Und der könnte durchaus so nett sein wie du und gerne auch so aussehen. Ich habe leider nur einen persönlichen Dämon und erotische, feuchte Träume.
„Ich auch nicht“, erklärte Roger lächelnd und zuckte die Schultern. „Hat sich noch nichts ergeben. Ein paar Mal war es ganz nett, aber das Richtige war noch nicht dabei.“ Moment! Hatte er nicht gesagt ... Finns Verstand nahm die Information wissbegierig auf und auch die innere Stimme setzte sich sofort alarmiert auf. „Hast du nicht vorhin erzählt, du hättest eine Freundin? Die, für die die Bücher sind?“, erkundigte sich Finn verblüfft und Roger lachte auf. „Ach ja, Angelika. Ja, sie ist meine Freundin. Eine sehr gute Freundin sogar“, erklärte er. „Aber nur meine Mitbewohnerin.“ Seine grünen Augen sahen verschmitzt aus. „Sie ist ein bisschen schräg. Eine echte Kräuterhexe eben. Sie kann alle möglichen Krankheiten kurieren, pendelt, legt Karten, braut dir Tees zusammen,
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