Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
versinken drohte. Finn hatte es getan, eine Verbindung zu ihm hergestellt. Dave hatte ihn in seinem Bewusstsein gespürt und ihm verwirrt Halt gegeben und Finn zurückkehren, das Tor schließen lassen. Wenn Dave ihn jetzt womöglich ebenso berühren konnte ...
Hastig richtete er sich auf, zog Finn dichter an sich heran. Er musste ihn in der Schwarzen Leere suchen, Finns Bewusstsein finden, berühren und ihn zurückholen.
Finn! , rief er in Gedanken, suchte an jenem nur zu vertrautem Ort. Finn!
Dave tastete, erinnerte sich zwanghaft an das Gefühl der Berührung durch das fremde Bewusstsein, an alles, was Finn ausmachte und horchte angestrengt in die Dunkelheit hinein.
Wo war Finn? Dunkel, undurchdringbar, breitete sich die Schwärze um ihn aus. Gelegentlich vermeinte er Schatten wahrzunehmen, dunkleres Schwarz in der Finsternis, doch kein Finn. Er musste ihn finden. Irgendwo musste jenes winzige, kaum sichtbare Licht in der Düsternis sein, das Finn war. Die Schwärze war nahezu undurchdringlich und in Dave zog sich alles furchtsam zusammen. Diese unendliche Leere war entsetzlich vertraut. Es gab kaum etwas, vor dem sich der Dämon in ihm instinktiv mehr fürchtete, als tiefer in die Schwärze zu gehen. Nur wenn er es nicht tat, würde Finn sich endgültig darin verlieren. Dies war kein Ort für Menschen, kein menschlicher Verstand konnte hier überleben.
Erneut wallte der Schmerz in Daves Brust hoch, durchbohrte ihn mit unsichtbaren Krallen, riss und zerrte an seinen Eingeweiden. Der Schmerz war präsent wie ein waidwundes Tier, hinterließ eine blutige Spur in der Finsternis und schien ihn tiefer hineinzuleiten.
Finn? Wo bist du? , rief Dave erneut lautlos in die Schwärze hinein. Um ihn wisperten leise Stimmen, ein Raunen hob an, sehnsuchtsvoll und einsam. Oh, er wusste genau, wie sie sich fühlten, körperlos, schwebend in der unendlichen Leere.
Zart streifte etwas Daves Bewusstsein wie die flüchtige Berührung eines Blattes, das sanfte Kitzeln einer Feder. Finn? , rief er erneut, konzentrierte sich auf den Schmerz, auf denjenigen, dem dieser galt. Ich bin hier. Komm zu mir.
Abermals berührte ihn etwas, unglaublich schwach und haltlos, doch Dave griff entschlossen zu, verwob das kaum vorhandene Gefühl von Finns Präsenz mit seinem Bewusstsein. Irgendwo vernahm er ein bekanntes Echo auf seine Rufe und lauschte genauer. Eine menschliche Stimme, Worte mit Bedeutung, einem menschlichen Bewusstsein entsprungen.
Hilf mir!
Eine sehr leise Stimme, weit entfernt, unglaublich verzweifelt. Dave streckte seine Arme danach aus, lehnte sich weiter hinaus in den schwarzen Abgrund, ignorierte seine eigene Furcht, die ihn laut genug vor dem Sturz warnte. Die Berührung verstärkte sich, als ob Finger nach ihm greifen würden, seine ausgestreckten Hände packten. Im selben Augenblick wurde Dave klar, wie er die geraubte Energie zurückfließen lassen konnte. Sein Herz pochte, hämmerte die fremde Angst, den eigenartigen Schmerz mit harten Schlägen durch seinen Körper. Dieses merkwürdige, schmerzhafte Gefühl in ihm war der Schlüssel! Er musste es umformen, anstatt dagegen zu kämpfen, sich davon leiten lassen, hin zu Finns Bewusstsein in der Schwärze, den Schmerz zu dem zurückverfolgen, der diese Gefühle in ihm erweckt hatte.
Der Schmerz breitete sich aus, schien zu einem schwach grau schimmernden Weg zu werden. Ein Hinweis, ein Weg aus der Dunkelheit, dem Finn folgen konnte, der ihn zurückführte. Zurück, zurück zu mir, raunte Dave verlangend. Vorsichtig sandte er die Energie über den entstandenen Pfad, vernahm das aufgeregte Raunen und Zischen um sich herum, spürte ihre Gier, die Wut, die Verzweiflung. Nahrung so nahe, so viel und dennoch unerreichbar ohne Körper, ohne Präsenz.
Finns Bewusstsein reagierte zaghaft. Dave? , flüsterte es leise, ungläubig. Bist du das?
Ich bin hier, Finn , rief er ihm zu. Komm zu mir. Folge dem Pfad zurück . Komm zu mir. Die Energie floss träge, zögernd wie waberndes Wasser, ein Schimmer in der Schwarzen Leere, verfolgt von tausend hungrigen Augen und gierig sabbernden Mäulern. Körperlos griffen sie nach der Energie, wollten sie kosten, nur einen Hauch davon schmecken, schrien ton- und wortlos ihre Qual und ihren Zorn hinaus. Dave verstand ihre Gefühle, wusste um den endlos bohrenden Hunger, das Wüten in den Eingeweiden, dem Herz, der Seele. Nichts von dieser köstlichen Energie war für sie erreichbar, nur für Finn.
Dave blinzelte, beugte sich über
Weitere Kostenlose Bücher