Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
Bus und grinste nur. „Ich sag ja, sie ist ein bisschen schräg. Sie hat das zweite Gesicht“, meinte er, als ob diese Erklärung Finn voll ausreichen müsste. Der nickte nur sprachlos. „Schräg“ war ein viel zu schwaches Wort für Angelika und was zur Hölle war ein zweites Gesicht? Nachfragen wollte er hingegen nicht. „Angelika liebt diese Art von Büchern. Sie ist völlig vernarrt in sie“, erklärte Roger, als sie den zweiten Karton zum Haus trugen. „Bei jedem neuen Buch verknallt sie sich erstmal in den Helden.“ Roger zuckte die Achsel, beugte sich ein wenig zu Finn hinüber und raunte verschwörerisch: „Insgeheim hofft sie, dass sie ihren Traumhelden ebenso einfach treffen wird, dass er ihr plötzlich gegenübersteht und rosa Herzen um sie herumschweben.“ Roger lachte hell auf. „Liebe auf den ersten Blick eben!“, fügte er zwinkernd hinzu.
Wer wünscht sich das wohl nicht?, bemerkte Finns innere Stimme leise seufzend. Bis auf die rosa Herzchen, bemerkte der Verstand hingegen trocken. Hey, wir sind schwul, da müssen sie sogar pink sein, ergänzte die innere Stimme grinsend und Finn verbot ihr weitere Bemerkungen.
„Du hast sie also quasi gerade mit circa zweihundert potentiellen neuen Lovern verkuppelt, Finn“, grinste Roger anzüglich und Finn fühlte bei dieser harmlosen Anschuldigung sofort ungewollte Röte in sich aufsteigen. So haben die „Beißer“ doch einen echten Fan gefunden und Romanhelden waren immerhin alle gut aussehend, supercharmant, sexy und hervorragend im Bett. Finn seufzte auf, wenn auch so leise, dass Roger es nicht hören konnte. Wie gerne hätte er auch einen davon.
Sie luden die restlichen Kartons aus und stapelten sie auf der Veranda, während von Angelika nur ab und an merkwürdig sehnsuchtsvolle Seufzer zu hören waren. Als sie den letzten Karton abgestellt hatten, stieß Roger sie mit dem Fuß an. „Wenn du dich mal kurz aus den Armen von Lord „Schnulzwasauchimmer“ lösen kannst? Ich zeige Finn eben die Werkstatt. Magst du uns inzwischen einen Kaffee kochen?“, fragte er sie ermahnend. „Mm, klar“, nuschelte Angelika, noch immer ganz in ihr Buch vertieft. „Lord West heißt er. Mit Milch und Zucker oder Schwarz?“ Finn brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sie wohl ihn gemeint hatte. „Ja, klar“, brachte er verwirrt heraus. „Äh ..., beides wäre prima.“
Roger zog den perplexen Finn schmunzelnd mit sich zum Anbau hinüber und öffnete die Tür. Überrascht blieb dieser im Türrahmen stehen. Es war, als ob er ein anderes Reich betreten hätte. Die Luft roch nach Rauch, Feuer und heißem Eisen, ein etwas beißender Geruch, der ihm in die Nase stach. Gegenüber glühte es rot in einem riesigen Ofen und in der Mitte des Raumes stand ein großer Amboss. Die Wände und die Decke hingen voller metallener Gegenstände. Schwerter, Messer, Äxte, Hämmer, Sensen, Haken, Schaufeln, Harken, dazwischen Schnallen, dann Schmuck, Ketten, Amulette und Diverses, dem sein Verstand der Einfachheit halber nur den Namen „ Dingsbums “ geben konnte. „Gefällt es dir?“, erkundigte sich Roger freudig, als er Finns überraschten Ausdruck sah. „Habe ich alles selbst gefertigt.“ „Wow!“, machte Finn sichtlich beeindruckt. „Das ist ja Wahnsinn. Toll.“
Es war umwerfend. Finn trat an eine Wand mit Ketten und Schmuck heran. Gürtelschnallen und Spangen hingen hier neben feinem, filigranen Silberschmuck und rostigen, runden Metallplatten. Es war ein bisschen, als ob man in einem Museum Schmuck aus allen Epochen zusammengetragen hätte. Ein buntes Sammelsurium aus Metall, faszinierend, ein wenig fremdartig und doch vertraut. So wie Rogers Skulpturenwald im Garten. Der Schmied trat erneut neben ihn und deutete auf die Gegenstände. „Das verkaufe ich auf den Märkten. Schmuck überwiegend und auch Schwerter und Waffen“, erklärte er offenkundig stolz.
Er nahm eine kleine, runde Metallscheibe und zeigte sie Finn. „Das zum Beispie l ist ein Siegel gegen Krankheiten. Das Siegel des Buer. Und das“, erklärte er und nahm ein weiteres herunter, „ist das Siegel des Gaap. Es steht für Freundschaft und Gunst. Es sichert dir die Liebe und Zuneigung eines wahren Freundes.“
Roger blickte Finn ein wenig zu lange an, wie seine innere Stimme anmerkte, allerdings war der gerade selbst in anderen Gedankengängen gefangen. Genau, was ich brauche , dachte Finn belustigt. Ich sollte es mal an jemandem wie Dave ausprobieren . „Gibt es auch
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