Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
hatte Max nur ein wenig zurückschieben wollen. Dieser fing sich jedoch schnell.„Macht gar nichts. In deinen starken Armen schmelze ich eben dahin, Finn“, brachte er seufzend hervor und wunderte sich dennoch über den starken Griff, den er dem schlaksigen jungen Mann ganz bestimmt nicht zugetraut hätte.
Finn lächelte verlegen, das Lächeln erreichte allerdings nicht ganz seine Augen, in denen ein eigenartig melancholischer Ausdruck tiefer Trauer zu sehen war. Die anderen starrten ihn noch immer verblüfft an. Unsicher schaute Finn von einem zum anderen.
„Äh … hallo“, begrüßte er sie und blickte sich wie gewohnt ein wenig scheu um.
Roger war aufgesprungen und trat nun an Finn heran. Kurz war er versucht, ihn ebenfalls zu umarmen, Finns trauriger Blick hielt ihn allerdings davon ab. Roger runzelte unwillkürlich die Stirn, denn der Finn, den er vor einer Woche zuletzt gesehen hatte und dieser hier waren durchaus verschieden. Finn schien sich irgendwie verändert zu haben. Angelika und Michael ging es nicht anders, verwundert starrten sie den großen, jungen Mann in der ausgeblichenen Jeans und dem karierten Hemd an.
Finn wirkte größer als sie ihn in Erinnerung hatten, als ob er sich mehr gestreckt hätte. Er wirkte trotz seines schüchternen Grinsens selbstbewusster, war ... präsenter, fand Angelika. Er verströmte eine ganz andere Art von Ausstrahlung als noch zuvor. Erstaunt betrachtete sie seine Aura, konnte nicht recht erfassen, was sich verändert hatte, doch die Farben wirkten dunkler und zugleich intensiver. Sowohl Roger als auch Max fiel hingegen auf, dass Finn irgendwie ... attraktiver und männlicher wirkte. Seine weichen Gesichtszüge waren fester geworden und die leichte Melancholie in den Augen gab ihm ein etwas entrücktes Aussehen. Wirkte er vorher etwas unscheinbar, durch seine Unsicherheit und Schüchternheit beinahe kindlich und wenig selbstbewusst, so sah er heute insgesamt erwachsener aus.
Roger ertappte sich bei dem Gedanken, dass Finn auf seine Weise ein wirklich attraktiver Mann war und er staunte selbst, dass es ihm zuvor nicht so extrem aufgefallen war.
„Hey, hallo, Finn“, begrüßte ihn Michael mit einem seltenen, offenen Lächeln. Finn war die Musterung durch die anderen nicht entgangen, aber er schob es darauf zurück, dass Roger ihnen eventuell doch etwas erzählt hatte. Er straffte die Schultern entschlossen, bereit, sich nichts anmerken zu lassen. Und vor allem: nicht heulen!, ermahnte ihn sein pflichtbewusster Verstand.
„Finn! Das ist schön, dass du kommen konntest!“, rief Angelika erfreut, sprang auf und umarmte den jungen Mann herzlich. Roger beneidete sie um ihre offene, direkte Art. Frauen hatten es da einfacher. Er selbst hatte Schwierigkeiten, Finn unbefangen gegenüberzutreten, was sicherlich daran lag, dass er wusste, wie es im Moment in diesem aussehen musste, beruhigte er sich. Ehrlicherweise lag es wohl eher daran, dass er den jungen Mann mittlerweile mit anderen Augen ansah. Da war es schwer, sich ihm kumpelhaft zu nähern.
Für einen Moment kam ihm der Gedanke an Peters Schicksal und plötzlich schien ihm dieser Finn, der viel geheimnisvoller wirkte, unbekannt.
Ärgerlicherweise reagierte auch ein anderer Körperteil auf diesen Finn wesentlich deutlicher, sodass Roger jeden Gedanken daran, Finn auch nur im Entferntesten so zu begrüßen wie Angelika, fallen ließ. Er hob stattdessen die Hand grüßend und setzte sich rasch wieder hin. Hoffentlich hatte niemand etwas bemerkt.
„Du kommst gerade recht zum Essen“, fuhr Angelika freundlich fort und Finn quittierte ihre auffordernde Handbewegung mit einem Lächeln.
„Gutes Timing, oder?“, fragte er grinsend und ging an dem ihn noch immer mit offenem Mund anstarrenden Max vorbei zum Tisch.
„Mach den Mund zu, Max. Du wirst sonst gleich anfangen zu sabbern“, kommentierte Michael nüchtern in seiner üblichen, trockenen Art, während Max Finn mit den Augen verfolgte. Roger musste unwillkürlich auflachen, weil Max wirklich aussah, als ob er Finn gleich anfallen würde. Der Barde klappte hastig den Mund zu und kam wortlos zu ihnen zurück, setzte sich wie ferngesteuert Finn gegenüber und starrte ihn weiterhin an, als ob er ihn noch nie zuvor gesehen hätte. Dieser lächelte etwas scheu und das schien nun wirklich der alte Finn zu sein.
„Geht es dir wieder gut?“, erkundigte sich Michael. „Roger sagte, du warst krank.“
Die anderen schauten ihn überrascht an, denn Michaels
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