Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
verstärkte seine Angriffe eifrig: Du warst naiv, dumm, einfältig! Daves schöne Worte haben dich eingelullt, sein attraktiver Körper dich blind gemacht. Du hast nur noch mit deinem einsamen, vernachlässigten Schwanz gedacht, du Blödmann!
Finn wimmerte, doch die Argumente trafen direkt in sein Herz.
Klar warst du fasziniert von Dave, davon, dass ein solcher Mann etwas an dir finden würde. Illusion! Finns Verstand lachte bitter auf. Alles Illusion und Lüge. Niemand findet dich attraktiv oder hält dich für etwas Besonderes. Du warst nur gut genug, um Dave ein paar lustige Tage lang zu befriedigen. Und als du Idiot ihm dämlicherweise deine unsterbliche Liebe gestehen musstest, hat er das einzig Richtige gemacht und ist auf und davon. Was hast du anderes erwartet? Dave war nur auf sein Vergnügen aus. Große Brocken fielen aus dem Schutzwall und Finns Verstand nutzte die Lücken, erreichte das geschützte Innere, zerrte ihn grob aus seiner Ecke hervor und konfrontierte ihn unablässig mit der grausamen Realität. Die harten Fäuste seines Verstandes trafen Finn gnadenlos, der seine Arme schützend über den Kopf hob, sich dennoch nicht wehren konnte.
Dies ist kein schnulziger Liebesfilm, Finn, fuhr der Verstand erbarmungslos fort. Ein solcher Mann liebt dich nicht. Der begehrt allerhöchstens deinen willigen Körper. Vielleicht wollte der mal eine Jungfrau haben. Du warst nur ein Stück Fleisch für ihn, dein jungfräuliches Loch eine Herausforderung! Finns Verstand seufzte und hockte sich neben den weinenden Finn.
Und seien wir mal ehrlich: du gehörst einfach nicht in seine Welt. Ja, er sieht umwerfend aus, ist sexy ohne Ende, der feuchte Traum schlechthin.
Finn wimmerte erneut auf und seine innere Stimme warf dem Verstand böse Blicke zu, streichelte Finn beruhigend über den Rücken. Sein Verstand seufzte resignierend und fügte hinzu: Dave ist erfolgreich, er hat Geld, er kann alles, jeden haben. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, er wäre an dir interessiert? Ein Landei, ein Niemand!
Finn wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Daves Worte kamen ihm in den Sinn: Wenn du am Leben bleiben willst, bleib weg von mir!
Welch seltsame Drohung. Was hatte das nur zu bedeuten? Warum durfte er ihn nicht lieben? Wieso nicht? Warum stieß ihn Dave von sich?
Erneut öffneten sich Finns Schleusen und das Wasser strömte ihm heiß und salzig übers Gesicht. Er schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte in die Handflächen hinein, bis er nicht mehr konnte, der Schutzwall endgültig zusammenbrach.
Das hast du nun davon, warf seine innere Stimme dem Verstand verstimmt vor. Ewiger Besserwisser!
Besser, er akzeptiert es einfach, konterte der Verstand und strich sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Finn hörte nicht mehr hin, zu erschöpft, zu leer war er. Schwärze begrub ihn unter den Trümmern seiner Schutzmauer. Die Erschöpfung ließ ihn schlafend auf dem Fußboden liegen bleiben, während das Licht schwand, der Tag sich dem Ende zuneigte und in die Nacht überging.
Schwarz um ihn, schwarz in ihm.
Erst am folgenden Morgen wachte Finn wieder auf. Wobei man es wohl eher als ein Dämmern bezeichnen konnte, welches langsam in den Wachzustand überging. Er brauchte keine Zeit, sich zu orientieren oder zu begreifen, was geschehen war. Finn wusste es, sogar, warum er hier auf dem Boden lag. Warum ihn seine Knochen und sein ganzer Körper schmerzten, sein Kopf zu zerspringen drohte. Es gab nur eine Wahrheit. Nur eine Realität: Dave war fort. Er hatte Dave verloren.
Erneut kamen die Tränen hoch, doch nun hatte sich die Welt weiter gedreht. Finn hatte die Zeit nicht anhalten können. Es gab keine Möglichkeit, wie er die Zeit zurückdrehen konnte, wie er die Ereignisse ungeschehen machen konnte. Er lebte und das Leben ging weiter. Er sollte besser auch funktionieren.
Steh auf, forderte sein Verstand, steh auf, bewege dich. Lebe weiter. Ich will nicht, dachte Finn trotzig. Ich will hier liegen bleiben und vergessen. Ich will nicht einfach weitermachen. Seine innere Stimme erinnerte ihn zaghaft an seine Bedürfnisse: Hunger, Durst, Harndrang. Du musst leider aufstehen, Finn Gordon. Wenn du nicht aufstehst, verursachst du hier eine Riesensauerei, ermahnte ihn sein pragmatischer Verstand. Vermutlich war es denn auch Finns Erziehung, die ihn tatsächlich hoch trieb, die Verpflichtung der Zivilisation, sich nicht einfach auf dem Boden zu erleichtern.
Mühsam richtete er sich auf und
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